Wein und mehr
| 05. März 2021
Wenn das Label zu leben beginnt
Von Christine Speckner
Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Supermarkt, sind auf der Suche nach einem passenden Wein, öffnen eine App, scannen das Etikett mit Ihrem Smartphone und plötzlich beginnt die Flasche eine Geschichte über den Inhalt, die Herkunft und den Macher zu erzählen. Dann erleben Sie eine neue Art von Weinmarketing voller virtueller Geschichten.
Dieses Szenario klingt futuristisch, ist aber heute schon Wirklichkeit. „Augmented reality”, zu deutsch: erweiterte Realität, kurz AR, heißt die Technologie, die dahintersteht. Dabei werden der realen Welt virtuelle Inhalte wie Abbildungen, Animationen, Texte, Videos zugefügt. Auf diese Weise verschmilzt die Umwelt des Nutzers mit der digitalen Information. Über die zu betrachtende Welt, zum Beispiel vor dem Supermarktregal, bekommt der Kunde zusätzliche Informationen über das Produkt, die er mit einer App auslesen kann.
Neuer Impuls im Onlinemarketing
Bekannt sind Augmented-Reality-Apps in
der Gaming-Branche, seit Jahren ist diese moderne Technologie bei
Computerspielen im Einsatz. Smartphones und Tablets können mit ihren
leistungsstarken Displays, eingebauten Kameras und GPS-Systemen die
Technik problemlos nutzen, nicht nur für Computerspiele. Fast für jeden
Lebensbereich gibt es AR-Apps. Egal ob für Shopping, Lernen, Navigation,
Reiseführer oder Restaurantfinder. Suchen Sie Standorte von
Sehenswürdigkeiten in einer fremden Stadt? Oder Hotels in der Nähe? Mit
dem Handy und der passenden AR-App kein Problem. Diese blendet die
passenden Labels mit der Entfernung zu diesen Örtlichkeiten ein. Damit
kann man sich zum Beispiel schnell in einer fremden Umgebung
zurechtfinden und diese erkunden. Augmented Reality kann ebenfalls den
Verkauf von Produkten fördern. Erfolgreich wird die Technologie im
Onlinemarketing eingesetzt. Zielgruppe ist vor allem die junge
Generation, die mit einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist.
Geschichten, die den Kunden faszinieren
„Augmented Reality in Verbindung
mit Weinmarketing ist relativ neu”, sagt Matthias Vollherbst. Er ist
Geschäftsführer der Vollherbst Druck GmbH in Endingen am Kaiserstuhl.
Der Etikettenhersteller ist Spezialist für digitale Weinetiketten. Auf
die Idee, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, kam der Unternehmer vor
wenigen Jahren, nachdem er die Rotweine des australischen Weinlabels
Treasury Wine Estates mit dem Titel „19 Crimes” (19 Verbrechen)
entdeckt hatte. Auf den 19 Weinflaschen sind Porträts abgebildet. Von
Strafgefangenen, die um 1783 in der britischen Strafkolonie vor
Australien einsitzen mussten. Lädt man die kostenlose App bei iTunes
oder im Google Play Store herunter und hält sein Smartphone an die
verschiedenen Etiketten, beginnen sich die abgebildeten Personen zu
bewegen und erzählen von ihren wahren Verbrechen. Was hat das mit Wein
zu tun? Nichts. Aber immerhin war das Marketing so erfolgreich, dass
Hunderttausende Flaschen gekauft wurden. Das Beispiel verdeutlicht, dass
man mit guten Geschichten Käufer erreichen kann. „Natürlich muss die
Story über das Produkt authentisch sein. Und wir erfinden auch keine
Geschichten”, betont Vollherbst. Aber die Idee, dass auch ein Weingut
seine eigene Geschichte erzählen kann, auf einem digitalen Etikett,
gefiel ihm gut. Damit schaffe man einen Mehrwert und erreiche eine
jüngere Zielgruppe, das seien die Kunden von morgen, so Vollherbst.
Deshalb hat die Endinger Druckerei eine eigene AR-App entwickeln lassen.
Die App „Labelinmotion” wurde speziell programmiert, um Etiketten mithilfe von Augmented Reality zum Leben zu erwecken. Sie erkennt auf das Etikett gedruckte Elemente visuell und startet automatisch hinterlegte Animationen, Sounds und Videos. So können Konsumenten am Regal oder auch zu Hause Weinflaschen mit dem Smartphone scannen. „Mit unserem Label können Informationen und Gefühle viel ausdrucksstärker vermittelt werden als mit einem gedruckten Text auf einem Etikett”, erklärt Vollherbst.
