Mitentscheiden, Verantwortung tragen
Seit drei Jahren.
Ist die Annahme zutreffend, dass Sie heute mit 45 Jahren zwar nicht mehr zu den ganz Jungen, aber noch klar zu den Jüngeren im Aufsichtsrat zählen?
Ja – ich bin einer der Jüngsten, Aufsichtsrat und Vorstand zusammengenommen.
Nein, wir standen dafür nicht in der Schlange und es gab keine Kampfabstimmung darüber, wer es wird. Wir hatten vielmehr schon die Diskussion, einen Posten fallen zu lassen. Aber das zu erhaltende Mitspracherecht wog dann doch schwerer.
Ich betrachte mich als Genossenschaftswinzer aus Überzeugung. Und ich möchte auch die Möglichkeit haben, meine Ideen und Ziele einzubringen, wie man die Genossenschaft gestalten kann. Ich bin der Meinung, dass man sich hier grundsätzlich einbringen und verwirklichen kann. Wenn man mitentscheiden möchte, muss man aber auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Aus diesem Grund bin ich Mitglied im Aufsichtsrat unserer Genossenschaft. Durch meine Mitgliedschaft und frühere Sprecherfunktion bei der Jungwinzervereinigung CreatiWi sehe ich mich bei uns auch als Bindeglied zwischen Jungwinzern und Geschäftsleitung. Wir sind konkret auf der Suche nach einem neuen Projekt, das wir dann der Geschäftsführung vorstellen wollen.
Wenn Sie sich bei Berufskollegen Ihrer Altersgruppe umschauen oder bei noch Jüngeren – wie sieht es mit der Bereitschaft aus, Ehrenämter in Genossenschaften zu übernehmen, hier Verantwortung zu tragen und dabei eigene Ziele voranzubringen?
Die Bereitschaft ist eher schleppend. So bin ich schon oft von älteren Vorstandsmitgliedern in anderen Genossenschaften angesprochen worden, wie wir zum Beispiel unser Jungwinzerprojekt umgesetzt haben. Das brennt vielen Genossenschaften in Baden unter den Nägeln. Es gibt Nachwuchssorgen zuhauf.
Wir haben gemeinsame Sitzungen und da ist der Informationsfluss schon groß; also wirklich ein Fluss und kein Rinnsal. Nichtsdestotrotz muss man selbst schauen, dass man sich auf dem Laufenden hält. Wenn ich zum Beispiel irgendwo beim Einkaufen bin, dann schaue ich, wie wir positioniert sind mit unseren Weinen, und überlege bei Bedarf, was man verbessern könnte. Die Geschäftsleitung ist dafür offen und man bekommt auch Zusammenhänge erklärt. Und manchmal ist es doch nicht immer so einfach, wie wir Winzer uns das im Weinmarkt vorstellen.
Vor allem die Botschaft: Wenn man etwas gestalten möchte, und da ist Bedarf im badischen Weinbau, dann muss man sich halt auch engagieren. Ich kann nicht nur „motzen” über ein Gremium und ansonsten nichts selber mit anstoßen wollen. Man muss sich im Weinbau nicht unbedingt immer gleich selbstständig machen, um sich zu verwirklichen. Man kann in einer Winzergenossenschaft mitunter vieles bewirken. Das möchte ich gerne rüberbringen.