Fachliches
| 05. Mai 2023
Bacat Rosé – der nachhaltige Wein
Von Kolja Bitzenhofer
Der inzwischen mehrfach ausgezeichnete Bacat Rosé des Staatsweinguts Freiburg ist vor über zehn Jahren in den Markt eingeführt worden. Die Produktion ist im Laufe der Zeit immer nachhaltiger ausgerichtet worden.
Der Wein Bacat Rosé wird aus robusten Piwi-Rebsorten gewonnen und ist nach Ecovin ökologisch zertifiziert. Die Rebfläche wird im Minimalschnittsystem bewirtschaftet und seit einigen Jahren zudem von Schafen beweidet.
Zu Beginn der Produktentwicklung stand im Jahr 2009 der Versuch, die verschiedenen roten Piwi-Rebsorten des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg (WBI) auf ihre Eignung für die Herstellung von Roséweinen zu testen. Im Rahmen einer Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn wurde von der Versuchskellerei des WBI aus den damals präferierten Sorten Cabernet Cortis, Cabernet Carbon und Prior jeweils ein Rosé erzeugt. Diese Weine wurden dann bei Verkostungen von Endverbrauchern an verschiedenen Standorten bewertet. Als Referenz wurde ein Spätburgunder-Rosé mitprobiert. Im Vergleich zum Spätburgunder schnitten alle drei Piwi-Weine im Durchschnitt deutlich schlechter ab. Bei der genaueren Analyse der Daten ergab sich dann allerdings ein sehr interessantes Ergebnis: Der Roséwein aus der Piwi-Sorte Cabernet Cortis, der insgesamt am schlechtesten bewertet wurde, war in einer Teilgruppe der Befragten der beliebteste Wein. Diese Gruppe bewertete den Spätburgunder deutlich schlechter als der Durchschnitt. Woraus sich schließen lässt, dass man mit dem Wein eine neue Zielgruppe gewinnen kann. Aus den Freitextangaben der Personen, die den Wein gut bewertet hatten, ging hervor, dass er vor allem aufgrund der sehr intensiven Aromatik im Geruch präferiert wurde.
Aufgrund dieses Ergebnisses entschied das Staatsweingut, ab dem Jahrgang 2010 einen Rosé aus Cabernet Cortis unter dem Namen Bacat Rosé in das Programm aufzunehmen. Die Bacat-Linie gab es schon für je einen Rot- und Weißwein aus Piwi-Rebsorten. Der Neue gewann mit seiner sehr außergewöhnlichen Aromatik gleich in den ersten Jahren etliche Preise und war von Anfang an sehr beliebt. Um der gestiegenen Nachfrage zu entsprechen, wurde die betreffende Rebfläche unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit ausgebaut.
Zu Beginn der Produktentwicklung stand im Jahr 2009 der Versuch, die verschiedenen roten Piwi-Rebsorten des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg (WBI) auf ihre Eignung für die Herstellung von Roséweinen zu testen. Im Rahmen einer Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn wurde von der Versuchskellerei des WBI aus den damals präferierten Sorten Cabernet Cortis, Cabernet Carbon und Prior jeweils ein Rosé erzeugt. Diese Weine wurden dann bei Verkostungen von Endverbrauchern an verschiedenen Standorten bewertet. Als Referenz wurde ein Spätburgunder-Rosé mitprobiert. Im Vergleich zum Spätburgunder schnitten alle drei Piwi-Weine im Durchschnitt deutlich schlechter ab. Bei der genaueren Analyse der Daten ergab sich dann allerdings ein sehr interessantes Ergebnis: Der Roséwein aus der Piwi-Sorte Cabernet Cortis, der insgesamt am schlechtesten bewertet wurde, war in einer Teilgruppe der Befragten der beliebteste Wein. Diese Gruppe bewertete den Spätburgunder deutlich schlechter als der Durchschnitt. Woraus sich schließen lässt, dass man mit dem Wein eine neue Zielgruppe gewinnen kann. Aus den Freitextangaben der Personen, die den Wein gut bewertet hatten, ging hervor, dass er vor allem aufgrund der sehr intensiven Aromatik im Geruch präferiert wurde.
