Fachliches
| 19. Juli 2023
Schutz vor Sonne und Trockenheit
Von Hansjörg Stücklin und Joscha Mattmüller
Das Jahr 2023 zeigt einmal mehr, dass sich fast sämtliche Arbeiten im Weinberg durch die Auswirkungen
des Klimawandels verändern. Was das für diesen Juli bedeutet, haben die Weinbauberater Hansjörg Stücklin und Joscha Mattmüller zusammengefasst.
Ein recht warmer März brachte ein um sieben Tage früheres „Wollestadium”. Der eher kühle April verzögerte die Entwicklung, sodass der Austrieb vier Tage hinter dem Durchschnitt lag. Die ab Pfingsten folgenden sehr warmen bis heißen Temperaturen beschleunigten das Rebenwachstum so stark, dass es bei Burgundersorten in mittleren Lagen zu einer um vier Tage früheren „abgehenden Blüte” kam und auch die Blüte selbst sehr zügig abgeschlossen war.
Zum 22. Juni beträgt der Entwicklungsvorsprung gegenüber dem langjährigen Durchschnitt sieben Tage. Insgesamt zeigt sich in ganz Baden ein üppiger Traubenansatz; die Trauben sind über alle Sorten hinweg recht groß. Zum Redaktionsschluss von Der Badische Winzer war die Blühqualität recht gut, das heißt, die Blüten neigten nur wenig zu Verrieselung. Dementsprechend kann man – falls nichts dazwischenkommt – für ganz Baden größtenteils von recht guten Ertragsaussichten ausgehen.
Zum 22. Juni beträgt der Entwicklungsvorsprung gegenüber dem langjährigen Durchschnitt sieben Tage. Insgesamt zeigt sich in ganz Baden ein üppiger Traubenansatz; die Trauben sind über alle Sorten hinweg recht groß. Zum Redaktionsschluss von Der Badische Winzer war die Blühqualität recht gut, das heißt, die Blüten neigten nur wenig zu Verrieselung. Dementsprechend kann man – falls nichts dazwischenkommt – für ganz Baden größtenteils von recht guten Ertragsaussichten ausgehen.
Wachsamkeit bei Oidium
Die Auswirkungen dieser veränderten klimatischen Bedingungen zeigten sich in diesem Frühjahr auch im Bereich Peronospora. Alle im Weinbau Tätigen sind sich einig, dass es noch nie zu einem so frühen Zeitpunkt eine solch starke Primärinfektion an den Blättern und insbesondere an den Gescheinen gab wie in diesem Jahr. Wenn das anschließend trocken-heiße Wetter den Pilz nicht ausgebremst hätte, wären die Auswirkungen ähnlich gewesen wie in 2021.
Anders sieht es bei Oidium aus. Die Vermehrungsbedingungen waren und sind auch in diesem Jahr recht günstig. Es ist bekannt, dass man Mehltauinfektionen besser vorbeugt, als der Krankheit hinterher zu spritzen. Dennoch: Die vergangenen fünf Jahre haben gezeigt, dass sich Oidium so langsam anschleicht, dass viele Winzerinnen und Winzer erst Anfang oder Mitte Juli den Befall bemerken. Deshalb der dringende Appell: Kontrollieren Sie Ihre Reben gründlich auf beginnenden Befall – vor allem die empfindlichen Sorten, die gefährdeten Lagen, Anlagen, die letztes Jahr schon betroffen waren, aber auch die neueren Erziehungssysteme mit ihren meist dichteren Laubwänden. Das frühzeitige Erkennen des Befalls ist wichtig, weil frühe Stoppbehandlungen einen deutlich besseren Wirkungsgrad zeigen als späte. Oft findet man beginnenden Mehltaubefall an verdichteten Stellen, zum Beispiel im Pfahlbereich, wo die Spritzqualität nur unzureichend ist.