Die App verpackt komplexe Informationen so, dass diese beim ersten Blick auf das Etikett gar nicht ersichtlich sind. Scannt man das AR-Etikett mit der Handykamera, startet die hinterlegte Anwendung automatisch Videos, Bilder und Animationen. Dabei können auch Audio-Effekte wie Musik und Geräusche, Aktionsschaltflächen oder ganze Menüs eingesetzt werden. AR verbindet emotionale, bewegte Bilder und musikalische Untermalung. Das digitale Material lässt sich immer wieder austauschen. So kann man beispielsweise Filme während verschiedenen Jahreszeiten drehen und jeweils passend einsetzen.
Die App „Labelinmotion” wurde speziell programmiert, um Etiketten mithilfe von Augmented Reality zum Leben zu erwecken. Sie erkennt auf das Etikett gedruckte Elemente visuell und startet automatisch hinterlegte Animationen, Sounds und Videos. So können Konsumenten am Regal oder auch zu Hause Weinflaschen mit dem Smartphone scannen. „Mit unserem Label können Informationen und Gefühle viel ausdrucksstärker vermittelt werden als mit einem gedruckten Text auf einem Etikett”, erklärt Vollherbst.
Die App verpackt komplexe Informationen so, dass diese beim ersten Blick auf das Etikett gar nicht ersichtlich sind. Scannt man das AR-Etikett mit der Handykamera, startet die hinterlegte Anwendung automatisch Videos, Bilder und Animationen. Dabei können auch Audio-Effekte wie Musik und Geräusche, Aktionsschaltflächen oder ganze Menüs eingesetzt werden. AR verbindet emotionale, bewegte Bilder und musikalische Untermalung. Das digitale Material lässt sich immer wieder austauschen. So kann man beispielsweise Filme während verschiedenen Jahreszeiten drehen und jeweils passend einsetzen.
Große Weingüter setzen auf AR
Bis so ein Etikett „spricht”, braucht es
viel Input. „Zunächst entwickeln wir mit dem Kunden ein individuelles
Konzept”, erklärt Vollherbst. Anschließend wird das Etikett programmiert
und die Druckerei unterstützt bei der Vermarktung des Labels. Dafür
sind Kosten zwischen 5000 und 25000 Euro zu veranschlagen – je nach
Aufwand. Das Budget ist wohl der Grund, warum bislang nur große
Weingüter auf Augmented Reality setzen. Wie etwa die Weinkellerei
Zimmermann-Graeff & Müller Weinkellerei (ZGM) aus Rheinland-Pfalz,
eine der führenden Weinkellereien Deutschlands, mit der Marke Michel
Schneider.
„Dieser Kunde wollte anlässlich des 150. Firmenjubiläums ein Etikett mit einer humorvollen Geschichte”, berichtet Vollherbst über den Auftrag. Nach mehreren Monaten Entwicklungsarbeit wurde das digitale Etikett realisiert. Wer sein Handy nun auf die Weinflasche von Michel Schneider hält, kann erleben, wie brüllend der Wappenlöwe herausspringt und die Jubiläumsraketen krachen. Der Löwe spricht mit Pfälzer Dialekt. Während die Animation läuft, kann der Konsument interagieren und den Dialekt abwählen. Einmal tippen – und der Löwe erzählt die Jubiläumsgeschichte auf Hochdeutsch. Am Ende lädt er einen ein, persönliche Glückwünsche zum Jubiläum einzugeben, die wiederum auf Facebook und Instagram veröffentlicht werden.
Ein weiteres Beispiel für diese neue Form des Marketings ist Cathedral Cellar, eine internationale Weinmarke vom südafrikanischen Weinhersteller KWV. Diese hat bei Vollherbst ebenfalls AR-Etiketten entwickeln lassen. Mit der App Labelinmotion kann sich der Konsument die Geschichten der Weine von Winzer Wim Truter persönlich erzählen lassen. Durch das „Wischen” – Swipen – mit dem Finger kann man zwischen den fünf Sorten Cabernet Sauvignon, Shiraz, Triptych, Chardonnay und Sauvignon Blanc seinen persönlichen Lieblingswein finden.
Die Etiketten bieten die Möglichkeit, mit der Weinmarke aktiv zu interagieren. Man kann den Weinkeller virtuell betreten und den Kellermeister treffen. Winzer Wim lädt Nutzer aus seinem Gewölbekeller heraus ein, ihren Standort zu fotografieren und diesen Moment auf Facebook und Instagram mit der Welt zu teilen. Außerdem gibt es Geschichten über die südafrikanische Weinindustrie.
„Dieser Kunde wollte anlässlich des 150. Firmenjubiläums ein Etikett mit einer humorvollen Geschichte”, berichtet Vollherbst über den Auftrag. Nach mehreren Monaten Entwicklungsarbeit wurde das digitale Etikett realisiert. Wer sein Handy nun auf die Weinflasche von Michel Schneider hält, kann erleben, wie brüllend der Wappenlöwe herausspringt und die Jubiläumsraketen krachen. Der Löwe spricht mit Pfälzer Dialekt. Während die Animation läuft, kann der Konsument interagieren und den Dialekt abwählen. Einmal tippen – und der Löwe erzählt die Jubiläumsgeschichte auf Hochdeutsch. Am Ende lädt er einen ein, persönliche Glückwünsche zum Jubiläum einzugeben, die wiederum auf Facebook und Instagram veröffentlicht werden.
