Fachliches
| 07. September 2021
Beeren gesund erhalten bis zur Lese
Von Tim Ochsner, Weinbauberater
Mit dem Ende der Regelbehandlungen Mitte August schließt sich das Fenster zur Gesunderhaltung der Rebstöcke und der Trauben. Gesundes und reifes Lesegut ist Voraussetzung, dass der produzierte Wein gut gelingt.
Neben der Qualität der Trauben ist für den produzierenden Winzer auch die Menge des Ertrages wichtig, da sich aus beidem zusammen sein Erlös für die jährlichen Arbeiten ergibt. Bei der Gesunderhaltung der Trauben gibt es einerseits mengensichernde, andererseits auch mengenreduzierende Maßnahmen. Letztere dienen vor allem der Qualitätssicherung. Sie richten sich meistens gegen spät aufkommende Krankheiten wie beispielsweise Botrytis und haben zur Folge, dass unter Arbeitsaufwand Ertrag aus den Anlagen entfernt werden muss. Als Beispiele dafür kann man Traubenteilen, Entblättern und selektive Negativvorlesen nennen.
Für alle Entscheidungen zur Absicherung des Ertrages und der Qualität ist die richtige Diagnose der Schadursachen extrem wichtig. Erst sie macht es möglich, einem Traubenverlust entgegenzuwirken. Im Folgenden wird eine Auswahl von Traubenschäden zusammengestellt. Die den einzelnen Befallssituationen zugehörigen Bekämpfungsstrategien sind den betreffenden Fachartikeln im Badischen Winzer zu entnehmen. Sie würden den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wie in allen guten Lehrbüchern beschrieben, verhindert ein sachgerechter Pflanzenschutz Ertragsverluste. Leider ist fast jedes Jahr eine andere Pilzkrankheit ertragsbeeinflussend.
Für alle Entscheidungen zur Absicherung des Ertrages und der Qualität ist die richtige Diagnose der Schadursachen extrem wichtig. Erst sie macht es möglich, einem Traubenverlust entgegenzuwirken. Im Folgenden wird eine Auswahl von Traubenschäden zusammengestellt. Die den einzelnen Befallssituationen zugehörigen Bekämpfungsstrategien sind den betreffenden Fachartikeln im Badischen Winzer zu entnehmen. Sie würden den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wie in allen guten Lehrbüchern beschrieben, verhindert ein sachgerechter Pflanzenschutz Ertragsverluste. Leider ist fast jedes Jahr eine andere Pilzkrankheit ertragsbeeinflussend.
Peronospora in verschiedenen Symptomen
Im Jahr 2021 ist ohne Zweifel
die Pilzkrankheit Peronospora dominierend. Nachdem im Juni und Juli fast
täglich Infektionen durch den Falschen Mehltau möglich waren, findet
man jetzt die unterschiedlichsten Befallsbilder in den Weinbergen.
Selbst gut gepflegte Anlagen zeigen Befall an den Trauben – in
unterschiedlicher Intensität. Grundsätzlich ist bei Infektionen nach der
Blüte zwischen Befall an den Traubenstielen und Befall an den Trauben
selbst zu unterscheiden.
Gescheinsbefall ist in diesem Jahr eher eine Seltenheit. In diesem Fall dürfte, falls nach der Ernte keine Maischestandzeit vorgesehen ist, lediglich der Ertrag, aber nicht die Qualität leiden. Außerdem sortieren Traubenerntemaschinen mit Entrappern solches Material in der Regel aus.
Häufiger ist Peronosporabefall 2021 an den Traubenstielen festzustellen, der meist zum Abfallen der Traube führt. Ein für Traubenbefall typisches Symptome sind eingetrocknete Lederbeeren. Hier ist zwar eine Ertragsverringerung gegeben, sie erreicht aber bei weitem nicht die Relevanz des Traubengerüstbefalls. Bei der maschinellen Ernte fallen viele Trockenbeeren durch das Rütteln ab. Mit den Sortiergebläsen werden ebenfalls viele aussortiert. Da sie „nur” eingetrocknet sind, kann auch Lesematerial mit Lederbeeren ohne größere Probleme ausgebaut werden. Es ist jedoch zu beachten, dass möglichst ohne Maischestandzeit gearbeitet wird.
