Weinbauverband | 05. April 2018

Schutzgemeinschaft auf dem Weg

Von Walter Eberenz
„Die Zukunft gestalten – bevor sie da ist”, benannte der Badische Weinbauverband das Motto seines Weinbautages 2018 am 15. März in Offenburg. Bei der Mitgliederversammlung tat dies der Verband mit einem eindeutigen Votum für eine Satzungsänderung, mit der die Schutzgemeinschaft für das Anbaugebiet Baden auf den Weg gebracht werden kann.
Die Änderung der Verbandssatzung war wichtige Voraussetzung für die Gründung einer Schutzgemeinschaft. Verbandsjustiziar Otmar König (am Rednerpult) erläuterte die zu ändernden Passagen.
Die erste Besonderheit des Badischen Weinbautages war, dass Verbandspräsident Kilian Schneider nach langer krankheitsbedingter Abwesenheit wieder unter den Winzern weilte. „Ich freue mich, wieder daheim bei Ihnen zu sein”, sagte er eingangs und der ganze Saal quittierte dies mit Beifall. Gute Wünsche der Grußwortredner für die weitere Genesung schlossen sich an. Letztere waren in guter Personalstärke gekommen: Neben Fachpolitikern von Grünen, CDU, SPD und FDP aus dem Landtag waren dies Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes (DWV), und die Offenburger Oberbürgermeisterin Edith Schreiner als „Hausherrin” des Saales. Der Frost 2017 war ein wichtiges Thema der Ansprache Kilian Schneiders. Er dankte dem Land für die Hilfen und betonte für die Zukunft in Sachen Wetterextreme, „dass wir in Baden auf Prävention setzen”. Dabei erwähnte er unter anderem, dass der Kaiserstuhl und Tuniberg jetzt auch einen Hagelflieger bekommen –  das ist somit der dritte in Baden. Schneider vewahrte sich gegen unlautere Schuldzuweisungen an den Weinbau beim Pflanzenschutz (Thema Artenvielfalt, Insektensterben), obgleich man natürlich auch nicht die Augen verschließen dürfe. Von der Schutzgemeinschaft, die dem Berufsstand mehr Eigenständigkeit in wichtigen Handlungsfeldern bringt, erhofft er sich, „dass sie Baden nach vorne bringt”. Schneider schloss mit Appellen an die innerberufsständische Solidarität in Baden und erwähnte dabei sowohl die Badische Weinwerbung als auch die Badische Landesweinprämierung.Dass die Einführung eines neuen Bezeichnungsrechts nach romanischem Vorbild („Herkunft als Qualitätsversprechen”) als Teil der Arbeit der Schutzgemeinschaft noch intensiv diskutiert werden dürfte, deutete sich  beim Badischen Weinbautag an. DWV-Präsident Klaus Schneider warb als Grußredner   für die  neuen Bezeichnungen. „Das alte Prädikatssystem ist eigentlich obsolet”, sagte er im Verlauf seiner Erläuterungen. Worauf im Saal Stephan Danner, Geschäftsführer der Durbacher Winzergenossenschaft, dazu beisteuerte, dass er zwar Befürworter der Schutzgemeinschaft sei, aber die neuen Bezeichnungen nicht gutheiße. Er habe gute Verkaufserfolge mit traditionell bezeichneten Weinen. Kurzerhand ließ Danner im Saal darüber abstimmen, wer „Kabinett trocken” für wichtig halte. Etliche Arme gingen hoch. Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch sprach als Hauptrednerin auf der Mitgliederversammlung darüber, „wo die Chancen für den Weinbau in Baden-Württemberg sind”. „Wir haben gute Rahmenbedingungen, die wir vielleicht besser nutzen müssen”, betonte sie und zählte dazu unter anderem gut ausgebildete Winzer und einen kaufkräftigen Markt vor der Haustür. Das Land werde den heimischen Weinbau  weiterhin mit einer verlässlichen Förderpolitik begleiten. Neben den bekannten Programmen machte sie auf die neue „Absatzförderung für den Binnenmarkt” aufmerksam (siehe Der Badische Winzer, März 2018, Seite 7). Im Tätigkeitsbericht von Verbandsgeschäftsführer Peter Wohlfarth nahm die Perspektive der Schutzgemeinschaft ebenfalls breiten Raum ein. Er warb dafür, sie als Chance zu betrachten und schloss die Möglichkeiten, eines neuen Bezeichnungsrechts mit ein. „Mögen sich der Gemeinschaftsgedanke und die Solidarität in Baden positiv weiterentwickeln”, schloss er seinen Bericht.
Präsident wieder „an Bord”: Erstmals seit seiner Erkrankung im August vergangenen Jahres trat Kilian Schneider wieder auf einer Versammlung vor badischen Winzerinnen und Winzern auf.
„Wir sollten solidarisch sein, vor allem im Außenauftritt”: Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch sieht darin einen der Schlüssel für eine erfolgreiche badische Weinwirtschaft.