Die Weinbauberater geben über ihre Weinbauinfos die entsprechenden Hinweise zu den notwendigen Rebschutzmaßnahmen heraus. Wichtig ist, dass Stoppbehandlungen gegen Oidium zuerst mit Bicarbonaten wie Kumar oder VitiSan durchgeführt werden. Um Resistenzen zu vermeiden, sollten zu Beginn niemals organische Mehltaumittel verwendet werden, insbesondere nicht solche, die Wirkstoffe der SDHI-Gruppe enthalten (Sercadis, Luna experience, Collis). Die besonderen Vorgaben für die Anwendung der Bicarbonate, vor allem bezüglich der Temperaturen, sind zu beachten. Allerdings sind gewisse Blattschäden das kleinere Übel im Vergleich zu Oidium-Traubenbefall.
Anders sieht es bei Oidium aus. Die Vermehrungsbedingungen waren und sind auch in diesem Jahr recht günstig. Es ist bekannt, dass man Mehltauinfektionen besser vorbeugt, als der Krankheit hinterher zu spritzen. Dennoch: Die vergangenen fünf Jahre haben gezeigt, dass sich Oidium so langsam anschleicht, dass viele Winzerinnen und Winzer erst Anfang oder Mitte Juli den Befall bemerken. Deshalb der dringende Appell: Kontrollieren Sie Ihre Reben gründlich auf beginnenden Befall – vor allem die empfindlichen Sorten, die gefährdeten Lagen, Anlagen, die letztes Jahr schon betroffen waren, aber auch die neueren Erziehungssysteme mit ihren meist dichteren Laubwänden. Das frühzeitige Erkennen des Befalls ist wichtig, weil frühe Stoppbehandlungen einen deutlich besseren Wirkungsgrad zeigen als späte. Oft findet man beginnenden Mehltaubefall an verdichteten Stellen, zum Beispiel im Pfahlbereich, wo die Spritzqualität nur unzureichend ist.
Die Weinbauberater geben über ihre Weinbauinfos die entsprechenden Hinweise zu den notwendigen Rebschutzmaßnahmen heraus. Wichtig ist, dass Stoppbehandlungen gegen Oidium zuerst mit Bicarbonaten wie Kumar oder VitiSan durchgeführt werden. Um Resistenzen zu vermeiden, sollten zu Beginn niemals organische Mehltaumittel verwendet werden, insbesondere nicht solche, die Wirkstoffe der SDHI-Gruppe enthalten (Sercadis, Luna experience, Collis). Die besonderen Vorgaben für die Anwendung der Bicarbonate, vor allem bezüglich der Temperaturen, sind zu beachten. Allerdings sind gewisse Blattschäden das kleinere Übel im Vergleich zu Oidium-Traubenbefall.
Blätter als Sonnenschutz
Wo das Druckluftentblätterungsgerät richtig eingestellt wird, bleibt ein Sonnenschutz aus Blättern über den Trauben stehen.
Geschuldet dem immer wärmeren Vegetationsverlauf sowie extremen UV-Strahlungen zeigt sich besonders bei zu stark entblätterten Bukett-Sorten ein deutlicher Aromaverlust. 90 % der sortentypischen Aromen (Monoterpene) sind in der Beerenhaut an Zucker gebunden. Eine moderate Besonnung der Trauben aktiviert die Bildung von Monoterpenen und erhöht damit den Gehalt der Aromen. Dies ist sinnvoll in den späteren Jahren wie 2021. Eine zu hohe und direkte Sonneneinstrahlung lässt die Beerentemperatur ansteigen, wodurch die gewünschten Monoterpene wieder verloren gehen. Stattdessen wird die Phenolbildung angeregt, was zum Verlust des sortentypischen Aromas führen kann.