Aufgrund dieses Ergebnisses entschied das Staatsweingut, ab dem Jahrgang 2010 einen Rosé aus Cabernet Cortis unter dem Namen Bacat Rosé in das Programm aufzunehmen. Die Bacat-Linie gab es schon für je einen Rot- und Weißwein aus Piwi-Rebsorten. Der Neue gewann mit seiner sehr außergewöhnlichen Aromatik gleich in den ersten Jahren etliche Preise und war von Anfang an sehr beliebt. Um der gestiegenen Nachfrage zu entsprechen, wurde die betreffende Rebfläche unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit ausgebaut.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben
Der erste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit bestand in der
Produktion eines Rosè aus Piwi-Rebsorten statt aus Spätburgunder. Die
damit einhergehende Reduktion von Pflanzenschutzmitteln steht für den
ökologischen Aspekt der Nachhaltig-
keit. So wurden beispielsweise in der Lage Jesuitenschloss Freiburg seit 2015 durchschnittlich sieben Behandlungsmaßnahmen pro Jahr durchgeführt. Dort liegen starke Infektionsbedingungen für den Echten Mehltau vor. Erstens sind die eingesparten Mittelmengen in diesem Betrachtungszeitraum sehr beachtenswert. Verwendet wurden jährlich durchschnittlich 950 g/ha Reinkupfer und 19,5 kg/ha Schwefel.
Zweitens konnten durch den Anbau der Sorte Cabernet Cortis dann Überfahrten gegenüber den auch im ökologischen Anbau benötigten Applikationen verringert werden.
keit. So wurden beispielsweise in der Lage Jesuitenschloss Freiburg seit 2015 durchschnittlich sieben Behandlungsmaßnahmen pro Jahr durchgeführt. Dort liegen starke Infektionsbedingungen für den Echten Mehltau vor. Erstens sind die eingesparten Mittelmengen in diesem Betrachtungszeitraum sehr beachtenswert. Verwendet wurden jährlich durchschnittlich 950 g/ha Reinkupfer und 19,5 kg/ha Schwefel.
Zweitens konnten durch den Anbau der Sorte Cabernet Cortis dann Überfahrten gegenüber den auch im ökologischen Anbau benötigten Applikationen verringert werden.
Arbeitszeit und Kosten sparen
Grundsätzlich umfasst die Nachhaltigkeit jedoch drei
Säulen. Neben der Ökologie sind auch die soziale und die ökonomische
Säule für eine nachhaltige Entwicklung gleichzeitig und gleichberechtigt
von Bedeutung. Die Initiatoren entschlossen sich ab 2019, den Rosé in einer 50 Ar
großen Minimalschnittanlage am Blankenhornsberg in Ihringen zu
produzieren. Es sollte die Nachhaltigkeit des Weins weiter in den
anderen Punkten verbessert werden. Der Aufbau der Anlage entspricht dem klassischen Typ einer
Minimalschnittanlage in Weitraumerziehung. Aus dem Systemaufbau ergaben
sich weitere ökologische Vorteile, gleichzeitig wurde aber auch die
ökonomische Situation verbessert. Der Bedarf an Arbeitskraftstunden je
Hektar (AKh/ha) im traditionellen Flachbogenanbau unterscheidet sich
stark vom Minimalschnittsystem.
Aus den Bewirtschaftungsdaten des Staatsweinguts
Freiburg von 2019 bis 2022 geht hervor, dass in der traditionellen
Erziehungsform durchschnittlich 447,9 AKh/ha investiert worden sind,
jedoch in der Minimalschnittanlage am Blankenhornsberg lediglich
41,5 AKh/ha. Damit wird der Hauptkostenfaktor für die Produktion im
Weinberg um mehr als 90 % reduziert. Die Daten decken sich mit
Erhebungen von Strub und Loose aus dem Jahr 2021.
Der Wegfall der meisten Handarbeitsschritte in der Minimalschnittanlage bewirkt den größten wirtschaftlichen Vorteil. Dies spielt aber auch für die soziale Nachhaltigkeit eine Rolle. Weniger Aufwand während der Arbeitsspitzen senkt den Stress und wirkt sich somit positiv auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter aus.
Und auch die Qualität des Weines entsprach weiterhin den Kundenwünschen. Der inzwischen ausschließlich aus dieser Anlage gewonnene Wein hat auch im vergangenen Jahr wieder mehrere Auszeichnungen gewonnen.
Der Wegfall der meisten Handarbeitsschritte in der Minimalschnittanlage bewirkt den größten wirtschaftlichen Vorteil. Dies spielt aber auch für die soziale Nachhaltigkeit eine Rolle. Weniger Aufwand während der Arbeitsspitzen senkt den Stress und wirkt sich somit positiv auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter aus.
Und auch die Qualität des Weines entsprach weiterhin den Kundenwünschen. Der inzwischen ausschließlich aus dieser Anlage gewonnene Wein hat auch im vergangenen Jahr wieder mehrere Auszeichnungen gewonnen.
