Nachrichten | 01. August 2019

Das Konzept ist zukunftsfähig

Von Walter Eberenz
Die Zukunft der badischen Gemeischaftswerbung für Wein ist vorerst gesichert. Walter Eberenz sprach darüber mit Christina Lauber, Geschäftsführerin der Badischer Wein GmbH.
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, dass es mit der Gemeinschaftswerbung für badischen Wein weitergeht. Das einstimmige Votum dafür überraschte einige, nachdem man zuvor von verschiedenen Seiten bereits die Totenglocke läuten hörte. Was ist da denn zwischenzeitlich alles gelaufen? Sie sind ja Seglerin – welchen Fachausdruck aus Ihrem Sport finden Sie für die Kursänderung passend? 

Christina Lauber, Geschäftsführerin der Badischer Wein GmbH
In den vergangenen zwei Jahren habe ich viele Gespräche geführt mit Betrieben, die gekündigt hatten, schon lange nicht mehr oder noch nie in der Gemeinschaftswerbung Mitglied waren. Ich wollte verstehen, welche Gründe hierfür vorlagen. In diesen Gesprächen hat sich neben der grundsätzlichen Notwendigkeit einer Gemeinschaftswerbung, die im Prinzip von allen gesehen wurde, der klare Wunsch nach Transparenz herauskristallisiert hinsichtlich dessen, was den Betrieben die  Gemeinschaftswerbung bringt. Hier hatten manche Betriebe das Gefühl, sie zahlen für Dinge, die sie nicht nutzen, wie zum Beispiel den Auftritt auf der Messe ProWein, die Baden-Württemberg Classics, Werbemittel, Pressereisen etc. Daraus entstand der Wunsch nach mehr Modularität, sprich, nur für die Dinge zu zahlen, die man in Anspruch nimmt. Es gibt Betriebe, die gerne einen Teil der Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchten, aber eben nicht alle. Als ein Aspekt kam bei einigen auch die finanzielle Situation, verbunden mit der klaren Aussage, dass sie bei einem geringeren Grundbeitrag wieder einsteigen oder überhaupt das erste Mal dabei sein könnten. Basierend darauf haben wir das neue Beitragskonzept entwickelt, das jetzt zur Abstimmung kam und einstimmig angenommen wurde.
Beim Segeln würde man sagen, wir haben die Segel und den Kurs der aktuellen Wettersituation angepasst und damit das Boot sicher weiter am Segeln gehalten.
 
Es gibt also einen Grundbetrag als Pflichtbeitrag und einen individuellen Beitrag je nach nachgefragter Dienstleistung. Wie hoch ist der Grundbetrag im Vergleich zum bisherigen? Was ist im Grundbetrag drin und was sind klassische Serviceleistungen, die extra kosten?
Der neue Werbebeitrag beträgt 100 € pro Hektar und Jahr und damit die Hälfte des bisherigen Werbebeitrags. Mit diesem Beitrag und den in Aussicht gestellten weiteren Flächen sowie Fördermitteln kann die Weinwerbung die klassische Werbetätigkeit in Form von Funk-, Print-, Plakat- und Online-Werbung sowie die Pressearbeit weiter erbringen. Damit wird die Kernaufgabe in gleichem Umfang wie bisher erfüllt. Die Serviceleistungen wie Ausschreibungsservice, Facebook, Newsletter sowie die Unterstützung des Projektes Badische Weinstraße bleiben ebenfalls wie bisher erhalten.
Die Dienstleistungen, die die Badische Gemeinschaftswerbung bisher erbracht hat, wie Organisation und Durchführung des Messestandes auf der ProWein, Organisation der Baden-Württemberg Classics in mehreren Städten, den Einkauf von Werbemitteln, die Organisation von Reisen für Sommeliers, Pressereisen, Seminaren etc. wird es weiterhin geben, aber zu angepassten Kosten. Bereits bisher mussten die Betriebe zum Beispiel bei den Messen für die von ihnen genutzte Standfläche und den Standbau zahlen. In Zukunft werden sich diese Beiträge erhöhen, da bei dem neuen Konzept die jeweils mit dem Projekt verbundenen Verwaltungskosten als Anteil umgelegt werden müssen. Die Betriebe haben jedoch durch den halbierten Grundbeitrag einen frei gewordenen finanziellen Spielraum und können nun gezielt wählen, in welche Maßnahmen sie investieren möchten.
 
Wie beurteilen Sie das neue Beitragssystem: kleiner, großer oder gar kein Wermutstropfen?
Für uns ist das neue Beitragssystem kein Wermutstropfen, sondern ein zeitgemäßer Weg, eine solche Organisation neu auszurichten und zukunftsfähig zu halten. Mit dem neuen Beitragssystem bleibt die Badische Weinwerbung auch weiterhin als Bündlerorganisation förderfähig und kann die Fördermittel des Landes beziehungsweise der EU beantragen, was der gesamten Region hilft.
 
Wie, schätzen Sie, wird das Angebot kostenpflichtiger Zusatzleistungen angenommen?
Wir haben bisher positive Rückmeldungen erhalten und Anmeldungen zu den Messen beziehungsweise Teilnahmebestätigungen. Sicherlich wird es auch Betriebe geben, die  auf die eine oder andere Dienstleistung verzichten werden.
 
Gegenüber der Presse haben Sie unmittelbar nach dem Beschluss mitgeteilt, dass weitere Betriebe ihren Beitritt bereits zugesichert haben. Ist hier zwischenzeitlich schon etwas passiert?
Es gibt konkrete Zusagen und weitere Betriebe haben sich seither gemeldet. Wir sind im Nachgang dabei, mit den Gesellschaftern die Beitrittsunterlagen anzupassen, damit wir sie zügig versenden können. Es sind bereits über 1000 Hektar zusätzlich als Mitgliedsfläche in Aussicht gestellt worden. Eine noch breitere Basis sehe ich als essenziell für eine zukunftsfähige Gemeinschaftswerbung an.

Gibt es auch Rückkehr-Signale von Betrieben, die dabei waren und ausgetreten sind?
Ja, die gibt es, was uns natürlich sehr freut.
 
Der Beschluss gilt zunächst bis zum nächsten Jahr einschließlich. Wie kann es gelingen, die badische Gemeinschaftswerbung mittel- und langfristig auf solide Fundamente zu stellen?
Wir sind davon überzeugt, dass das jetzige Konzept zukunftsfähig ist und nicht nur bis Ende nächsten Jahres trägt. Die sehr positiven Rückmeldungen  machen uns hier zuversichtlich. Nichtsdestotrotz werden wir weiter intensiv im Austausch mit den Betrieben bleiben und die Konzeption der badischen Weinwerbung zeitgemäß halten.