In vielen Jahren hat bei der Peronosporabekämpfung das Wetter mitgeholfen. Nach feuchten Phasen wurde es trocken und der Schadensumfang durch den Pilz konnte entsprechend eingedämmt werden. Aber Mai, Juni und Juli 2021 hatten nahezu 70 Regentage, sodass auch später Traubenbefall möglich war. Auf dem Bild ist sichtbar, dass sporulierende Peronospora auf schon gefärbten Trauben zu finden ist. Da hier bereits Zucker in der Traube gebildet wurde, besteht die Gefahr, dass Sekundärpilze in die Traube eindringen und somit das Erntegut durch deren Stoffwechselprodukte unbrauchbar wird.
Gescheinsbefall ist in diesem Jahr eher eine Seltenheit. In diesem Fall dürfte, falls nach der Ernte keine Maischestandzeit vorgesehen ist, lediglich der Ertrag, aber nicht die Qualität leiden. Außerdem sortieren Traubenerntemaschinen mit Entrappern solches Material in der Regel aus.
Häufiger ist Peronosporabefall 2021 an den Traubenstielen festzustellen, der meist zum Abfallen der Traube führt. Ein für Traubenbefall typisches Symptome sind eingetrocknete Lederbeeren. Hier ist zwar eine Ertragsverringerung gegeben, sie erreicht aber bei weitem nicht die Relevanz des Traubengerüstbefalls. Bei der maschinellen Ernte fallen viele Trockenbeeren durch das Rütteln ab. Mit den Sortiergebläsen werden ebenfalls viele aussortiert. Da sie „nur” eingetrocknet sind, kann auch Lesematerial mit Lederbeeren ohne größere Probleme ausgebaut werden. Es ist jedoch zu beachten, dass möglichst ohne Maischestandzeit gearbeitet wird.
In vielen Jahren hat bei der Peronosporabekämpfung das Wetter mitgeholfen. Nach feuchten Phasen wurde es trocken und der Schadensumfang durch den Pilz konnte entsprechend eingedämmt werden. Aber Mai, Juni und Juli 2021 hatten nahezu 70 Regentage, sodass auch später Traubenbefall möglich war. Auf dem Bild ist sichtbar, dass sporulierende Peronospora auf schon gefärbten Trauben zu finden ist. Da hier bereits Zucker in der Traube gebildet wurde, besteht die Gefahr, dass Sekundärpilze in die Traube eindringen und somit das Erntegut durch deren Stoffwechselprodukte unbrauchbar wird.
Oidium ist 2021überraschend aufgetreten
Für viele überraschend wurden die Trauben 2021, vor allem in
anfälligen Sorten und auf prädestinierten Standorten, auch von Oidium
befallen. Überraschend deshalb, weil durch die vom Peronosporadruck
vorgegebenen engen Spritzfolgen eigentlich kaum Oidiumbefall auf den
Trauben zu erwarten war. Allerdings ist zu bedenken, dass Oidium vom
Vorhandensein von Tau auf den Pflanzen stark begünstigt wird. Diese
Wetterlage war ab Mitte Juli gegeben. Das ermöglichte Oidiumbefall an
Trauben – vor allem in durch Vorjahresbefall belasteten Anlagen. Welchen
großen Einfluss der Ausgangsbefall auf den diesjährigen Oidiumdruck
hatte, zeigt die Beobachtung, dass in vielen Anlagen der Pilz stock-
oder nesterförmig aufgetreten ist. Einzelne Rebstöcke zeigen dann eine
extreme Infektion.
Anders als Peronospora führt diese Krankheit zu Belastungen beim Wein. Mufftöne können auftreten. Oidium an Trauben kann auch die Beeren platzen lassen. Durch die gut gefüllten Wasservorräte in den Weinbergböden und die damit verbundenen größeren Beeren können die ohnehin schon gespannten Fruchthäute durch die Perforierung des Oidiumpilzes aufplatzen und Saft austreten. Dann können sich Botrytis oder Sekundärpilze einnisten und auch die Kirschessigfliege hat leichtes Spiel.
Anders als Peronospora führt diese Krankheit zu Belastungen beim Wein. Mufftöne können auftreten. Oidium an Trauben kann auch die Beeren platzen lassen. Durch die gut gefüllten Wasservorräte in den Weinbergböden und die damit verbundenen größeren Beeren können die ohnehin schon gespannten Fruchthäute durch die Perforierung des Oidiumpilzes aufplatzen und Saft austreten. Dann können sich Botrytis oder Sekundärpilze einnisten und auch die Kirschessigfliege hat leichtes Spiel.
