Weinbauverband | 07. April 2017

Begeistern, nicht nur zufriedenstellen

Von Walter Eberenz
Vollerntertechnik, kundengerechtes Auftreten, badische Weinwerbung, neue Wein-Moden und Spezielles zum Gärverhalten: Vielseitig, informativ, kurzweilig und unterhaltsam war das Vortragsprogramm auf dem Badischen Weinbautag in Offenburg.
Oswald Walg, Weinbautechnik am DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Den Anfang machte Oswald Walg von der Fachgruppe Weinbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Der Fachmann für Weinbautechnik, der auch regelmäßiger Autor in diesem Fachmagazin ist, beleuchtete die Leistungsfähigkeit von mechanischen Sortiersystemen auf Vollerntern.
Ein Fortschritt, aber...
Auszug aus seinem Fazit: Mechanische Reinigungssysteme seien zweifelsohne ein weiterer Fortschritt. Unter gewissen Bedingungen könne damit auch die Weinqualität verbessert werden, generell könne man aber nicht davon ausgehen. Weitere Untersuchungen seien notwendig, auch im Hinblick auf das Alterungsverhalten der Weine. Zu dem vorgestellten Thema wird demnächst ein Fachartikel von Oswald Walg in Der Badische Winzer erscheinen.
Roland Berger, Unternehmensmanagement, Muri (Schweiz)
Roland Berger, Firma „tune management & training ag” aus Muri in der Schweiz (bei Bern), überschrieb sein Thema mit „Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein”. Der Referent, der die genannte Beratungsfirma führt und daneben Verwaltungsratspräsident beziehungsweise Verwaltungsratsmitglied mehrerer Unternehmen ist (Hotels, Tourismusorganisationen, Handwerk, Internet Start-up), legte dar, warum aus seiner Sicht die Nachfrage nach qualitativ hochstehenden Produkten und Dienstleistungen weiter steigen wird.
Ein Grund sei die Markttransparenz durch das Internet. Es gelte, der Austauschbarkeit entgegenzuwirken.
Berger nannte fünf zentrale Ansätze, um die Herausforderungen zu meistern:
  • Im Unternehmen die „richtigen” Fragen stellen
  • Die Attraktivität des Unternehmens steigern
  • An der Kundenbegeisterung arbeiten (Berger: „zufrieden reicht nicht”)
  • Kunden ernst nehmen
  • Dafür sorgen, dass das Unternehmen die besten Mitarbeiter hat 
Emotional und regional
Christina Lauber, Badischer Wein GmbH
Christina Lauber, neue Geschäftsführerin der Badischer Wein GmbH, stellte vor, wie sie mit der badischen Weinwerbung künftig agieren will im Zusammenwirken mit den Winzern, Genossenschaften und Weingütern. Badischer Wein müsse erlebbarer werden, sich Konsumenten und Mitgliedern sowohl emotional als auch rational nähern. Das Thema Regionalität müsse viel stärker in den Vordergrund gerückt werden.
„Gemeinsam mehr erreichen” benannte sie als Motto  für ihre künftigen Aktivitäten für den badischen Wein. Christina Lauber lud  die Mitglieder und Winzer dazu ein, auf sie zuzukommen: „Ich brauche Ihre Themen, ich brauche Ihre Geschichten.”
Auf die Frage aus dem Publikum nach der zurzeit größten Herausforderung antwortete sie: „Alle badischen Winzer davon zu überzeugen, dass sie mitmachen sollen.”
Behälter mit Emotion
Dr. Jürgen Sigler, Kellerwirtschaft, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg
Um Weine mit emotionaler Botschaft ging es im Vortrag von Dr. Oliver Schmidt von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg. Dabei befasste er sich besonders mit der neuen Welle „Orange Wines” und dem Ausbau im Beton-Ei. So sei das Beton-Ei eben nicht nur als Behältnis zu sehen, sondern als ein emotionaler Botschafter für Wein, der einen bestimmten Kundenkreis anspreche.
Dr. Jürgen Sigler, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, befasste sich zum Abschluss der Vortragsreihe mit „Temperatureffekten bei der Maischegärung von Spätburgunder”. Fazit: Wer die Maischegärung bei nur 20 oder 25 Grad Celsius durchführt, verschenkt unnötig Rotweinpotenzial.