Weinbauverband | 11. Januar 2018

Ein würdiger Nachfolger im Geiste

Von Alexander Huber, BZ
In feierlichem Rahmen wurde Ende November im Hotel „Alte Post” in Müllheim Norbert Weber die Adolph Blankenhorn Medaille des Badischen Weinbauverbandes verliehen.
Hohe Auszeichnung: Der Geehrte, Norbert Weber (links), der am 1. Januar 70 Jahre alt wurde, mit der Badischen Weinkönigin Franziska Aatz und Franz Benz, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes.
Die stets in Müllheim überreichte Medaille zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich in besonderer Weise um den deutschen Weinbau verdient gemacht haben. Sie soll an nicht mehr als zehn lebende Träger verliehen werden. Weber, der aus Bischoffingen stammt, war 20 Jahre lang Präsident des Deutschen Weinbauverbandes (DWV) und in zahlreichen weiteren Ehrenämtern engagiert.
Auf die gemeinsame Zeit bei der Landjugend hob Franz Benz, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands, in seiner Begrüßung ab und betonte, wie wichtig die Jugendorganisation als Basis für das ehrenamtliche Engagement für ihn und Norbert Weber war.
Weber sei nicht nur ein „Nachfolger im Geiste” Adolph Blankenhorns, sondern auch ein „Nachfolger im Amt”, erklärte Müllheims Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich in ihrem Grußwort – und hob damit darauf ab, dass Blankenhorn der erste Präsident des von ihm 1874 gegründeten Deutschen Weinbauvereins war, aus dem später der Deutsche Weinbauverband hervorging.
Ein Mann der Praxis
Norbert Weber war von 1990 bis 1997 zunächst Präsident des Badischen Weinbauverbandes. 20 Jahre, von 1997 bis Mai 2017, war Weber sodann Präsident des DWV. Auf diese besondere Parallele – und dazu den Umstand, dass der Namensgeber der Medaille ebenso wie der aktuell Geehrte Badener war – hob auch Konrad Rühl, Weinbau-Referent im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium, ab.
Neben diesen Gemeinsamkeiten prägten sehr unterschiedliche Lebenswege den Müllheimer Weinbau-Pionier und Namensgeber der Medaille und den aktuell Geehrten. Während Blankenhorn vor allem im Bereich der Weinbauwissenschaften agierte und aus einer alteingesessenen und angesehenen Winzerfamilie stammte, ist Weber bis zum heutigen Tag stets ein Mann der Praxis gewesen, der seinen Weg sozusagen von der Pike auf durch die Ebenen der Verbände ging – dabei immer verbunden mit seinem beruflichen Wirken als Winzermeister in einem Obst- und Weinbaubetrieb in Bischoffingen.
Weber habe „immer gekämpft für das, was die Winzer bewegt”, lobte Landrätin Dorothea Störr-Ritter. Und das sei der Region im Ganzen zugute gekommen. Auf EU-Ebene war Weber stets ein erklärter Verfechter der Subsidiarität, sprich des Prinzips, dass möglichst viele Regelungen vor Ort getroffen werden sollen und nicht aus der Entfernung in Brüssel.

 
Winzer zusammengehalten
Rudolf Nickenig, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes, lobte Weber als klaren Verfechter der Höchstertragsregelung und Fürsprecher eines gemeinsamen deutschen Weinmarketings. Seine Laudatio packte Nickenig geist- und humorvoll in eine Erzählung über eine imaginäre Ehren-Jury, in der deutsche Weinhonoratioren des 19. und 20. Jahrhunderts bei einem Geheimtreffen in der „Alten Post” darüber diskutieren, inwieweit Norbert Weber der Verleihung der Adolph Blankenhorn Medaille würdig wäre. Allerlei Aspekte wurden da zur Sprache gebracht: unter anderem Webers hervorragende Vernetzung bis in hohe Kreise der Politik, Respekt gegenüber der Weinwissenschaft, verbunden mit der Forderung nach praxistauglichen Lösungen. Weber habe es immer sehr gut verstanden, die Interessen aller deutschen Winzer zusammenzuhalten.
„Verdienste erwirbt man sich nicht alleine”, antwortete Norbert Weber auf die ausführlichen Würdigungen und dankte zuvorderst seiner Frau und seiner Familie für die Rückendeckung seines zeitintensiven ehrenamtlichen Engagements. Insgesamt war Weber seit seinen Anfängen in der Landjugend mehr als 50 Jahre im Dienste des Weinbaus unterwegs. Dass er die Ehrung in Müllheim an dem geschichtsträchtigen Ort der „Alten Post” mit seiner Verbindung zu Johann Peter Hebel entgegennehmen durfte, freute ihn besonders.