Schafbeweidung als letztes Puzzlestück
Als letzter Schritt auf dem Weg zum Ziel,
verschiedene Anbaumethoden zusammenzuführen, die eine möglichst
nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen ermöglichen, kann die Beweidung
mit Schafen gelten. Auch hierfür bieten Minimalschnittsysteme gute
Rahmenbedingungen. Ab 2020 wurden Schafe der Rasse Shropshire drei- bis
viermal jährlich zur Beweidung der Versuchsfläche eingesetzt. Im System
Minimalschnitt unterliegt die Beweidung keiner Einschränkung. Es gibt
also nicht wie in der Flachbogenerziehung verbisskritische Phasen, in
denen die Tiere herausgenommen werden müssen.
Während des
Betrachtungszeitraums weideten unterschiedlich große Herden je einmal im
Winter, im Frühjahr nach dem Austrieb und im Sommer bis kurz vor dem
Lesebeginn in der Anlage sowie im Herbst nach der Lese. Nur für die Applikation von Rebschutzmitteln werden die Tiere aus der
Parzelle genommen. Mithilfe der Beweidung konnten weitere Überfahrten
eingespart werden. Zum einen wurden die Mulchdurchgänge oder optional
der Einsatz von Balkenmähern reduziert. Zum anderen konnten dadurch
nochmals Stockpflegearbeiten eingespart werden. Außerdem leisten die
Tiere auch Dienste für die
Entblätterung, da sie die herunterhängenden Triebe von unten einkürzen
und somit für eine gute Luftzirkulation in der Anlage sorgen.
Die anfallenden Arbeiten und die Betreuung der Tiere übernimmt seit 2022 ein Schäfer als Dienstleister. Hierfür fallen Kosten in Höhe von jährlich 1.200 bis 1.500 Euro an, je nach Wüchsigkeit der Begleitvegetation und Anzahl der notwendigen Beweidungsdurchgänge.
Dies entspricht in etwa den Kosten der eingesparten üblichen Maßnahmen, die die Schafe übernehmen. Nicht nur die Reduktion der Arbeitsschritte, sondern auch der geringere Einsatz von Maschinen und damit verbunden der verringerte CO2-Ausstoß wirken sich positiv auf die Nachhaltigkeit aus. Zusätzlich führt die Beweidung zu gesteigerten Ökosystemleistungen der Flächen.
Erhebungen im Projekt „Win-Win im Weinberg” konnten belegen, dass allein durch den von den Schafen ausgeschiedenen Dung eine Lebensgrundlage für zahlreiche Insektenarten geschaffen wurde. So konnten 16 verschiedene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Dungkäferarten nachgewiesen werden, die durch ihre Aktivität das Bodenleben und die Bodenstruktur verbessern. Diese Insekten würden sich ohne Beweidung nicht im Weinberg aufhalten.
Die anfallenden Arbeiten und die Betreuung der Tiere übernimmt seit 2022 ein Schäfer als Dienstleister. Hierfür fallen Kosten in Höhe von jährlich 1.200 bis 1.500 Euro an, je nach Wüchsigkeit der Begleitvegetation und Anzahl der notwendigen Beweidungsdurchgänge.
Dies entspricht in etwa den Kosten der eingesparten üblichen Maßnahmen, die die Schafe übernehmen. Nicht nur die Reduktion der Arbeitsschritte, sondern auch der geringere Einsatz von Maschinen und damit verbunden der verringerte CO2-Ausstoß wirken sich positiv auf die Nachhaltigkeit aus. Zusätzlich führt die Beweidung zu gesteigerten Ökosystemleistungen der Flächen.
Erhebungen im Projekt „Win-Win im Weinberg” konnten belegen, dass allein durch den von den Schafen ausgeschiedenen Dung eine Lebensgrundlage für zahlreiche Insektenarten geschaffen wurde. So konnten 16 verschiedene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Dungkäferarten nachgewiesen werden, die durch ihre Aktivität das Bodenleben und die Bodenstruktur verbessern. Diese Insekten würden sich ohne Beweidung nicht im Weinberg aufhalten.
Fazit
Nachhaltigkeit umfasst mehr als nur die ökologischen Aspekte. Auch die ökonomischen und sozialen Gesichtspunkte gehören zu einer umfassenden Betrachtung. Mit der Entwicklung des Bacat Rosé im Staatsweingut lässt sich sehr gut aufzeigen, wie man ein Produkt unter nachhaltigen Aspekten immer weiterentwickeln kann und dass sich dies nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschen im Weinbau und deren finanzielle Situation lohnen kann. Sowohl Piwis, Minimalschnitt als auch Schafbeweidung können Ansätze liefern, die sich verbinden lassen und sehr positiv auf die Nachhaltigkeit eines Weinberges auswirken können. Auch der daraus entstehende Wein kann – wie im Fall des Bacat Rosé – qualitativ sowohl die Zielgruppe als auch bei verschiedenen Wettbewerben überzeugen.