Nachrichten | 03. November 2016

Weine mit Grahms Handschrift

Von Detlef Brötzmann
Jochen Grahm will Weine machen, die nicht vergleichbar sind und eine persönliche Note tragen. Der Jungwinzer trägt im elterlichen Weingut GravinO in Kürnbach im Kraichgau Verantwortung in Weinberg und Keller.
Mit seiner Philosophie hat Jungwinzer Jochen Grahm viel Erfolg.
Eingestiegen in den Familienbetrieb ist Jochen Grahm im Jahr 2010. Heute lenkt der 33-jährige Winzer und staatlich geprüfte Techniker für Weinbau und Önologie maßgeblich die Geschicke im Weinberg und im Keller.
Das rund zehn Hektar große Weingut weist eine Besonderheit auf, denn neun Hektar der Fläche befinden sich in Baden, ein Hektar in Württemberg. Somit ist Jochen Grahm ein echter Grenzgänger zwischen zwei Weinbauzonen mit allen organisatorischen Befindlichkeiten, die dieser Umstand mit sich bringt. 2011 machte der Jungwinzer aus der Not eine Tugend und kreierte eine Rotwein-Cuvée mit der geschützten Bezeichnung „Grenzgänger”, die die besondere Lage des Weingutes herausstellte. Diese Begrifflichkeit fand bei den Kunden einen sehr guten Anklang.
Die handwerklichen Grundlagen für seinen Beruf als Winzer erlernte Jochen Grahm auf zwei Weingütern. Die ersten Berufserfahrungen sammelte er anschließend als Geselle beim renommierten Weingut Burg Ravensburg, wo er bereits in jungen Jahren für die komplette Traubenverarbeitung verantwortlich zeichnete. Im Jahr 2006 führte ihn sein Weg an die Technikerschule für Weinbau und Önologie in Weinsberg, die er 2008 mit Erfolg  abschloss. Zwei Praxisjahre folgten, um weiter Erfahrungen zu sammeln, bevor er in das Weingut der Eltern einstieg.
Erfolge eingeheimst
Jochen Grahm darf sich zu Deutschlands besten Winzern zählen: Beim Wettbewerb „Deutschlands beste Jungwinzer 2016” des Genussmagazins „Selection” errang er bundesweit Platz fünf. Außerdem erzielte er mit einem Riesling trocken des Jahrganges 2014 mit drei Sternen eine sehr gute Bewertung in der Kategorie Steillagen. Der Riesling ist sein besonderes Steckenpferd. Dies zeigte sich beim internationalen Rieslingwettbewerb 2016 „Best of Riesling”, dem größten Wettbewerb dieser Art weltweit. Unter 2600 Teilnehmern erreichte Jochen Grahm in Neustadt mit einem Riesling trocken in der Kategorie Steillage eine sehr gute Wertung.
Doch der staatlich geprüfte Techniker für Weinbau und Önologie hat ein Händchen für praktisch jeden Wein. Bereits in seiner Ausbildungsphase gelang ihm 2006 beim „Vaihinger Löwen”, dem Deutschen Lembergerpreis, in der Königsklasse Lemberger Barrique ein sensationeller Erfolg mit der Belegung des zweiten Platzes. Über die Jahre folgten weitere Preise.
Besonderes draus machen
Die eigene Messlatte hängt der Jungwinzer sehr hoch: „Ansporn für mich ist, Weine zu machen, die nicht vergleichbar sind und die eine persönliche Note tragen. Man muss jeden Jahrgang nehmen, wie er kommt, und versuchen, etwas Besonders daraus zu machen”. Das ist seine persönliche Philosophie, wobei er den Weinen im Keller ausgiebig Zeit zur Reife lässt. Im Keller experimentiert er schon mal gerne, um die besonderen Nuancen der einzelnen Weine herauszurbeiten.
Dass Jochen Grahm damit auf dem richtigen Weg ist, zeigt auch sein Erfolg beim internationalen Grauburgunderpreis 2016, wo er am Kaiserstuhl mit einem Grauburgunder „Alte Rebe” trocken, Jahrgang 2015, für eine besondere Qualität mit vier Sternen ausgezeichnet wurde. Wichtig ist für ihn auch der Vertriebsweg, denn 80 Prozent der Weine werden überregional über den Weinfachhandel an den Verbraucher geliefert. „Da ist es wichtig, dass man auch dem Händler Hilfestellung gibt”, erläutert Jochen Grahm, der auch  auf Messen ein gefragter Ansprechpartner ist. Auch Weinseminare hat er bereits geleitet. Er ist Mitglied bei der Generation Pinot und bei der Weiße-Burgunder-Charta. Zu seinen Zielen zählt die Entwicklung des elterlichen Weingutes, das mit einer Veranstaltungs- und Bewirtungsfläche gerade eine Erweiterung  erfährt. Des Weiteren spielt er mit dem Gedanken, künftig Weinseminare in eigener Regie anzubieten.