Wein und mehr | 11. Januar 2018

Wiederbelebung eines Vergessenen

Von Petra Littner
Im Dreierteam haben Bettina Schumann, Ralph Ropohl und Lukas Meier einen einst populären Wein – den Badisch Rotgold – zu neuem Leben erweckt. Die erste Charge wird im März bei der Fachmesse ProWein vorgestellt.
Das Ergebnis der ersten Auflage des neu interpretierten Badisch Rotgold schlummert noch in den Fässern.
Als wir an einem kalten Dezembermorgen verabredet sind, ruhen die Weine noch in den Fässern. Obwohl es ganz still ist, herrscht eine gewisse Spannung. Das muss die Vorfreude sein, denke ich mir, und schaue mich in dem nüchternen Lagerraum um. Rund 30 Barriques mit unterschiedlichen Verschnitten sind hier  untergebracht. „Badisch Rotgold-Keller” nennt ihn Bettina Schumann. Zusammen mit Ralph Ropohl betreibt die gebürtige Berlinerin zwei Weinhäuser: Das Weinhaus Bettina Schumann und das Weinhaus Rabe.  Seit 2015 haben sie ihre Produktionsstätte in der ehemaligen St.Katharinenkellerei in Endingen-Königschaffhausen am nördlichen Kaiserstuhl. Den Weinausbau begonnen haben die beiden nach dem Weinbau- und Oenologie-Studium an der Uni Geisenheim in einer Garage mit Experimenten für den Eigenbedarf. Erfahrungen gesammelt hatte Ralph Ropohl unter anderem auf Weingütern in Sachsen, im Breisgau und im Markgräflerland. Bettina Schumann hatte Anstellungen bei Erzeugerbetrieben in der Ortenau und am Kaiserstuhl.
Lukas Meier hat die Idee zu einer Neuinterpretation angestoßen.
Mit Lukas Meier kam im Herbst 2016 ein junger Dritter hinzu, der sich mit Hingabe der Weinbereitung widmet. Er war es auch, der 2014 Spätburgundertrauben  aus seinem gepachteten Rebstück mit Grauem Burgunder eines Kumpels vermählte. Bei Betty  und Ralph weckte er damit die Lust auf eine Neuinterpretation des ehemaligen Klassikers ‚Badisch Rotgold‘.

Typischer Charakter in zwei Varianten
Bettina Schumann und Ralph Ropohl ist die Vorfreude auf den neuen Badisch Rotgold deutlich anzumerken.
Das Ergebnis intensiver Vorbereitungen wird nun zweifach schmeckbar: in einem durchgegorenen Wein mit weniger als fünf Gramm Restzucker und deutlichen Fruchtaromen sowie in einer halbtrocken ausgebauten Variante des Badisch Rotgold, die mit zirka elf Gramm Restzucker den Geschmack einer Kundschaft treffen soll, die es unkompliziert mag. Beide Varianten sind im Übrigen spontan vergoren und erhalten keine Süßreserve, wie Bettina Schumann betont. Das Verhältnis von Grauburgunder (mindestens 51 Prozent) zu  Spätburgunder ist für sie dabei stets Leitlinie. Damit die jeweilige Stilistik passt, probieren die drei regelmäßig. Der Spätburgunder liefert den Geschmack dunkler Beeren und die belebende Säure, während aus dem Grauburgunder mittels Maischestandzeit ausgeprägte Zitrusaromen herausgekitzelt werden. „In Kombination absolut appetitanregend”, schwärmt Bettina. Weiteres Feedback holen sich die jungen Weinmacher auch bei den Kollegen der Generation Pinot. Man lädt sich gegenseitig ein und verkostet. „Das gibt Auftrieb und inspiriert zu neuen Herangehensweisen”, erklärt Ralph. Lukas Meier hat es Ende 2017 auf ein Weingut in Südafrika verschlagen, wo er für die Kellerwirtschaft verantwortlich ist. Sooft wie möglich reist er aber zu den gemeinsamen Abstimmungen nach Hause. Im Januar ist es nun so weit: Die unterschiedlich ausgebauten Weine werden filtriert und cuvettiert. „Ein besonders aufregender Moment, denn dann ist alles untrennbar vereint”, schwärmt Ralph in sichtbarer Vorfreude. Seine leidenschaftliche Beschreibung  führt indessen unweigerlich dazu, dass ich die sorgfältig abgestimmten Aromen bereits auf dem Gaumen zu spüren und das schillernde Rosé vor Augen zu haben meine.