Das Potenzial der Vielfalt nutzen
Der Projektname steht für „Kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität” und weist auf die Ziele gemeinsamer Anstrengungen zum Erhalt der Kulturlandlandschaft im Einklang mit einer vielfältigen Insekten- und Pflanzenwelt hin. Baden-Württemberg wurde neben Hessen, Sachsen und Brandenburg zur Modellregion für das 12,9 Mio. Euro schwere Kombi-Projekt mit Laufzeit von Januar 2023 bis Dezember 2028 ausgewählt.
Bewirtschaftete Rebgassen, angrenzende Böschungen und auch Brachen bieten Potenzial – sofern sie gepflegt werden, betont Treiber. Zum Beispiel durch die Einsaat von standortgerechten Blühpflanzen sowie saisonal und witterungsabhängiges Mähen, Walzen oder Fräsen.
Um herauszufinden, welche Pflanzen sich bewähren und in welchem Rythmus Arbeitseinsätze nötig sind, beobachtet Thomas Schätzle die unterschiedliche Entwicklung in den Rebgassen. Reinhold Treiber hatte sogleich ein anschauliches Beispiel dazu: Mit einem Kescher strich er über den Bewuchs und leerte den Inhalt sodann auf ein Tuch aus. Zig verschiedene Käfer, Falter und Spinnentierchen krabbelten und flatterten herum, die man im Freien gar nicht wahrgenommen hatte. Die Vielfalt der Insekten erklärte Treiber mit der Diversität der vorhandenen Blühpflanzen wie Malve, Wilde Möhre und Senf. „Wir wollen heute die Ergebnisse erkunden und darüber diskutieren”, erklärte Treiber, der als Biologe besonderes Augenmerk auf Wildbienen- und Schmetterlingsarten legt.
Grundsätzlich hätten die Winzer großes Interesse an der Aufwertung ihrer Rebflächen, befürchteten aber auch Einschränkungen in der Bewirtschaftung. Theresa Schneider aus Hügelheim, die im Markgräflerland eine Interessengemeinschaft organisiert, erhielt bei der Veranstaltung ebenso Antworten auf ihre Fragen wie Markus Figlesthaler aus Niederrimsingen am Tuniberg und Siegbert Schätzle aus Achkarren am Kaiserstuhl. Ein weiterer Protagonist ist Simon Luibrand aus Oberbergen, der vom Texaspass aus auf eine große Brachfläche in der kleinstrukturierten Hanglage zeigte, die keiner mehr bewirtschaften will und auf der dank dem Projekt eine Schmetterlingswiese entstanden ist.
Der LEV Breisgau-Hochschwarzwald wurde im März 2012 gegründet und hat seither Landschaftspflegeprojekte in Höhe von rund 3,2 Mio.Euro im Landkreis, darunter 366 Einzelmaßnahmen in 2023, gefördert. Fördermittel können von Winzergemeinschaften und Verbünden beim LEV beantragt und zur 90-prozentigen Kostendeckung von Dienstleistungen verwendet werden. Infos: https://kurzlinks.de/LEV.