Ein weiteres Beispiel für diese neue Form des Marketings ist Cathedral Cellar, eine internationale Weinmarke vom südafrikanischen Weinhersteller KWV. Diese hat bei Vollherbst ebenfalls AR-Etiketten entwickeln lassen. Mit der App Labelinmotion kann sich der Konsument die Geschichten der Weine von Winzer Wim Truter persönlich erzählen lassen. Durch das „Wischen” – Swipen – mit dem Finger kann man zwischen den fünf Sorten Cabernet Sauvignon, Shiraz, Triptych, Chardonnay und Sauvignon Blanc seinen persönlichen Lieblingswein finden.
Die Etiketten bieten die Möglichkeit, mit der Weinmarke aktiv zu interagieren. Man kann den Weinkeller virtuell betreten und den Kellermeister treffen. Winzer Wim lädt Nutzer aus seinem Gewölbekeller heraus ein, ihren Standort zu fotografieren und diesen Moment auf Facebook und Instagram mit der Welt zu teilen. Außerdem gibt es Geschichten über die südafrikanische Weinindustrie.
Konsument und Hersteller interagieren
Mit der
Augmented-Reality-Technologie produziert auch die Firma Krämer Druck
GmbH in Rheinland-Pfalz Weinetiketten. Mit der firmeneigenen App
„adonlabel” kann man zum Beispiel das Etikett der Landlust-Weine der
Weinkellerei Peter Mertes in Bernkastel-Kues an der Mosel digital
erleben. Das Label „erwacht” und nimmt den Verbraucher getreu dem
Landlust-Motto „Raus aus dem Alltag – rein ins Vergnügen” mit auf einen
Fahrradausflug ins Grüne. Kunden, die den Werbefilm ansehen, erhalten
einen Code, den sie auf der Landlust-Aktionswebseite eingeben können.
Anschließend können sie sich einen Restaurantgutschein aussuchen (die
Landlust-Flaschen mit dem AR-Etikett waren bundesweit bis Ende 2018
verfügbar).
AR-Etiketten lassen sich übrigens in einfacher Form selbst erstellen, sagt Felicitas Eckstein von der Etikettendruckerei ettikett.de aus Föhren. Wer digital fit ist, kann zum Beispiel mit der App Zappar Augmented Reality selbst gestalten. Das eigene Video, Audiobeitrag oder auch Fotos einfügen. Alle Daten in einen Zapcode verpacken – und ab die Mail. „Diesen Code kann man uns schicken. Wir drucken ihn auf das Etikett. Das funktioniert ähnlich wie ein QR-Code”, so Eckstein. Klar ist so ein einfaches Etikett nicht vergleichbar mit dem Highend-Produkt der Profis – aber allemal ein Einstieg ins Digitalmarketing und ein Erlebnis.
AR-Etiketten lassen sich übrigens in einfacher Form selbst erstellen, sagt Felicitas Eckstein von der Etikettendruckerei ettikett.de aus Föhren. Wer digital fit ist, kann zum Beispiel mit der App Zappar Augmented Reality selbst gestalten. Das eigene Video, Audiobeitrag oder auch Fotos einfügen. Alle Daten in einen Zapcode verpacken – und ab die Mail. „Diesen Code kann man uns schicken. Wir drucken ihn auf das Etikett. Das funktioniert ähnlich wie ein QR-Code”, so Eckstein. Klar ist so ein einfaches Etikett nicht vergleichbar mit dem Highend-Produkt der Profis – aber allemal ein Einstieg ins Digitalmarketing und ein Erlebnis.
Augmented Reality-Etiketten
- Persönliche Geschichten sprechen den Konsumenten emotional an. Das macht neugierig. • Die Weinmarke wird zum Erlebnis.
- Videos und Infos zum Wein und Mitmachaktionen erhöhen die Kundenbindung.
- Im Unterschied zum QR-Code (zweidimensional) bietet Augmented Reality mehr Infos auf unterschiedlichen Kanälen (sehen, hören, agieren).
- Komplexe Produkte werden umfassend erklärt.
- Die App ist kostenlos.
So funktioniert es:
- Die Wein-App (z.B. Labelinmotion) im Apple Appstore oder Google Playstore kostenlos herunterladen
- Die App öffnen, Zugriff auf Kamera erlauben
- Sound aktivieren
- Smartphone mit der Kamera über das Etikett halten, Anwendung startet automatisch