Deshalb sollten gerade bei den Sorten Sauvignon Blanc, Muskateller oder Gewürztraminer lediglich die „inneren” Blätter der Traubenzone entfernt werden, damit die Trauben frei nach unten hängen und somit schnell abtrocknen können. Blätter, die sich direkt über den Trauben befinden, schützen dagegen hervorragend vor der Sonne. Somit entsteht innerhalb der Traubenzone ein Mikroklima, in dem die Beeren bei einer optimalen Temperatur von 16 bis 27 °C heranreifen können. Auch bei allen anderen Weißweinsorten führt ein zu starkes Freistellen der Trauben auf der Süd- und Westseite zu verminderter Fruchtausprägung und erhöht die phenolischen Noten, welche die Weine stumpf machen.
Die Rotweinsorten hingegen profitieren grundsätzlich von Sonneneinstrahlung, welche die Bildung der Farbstoffe (Anthocyane) und Phenole fördert. Doch auch hier – speziell beim Spätburgunder – sollte die Sonnenseite nur moderat entblättert werden, da zu viel Sonne in frühen Jahren die Aromastruktur hin zu marmeladigen Tönen verschieben kann. Bezüglich Sonnenbrand sind die Trauben zwei bis drei Wochen vor dem „Weichwerden” am empfindlichsten. Bei einer frühen Entblätterung ist die Gefahr von Sonnenbrand geringer, weil sich die jungen Beeren besser an die Sonne gewöhnen können.
Auch in der Prävention gegen die Kirschessigfliege ist die Entblätterung ein wichtiger Baustein. Hier sollte in allen anfälligen Sorten die Schattenseite freigelegt werden.
Trockenstress vermeiden
Die Weinbauberater wissen wohl, wie „beliebt” Ausdünnmaßnahmen oft sind – insbesondere dort, wo die Auszahlungen unzureichend sind. Dennoch: In jüngeren Anlagen mit überreichlichem Behang erhalten frühzeitige Ausdünnungsmaßnahmen in erster Linie den Stock. Die Traubenproduktion verbraucht viel Wasser. Ist der Boden so trocken wie jetzt, entlastet diese Maßnahme die jüngeren Anlagen in Zeiten von Trockenstress. Je nachdem, wie die Wassersituation sich weiterentwickelt, ist gegebenenfalls eine vollständige Traubenreduktion sinnvoll. Der Juni gehört im langjährigen Durchschnitt eher zu den regenreichen Monaten. In diesem Jahr liegt ganz Baden extrem im Minus. Lediglich das Markgräflerland hat mit 30 bis 63 mm noch einigermaßen befriedigende Regenmengen abbekommen. Gleichzeitig war die Verdunstungsrate sehr hoch, sodass der Juni mit einer außergewöhnlich negativen Wasserbilanz abschließt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Trockenheit auch im Juli anhält, weshalb alle auf der Hut sein sollten, was die Wassersituation angeht. Bekanntermaßen sind Junganlagen, junge Ertragsanlagen und Anlagen auf flachgründigen Böden (Trockenstandorte) besonders gefährdet.
Nach dem alten Gärtnerspruch „Die Hacke ist die beste Gießkanne” sollte in Junganlagen durch eine flache Bearbeitung des Pflanzstreifens die Verdunstung aus dem Boden reduziert werden. Besonders in Hang- und Steillagen kann durch eine Abdeckung mit Stroh oder Altheu die Erosion vermindert und die Infiltration verbessert werden. Denn viele der zurückliegenden Niederschläge kamen als Starkregen und sind oberflächlich abgelaufen. Spätestens, wenn das Laub heller wird und die Ranken beginnen, sich abzusenken, sollte man die Verdunstung durch eine flache Bodenbearbeitung reduzieren – vor allem in zwei- bis fünfjährigen Anlagen. Die Bearbeitung darf aber keinesfalls zu tief sein, da sonst die tieferen Bodenschichten schneller austrocknen.
