Winzerkeller will sich neu aufstellen
Schuster sieht den Winzerkeller in einer Schwächephase und beschrieb das Jahr 2019 als eine Zäsur: Nach drei Jahren mit steigenden Umsätzen verbuchte die Genossenschaft ein Umsatzminus von 3,5 % auf 45,3 Millionen (Mio.) Euro. Der Absatz ging um 1,4 Mio. Liter auf 16,1 Mio. Liter zurück. Der Verlust von Kontraktmengen und Preisdruck aufgrund der großen 2018er Ernte waren laut Schuster dafür verantwortlich.
Die Auszahlungsleistung an die Winzer sank um rund 20 %. Man habe dazu zwar schon deutliche Worte von den Winzern gehört, aber vielleicht habe die Corona-Krise auch so manche Reaktion etwas abgemildert, so Schusters Eindruck.
Investiert wurden rund eine Million Euro, die Abschreibungen beliefen sich auf 2,6 Mio. Euro. Trotz knapperem Traubengeld und vergleichsweise geringen Investitionen steht in der Gewinn- und Verlustrechnung ein Jahresfehlbetrag von 1,44 Mio. Euro zu Buche.
Umsatzverluste gab es 2019 beim Offenweingeschäft, im Preiseinstiegsbereich und bei No-Name-Weinen. Auch im Fachhandel und im Direktverkauf sanken die Umsätze. In der Gastronomie habe dagegen ein Plus erreicht werden können und auch die Umsätze mit den Ortslägern der Mitgliedsgenossenschaften entwickelten sich positiv. Unbefriedigend bleibe die Situation im Export. „Nachhaltige Exporterfolge benötigen langfristige Aufbauarbeit”, kommentierte Schuster.
Als Fazit der Absatzsituation hielt Schuster fest: „No Names sind stark gefährdet, das hat 2019 gezeigt. Wir müssen starke Marken aufbauen und wir haben sie auch schon.”
Seit Sommer vergangenen Jahres seien externe Berater im Haus, um die Neuaufstellung zu begleiten. Bereits geändert wurde die Organisationsstruktur: Die Zahl der Führungsbereiche wurde verkleinert, so sollen in Breisach Entscheidungswege verkürzt werden. Zur Kostensenkung soll unter anderem ein Personalabbau dienen. Der soll laut Schuster über natürliche Fluktuation verlaufen. 2019 hatte der Winzerkeller knapp 170 Beschäftigte, dazu kommen 14 Lehrlinge. Gegenüber 2018 waren dies rund 10 Beschäftigte mehr. Ersatzeinstellungen solle es künftig nur dort geben, wo sie unbedingt nötig seien. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht vorgesehen, in Zeiten von Corona will sie Schuster aber nicht völlig ausschließen.
Als Auswirkung der Corona-Krise sieht Schuster eine Beschleunigung von Strukturveränderungen, das gelte für den Badischen Winzerkeller wie für die badische Weinwirtschaft insgesamt. In Zeiten von Corona würden Veränderungen von den Winzern schneller akzeptiert.
Der Absatzanteil an die Discounter nahm zu. „Damit müssen wir zurechtkommen, obwohl wir bei Edeka und Rewe unsere Marken-Weine unterbringen können”, sagte Schuster. Der Online-Verkauf stieg m 60 %. Was die Auszahlungsleistung an die Winzer angeht, sieht Schuster den Winzerkeller auf gutem Weg, den badischen Durchschnitt zu erreichen.
Für die Ernte 2020 sagte Schuster Weingütern und Genossenschaften, bei denen die Vorräte noch sehr groß seien, Unterstützung zu: „Wir helfen, wo wir können, und stellen Lagerkapazitäten zur Verfügung.”