Nachrichten | 30. Juni 2016

Ein Standortfaktor für das Urlaubsland

Von Detlef Brötzmann
Seit dem Jahr 2012 werden jährlich die besten Projekte mit dem Weintourismuspreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. In diesem Jahr sind die Stadt Offenburg und die Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg die Preisträger.
In der Verbindung von Weinbau und Tourismus steckt großes Potenzial. Dies verdeutlichen zahlreiche Projekte in den Weinbauregionen Baden-Württembergs.    Zwischen Taubertal und Bodensee finden sich viele preisgekrönte Winzer und malerische Weinberge, die Landschaft und Lebensgefühl prägen. „Das macht den Weinbau zu einem bedeutenden Standortfaktor für das Urlaubsland Baden-Württemberg”, sagte der auch für den Tourismus zuständige Minister für Justiz und Europaangelegenheiten, Guido Wolf, bei der Preisverleihung im Schloss Bruchsal. „Vielerorts ist die Geschichte des Weinbaus besonders in den Kulturdenkmälern, wie Klöstern, Burgen und Schlössern, sichtbar geblieben. In diesen Monumenten steckt ein großes Potenzial für den Weintourismus. Wein, Kultur und Kulinarik haben in Baden-Württemberg eine lange Tradition, die noch stärker genutzt werden muss”, erklärte Wolf. 
Die beiden diesjährigen Hauptpreise gehen an die Stadt Offenburg für das Konzept „Genuss, Wein und Bewegung” und an die Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg für das Projekt „Weinerlebniswelt”. 
In ihrem Gesamtkonzept „Genuss, Wein und Bewegung” habe die Stadt Offenburg Weingenuss  und Stadterlebnis auf vorbildliche Weise zusammengeführt, sagte Andreas Braun, Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. Bei regelmäßigen Weinstadtführungen, Weinspaziergängen und an einem Weinwandertag können Gäste die Stadt Offenburg und ihre Weine kennenlernen. Abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten führen die Touren durch Weinberge und zu Winzern in und um die Stadt.
Kontinuität
„Wir sind Süden”: Dieses Motto soll auch den Weintourismus stärken, sagte Tourismusminister Guido Wolf (vor dem Plakat) bei der Preisübergabe.
An mehreren Stellen erzählen Weinexperten Wissenswertes über die Weine und die Weinbaugeschichte. Weinbaubetriebe bieten ihre Weine zur Verkostung an. Das weintouristische Konzept der Stadt Offenburg habe die Jury überzeugt, weil es Weinerlebnisse in hoher Kontinuität ermögliche. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und örtlichen Produzenten diene als nachahmenswertes Beispiel für andere Gemeinden. Mit der ebenfalls ausgezeichneten „Weinerlebniswelt” in Heilbronn habe die dortige Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg Neuland betreten, lobte Braun die zweite Preisträgerin. Die mit 1413 Hektar größte Weingärtnergenossenschaft Baden-Württembergs biete in ihrem 2015 eröffneten Besucherzentrum mitten in den Weinbergen eine Vielfalt an weintouristischen Angeboten. Von Führungen in den Rebanlagen über einen modernen Weinverkauf bis hin zu einem Open-Air-Kino reiche das Spektrum Weinerlebnis, das um ein überzeugendes gastronomisches Konzept ergänzt wird. Der mutige Schritt vom reinen Produzenten zum touristischen Anbieter sei mustergültig umgesetzt worden.  
Klöster und Schlösser im Mittelpunkt
Kilian Schneider, Präsident des Badischen Weinbauverbandes, sah in der Verleihung des Weintourismuspreises eine Würdigung der Projektarbeit der Preisträger. Hermann Hohl, Präsident des Württembergischen Weinbauverbandes, unterstrich, dass  der Weintourismus  immer mehr an Dynamik gewinne. In diesem Jahr stehen Klöster und Schlösser im Weinsüden im Mittelpunkt. Der Festakt  wurde umrahmt von Weingeschichten aus dem Süden, die von den beiden Weinbaupräsidenten vorgetragen wurden und einem Einblick in vergangene Zeiten und Traditionen ermöglichten. Auch eine  Weinprobe fehlte  nicht. Dabei hatten die beiden Weinköniginnen Isabella Vetter aus Baden und Mara Walz aus Württemberg keine leichte Aufgabe: Jede musste zwei Weine des jeweils anderen Weinbaugebietes vorstellen. Diese Herausforderung meisterte Isabella Vetter jedoch mit Bravour, denn wie die Weinhoheit bekannte, ist der Weintourismus für sie inzwischen ein großes Thema geworden. 
40 Bewerber
Die Auszeichnung wurde im Jahr 2012 von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) gemeinsam mit dem Badischen Weinbauverband und dem Weinbauverband Württemberg ins Leben gerufen, um weintouristische Projekte und Angebote zu fördern und zu würdigen. Neben den beiden Hauptpreisen wurden in diesem Jahr unter den mehr als 40 Bewerbern auch Anerkennungspreise für zwei ungewöhnliche und nachahmenswerte Projekte verliehen. Diese gingen an die Staatliche Klosterverwaltung und die Stadt Maulbronn für das Projekt „Wein im Kloster” und an den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord in Zusammenarbeit mit weiteren Projektträgen für das Konzept „Engelssteig im Bühlertal”.