In normalen Ertragsanlagen sollte der Boden aber keinesfalls mehr bearbeitet werden, um die Mineralisation und damit das Beerenwachstum nicht zu forcieren. Hier sind jetzt abdeckende Maßnahmen, wie nicht zu tiefes Mulchen, am besten im Wechsel mit Walzen, wichtige bodenwasserschonende Maßnahmen. Bei Junganlagen sind Wassergaben sinnvoll: 5 l pro Stock, am effektivsten mit der Wasserlanze. Dies gilt insbesondere für Hochstammreben.
Derzeit gibt es reichlich Stroh auf den abgeernteten Getreidefeldern. Für Junganlagen ist eine Strohabdeckung – ganzflächig oder nur im Pflanzstreifenbereich – ebenfalls eine effektive Maßnahme, um die Infiltration zu verbessern sowie den Boden vor Verdunstung und Erosion zu schützen.
Nach dem alten Gärtnerspruch „Die Hacke ist die beste Gießkanne” sollte in Junganlagen durch eine flache Bearbeitung des Pflanzstreifens die Verdunstung aus dem Boden reduziert werden. Besonders in Hang- und Steillagen kann durch eine Abdeckung mit Stroh oder Altheu die Erosion vermindert und die Infiltration verbessert werden. Denn viele der zurückliegenden Niederschläge kamen als Starkregen und sind oberflächlich abgelaufen. Spätestens, wenn das Laub heller wird und die Ranken beginnen, sich abzusenken, sollte man die Verdunstung durch eine flache Bodenbearbeitung reduzieren – vor allem in zwei- bis fünfjährigen Anlagen. Die Bearbeitung darf aber keinesfalls zu tief sein, da sonst die tieferen Bodenschichten schneller austrocknen.
In normalen Ertragsanlagen sollte der Boden aber keinesfalls mehr bearbeitet werden, um die Mineralisation und damit das Beerenwachstum nicht zu forcieren. Hier sind jetzt abdeckende Maßnahmen, wie nicht zu tiefes Mulchen, am besten im Wechsel mit Walzen, wichtige bodenwasserschonende Maßnahmen. Bei Junganlagen sind Wassergaben sinnvoll: 5 l pro Stock, am effektivsten mit der Wasserlanze. Dies gilt insbesondere für Hochstammreben.
Derzeit gibt es reichlich Stroh auf den abgeernteten Getreidefeldern. Für Junganlagen ist eine Strohabdeckung – ganzflächig oder nur im Pflanzstreifenbereich – ebenfalls eine effektive Maßnahme, um die Infiltration zu verbessern sowie den Boden vor Verdunstung und Erosion zu schützen.
Systemwechsel gut planen
Insbesondere der genossenschaftlich orientierte Weinbau ist derzeit in einer sehr angespannten wirtschaftlichen Situation. Winzerinnen und Winzer sehen sich gezwungen, ihre Kosten zu senken. Steigende Mindestlöhne und zu wenige Arbeitskräfte belasten dieses Thema schon jetzt ungemein und werden es sicherlich auch in den kommenden Jahren belasten. Kein Wunder, dass derzeit sehr viele zu arbeitsreduzierenden Erziehungsarten wechseln. Man sieht in diesem Bereich derzeit alle möglichen und auch viele unmögliche Varianten. Eines können all diejenigen bestätigen, die diese diversen Varianten schon einige Jahre ausprobiert haben: Egal ob Minimalschnitt im Spalier oder Langzapfenwechselkordon, das Etablieren einer solchen Erziehungsart muss gut geplant werden, sonst geht es schief. Winzerinnen und Winzer, die sich gedanklich mit dem Systemwechsel befassen, sollten sich rechtzeitig bei ihren Berufskollegen vor Ort informieren, die bereits langjährige Erfahrung haben – am besten noch in diesem Sommer. Wichtig ist auch, dass die Entscheidungsgremien der Erzeugergemeinschaften Signale geben, ob, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen solche Systeme im jeweiligen Betrieb möglich sind.