Nachrichten | 03. Dezember 2024

Verhaltene Zustimmung

Von der Redaktion
Zur Photovoltaikanlage in den Reben bei Freiburg-Munzingen gibt es erste Forschungserkenntnisse. Daneben wurde die Akzeptanz bei Beteiligten und Außenstehenden untersucht.
Am Beispiel der PV-Anlage in Freiburg-Munzingen wurde die Akzeptanz untersucht
Erfreut über die große Resonanz erläuterte Klaus von Zahn, Leiter des Umweltschutzamtes Freiburg, technische Eckdaten der Vino-PV-Anlage und betonte dabei die Bedeutung des Projektes im Hinblick auf das städtebauliche Ausbauziel in Sachen alternative Energien.
Dank der Fördermittel aus dem Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz der Badenova habe man  einige Forschungsergebnisse zur Vino PV sammeln können. Diese erläuterte Felix Schnurr von Badenova Wärmeplus. Die 300 kWp starke Anlage könne Strom für 200 Haushalte produzieren und stelle gleichzeitig einen Wetterschutz für die Reben dar. Die semitransparenten Module in drei Metern Höhe ermöglichten zudem größtenteils eine maschinelle Bewirtschaftung des Weinbergs.
Jona Pillatzke vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI) ergänzte die Info um erste weinbauliche Forschungsergebnisse. Die Pflanzen unter den Modulen zeigen demnach Schattenvermeidungsreaktionen. Hierzu zählen eine höhere Trieblänge, eine spätere Blüte und eine höhere Chlorophylldichte in den Blättern. Ob sich dies positiv auf die Ernte auswirkt, könne man pauschal nicht sagen. Man müsse bei der Junganlage im Laufe der nächsten Jahre auch Ertrag und die Qualität beobachten.
Pflanzenschutzmittel
Die Frage nach der Blattnässe und damit einhergehenden Pflanzengesundheit beantwortete der Winzer und Projektinitiator Edgar Gimbel selbst. Er habe dieses Jahr unter der Anlage rund 30 % weniger Pflanzenschutzmittel verwendet und von der Reifung bis zum Tag der Ernte keinen Unterschied zu Referenzangaben gesehen und auch im Geschmacksvergleich keine Einbußen bemerkt. Das Fraunhofer ISE führte begleitend eine Studie zur Akzeptanz der Vino-PV-Anlage in Form von Interviews mit beteiligten Personen, darunter Winzer, Ortschaftsräte und Bürger sowie Vertreter von Behörden und des WBI, durch. Sebastian Götz berichtete, dass demnach die Ästhetik der Anlage zwar ein Thema sei, aber keinen negativen Einfluss auf die Akzeptanz habe. Die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist vor allem bei der allgemeinen Bereitschaft, neue Projekte zu initiieren, von Bedeutung.
Positive Punkte sind „Wetterschutz” und „zusätzliche Einkommensquelle”, während die Rückkehr zu teilweise manueller Bewirtschaftung für die Befragten nicht akzeptabel ist. Kritisiert wurden zudem die Formalitäten. Bessere Transparenz bei den Genehmigungen wurde gewünscht.
Zusammenfassend wird Agri-PV und Flächendoppelnutzung im Weinbau inzwischen verhalten positiv gesehen. Ökonomische Sicherheit spielt bei der Akzeptanz eine große Rolle, wird allerdings  in diesem Fall angezweifelt. Die Einhaltung von Transparenzkriterien und eine unabhängige Moderation sind bei einem Innovationsprojekt wesentlich für einen positiven Prozessverlauf. Aufkommende Konflikte konnten durch den Forschungscharakter des Projektes befriedet werden.
Klaus von Zahn erklärte, dass es für Agri PV im Stadtgebiet wenig brauchbare Fläche gebe. Im landwirtschaftlichen Bereich dürften seiner Meinung nach jedoch  in den nächsten Jahren noch Anlagen dazukommen. Der Leiter des Umweltschutzamtes sprach sich für eine Verlängerung der Forschung über die nächsten Jahre aus.  Der Innovationsfond der badenova fördert dies ein weiteres Jahr, das WBI forscht weitere zwei Jahre.