Fachliches | 30. November 2017

Kirschessigfliegen ohne Beifang töten

Von der Redaktion
Hat die Kirschessigfliege (KEF) eine Fläche befallen, drohen totale Ernteausfälle. Der Schädling macht Landwirten und Winzern das Leben schwer. Unter anderem aufgrund des Klimawandels breitet sich das aus Asien eingeschleppte Insekt auch in Deutschland immer weiter aus.
Mit Licht und Duftstoffen will die Firma 3win Maschinenbau aus Aachen nun gemeinsam mit Forschern der Universität Hohenheim eine spezielle Falle entwickeln, in der die angelockten Fliegen durch einen kurzen Stromschlag abgetötet werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit rund 300.000 Euro. „Zielgerichtet schützen wir so die Obst- und Rebenbestände vor dieser eingewanderten Art und schonen zeitgleich andere Insekten. Damit tragen wir zum Erhalt der Artenvielfalt bei und helfen den betroffenen Produzenten”, so Professor Werner Wahmhoffder, der stellvertretende Generalsekretär der DBU. Bisherige nicht-chemische Ansätze, die Schädlinge zu bekämpfen, seien nicht zufriedenstellend, betont DBU-Experte Dr. Holger Wurl. Bekannte Abwehrstoffe zeigten nicht die gewünschte Wirkung, sodass die Fliegen weiterhin ihre Eier in reifen Früchten ablegten. Wirksame Bekämpfungsmittel gefährdeten teilweise auch nützliche Insekten wie Bienen und führten so zu weniger Biodiversität. Fallen würden bisher nur zur Beobachtung genutzt. Massenfang gelte als zu teuer.
Massive Ernteausfälle
Globalisierung und Klimawandel führten dazu, dass Schädlinge aus anderen Teilen der Welt auch bei uns heimisch würden, so Wurl weiter. Die Kirschessigfliege aus Asien versetze die deutschen Winzer und Obstbauern seit 2009 in Schrecken: Ihre hohe Vermehrungsrate und Vorliebe für viele Obstsorten hätten sie zu einem der gefährlichsten Schädlinge Europas gemacht. Habe sie ihre Eier erst einmal in die reifen Früchte abgelegt und hätten sich die Maden entwickelt, drohten totale Ernteausfälle. 2014 sei es in Deutschland zu massiven Ernteverlusten gekommen. Allein in Mittelbaden habe es Einbußen von drei Millionen Euro gegeben. „Schon heute ändern Obstbauern und Winzer wegen dieser Fliege ihre Anbaugewohnheiten. In Südeuropa werden die gefährdeten Herbsthimbeeren bereits nicht mehr angebaut. Damit der Erwerbsobstbau dauerhaft bestehen kann, ist es dringend notwendig, neue und gleichzeitig nachhaltige Produktionsverfahren zu entwickeln, die einen Beitrag zur ressourcenschonenden Produktion leisten und gleichzeitig wirtschaftlich sind”, meint auch Dagmar Wirtz, die Geschäftsführerin von 3win Maschinenbau.
Anbaubetriebe, Verbraucher und Natur profitieren
Bei dem Projekt sollen auch Praxisbetriebe mit Testflächen dabei sein. Ihre aktive Mitarbeit zeige, dass die Entwicklung einer Fliegenfalle für die Betroffenen von zentraler Bedeutung sei, so Wahmhoff. Zudem entspreche die Entwicklung eines umweltverträglichen Fallensystems dem Ziel nachhaltiger Anbauverfahren. Aber nicht nur Obst- und Weinproduzenten profitierten, der Verbraucher erhalte bei erfolgreichem Abschluss und Verwendung der Falle später Lebensmittel, die nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, und außerdem werde die Biodiversität gefördert. Wahmhoff lobt: „Mit solchen Projekten wollen wir helfen, Boden, Biodiversität und Gewässerqualität zu sichern und dem Erwerbsobstbau Zukunftsperspektiven zu sichern. So stellen wir die Weichen dafür, dass auch nachfolgende Generationen in einem intakten Ökosystem leben können.”