Esca ist gefährlich für Ertrag und Qualität
Die Krankheit
Esca beeinflusst mittlerweile das Ertragsgeschehen nicht unwesentlich.
2021 sind seit Anfang August viele Stöcke durch die Pilzinfektion
zusammengebrochen. Vor allem in älteren Anlagen sind teilweise mehr als
15 % Stockausfälle zu beklagen. Aber auch jüngere Anlagen zeigen schon
Absterbeerscheinungen.
Für die Trauben bedeutet Escabefall in den meisten Fällen Ertragsverlust. Die Stöcke vertrocknen, die Trauben ebenfalls. Sie belasten somit die Qualität des Lesegutes nicht, da sie nicht mitgeerntet oder von den Sortiergebläsen der Traubenernter ausgeblasen oder abgesaugt werden. Zudem wirkt sich Esca extrem mengenreduzierend aus. Die Trauben ganzer Stöcke fehlen. Häufig werden die entstandenen Fehlstellen auch nicht mehr nachgepflanzt, so dass die Nachbarstöcke die Ertragsleistung übernehmen müssen. Sie haben dann sehr schnell einen zu hohen Stockertrag, so dass sie ebenfalls zusammenbrechen oder nur ein deutlich niedrigeres Mostgewicht generieren können. Insofern beeinflusst dies die Qualität indirekt. Noch problematischer ist ein nicht so deutlicher oder früher Befall durch Esca. Hier sterben einzelne Traubenteile ab, andere bleiben noch am Stielgerüst. Es besteht die Gefahr, dass Bitterstoffe beim Weinausbau störend auftreten, wenn dieses Lesegut nicht aus den Anlagen entfernt wird.
Ähnliche Befürchtungen muss man bei dem nicht so deutlichen Traubenbefall ohne Blattsymptome haben. Hier zeigen lediglich die Trauben schwarze Punkte, der Rest vom Stock bleibt unsyptomatisch. Wo immer solche Trauben auftauchen, empfiehlt es sich, diese auf den Boden zu schneiden.
Für die Trauben bedeutet Escabefall in den meisten Fällen Ertragsverlust. Die Stöcke vertrocknen, die Trauben ebenfalls. Sie belasten somit die Qualität des Lesegutes nicht, da sie nicht mitgeerntet oder von den Sortiergebläsen der Traubenernter ausgeblasen oder abgesaugt werden. Zudem wirkt sich Esca extrem mengenreduzierend aus. Die Trauben ganzer Stöcke fehlen. Häufig werden die entstandenen Fehlstellen auch nicht mehr nachgepflanzt, so dass die Nachbarstöcke die Ertragsleistung übernehmen müssen. Sie haben dann sehr schnell einen zu hohen Stockertrag, so dass sie ebenfalls zusammenbrechen oder nur ein deutlich niedrigeres Mostgewicht generieren können. Insofern beeinflusst dies die Qualität indirekt. Noch problematischer ist ein nicht so deutlicher oder früher Befall durch Esca. Hier sterben einzelne Traubenteile ab, andere bleiben noch am Stielgerüst. Es besteht die Gefahr, dass Bitterstoffe beim Weinausbau störend auftreten, wenn dieses Lesegut nicht aus den Anlagen entfernt wird.
Ähnliche Befürchtungen muss man bei dem nicht so deutlichen Traubenbefall ohne Blattsymptome haben. Hier zeigen lediglich die Trauben schwarze Punkte, der Rest vom Stock bleibt unsyptomatisch. Wo immer solche Trauben auftauchen, empfiehlt es sich, diese auf den Boden zu schneiden.
Die Niederschläge begünstigen Botrytis
Feuchte Jahre sind meist auch Botrytisjahre. Aufgrund der
Vorschäden durch Peronospora, Oidium sowie teilweise auch Hagel und der
bisher immer ausreichenden Wasserversorgung können in diesem Jahr die
Trauben auch durch Botrytis geschädigt werden. Stets ist bei dieser
Krankheit das Wetter der letzten Wochen vor und während der Ernte
entscheidend. Da 2021 bei der bisherigen Arbeitserledigung teilweise
chaotische Situationen aufgetreten sind, konnten nicht alle Maßnahmen
realisiert werden, die Botrytis vermeiden helfen. Dazu gehören die
Verbesserung der Belüftung der Anlagen und das Verbessern oder
Herstellen einer lockeren Traubenstruktur.
Außerdem besteht in Jahren mit ausreichender Wasserversorgung immer die Gefahr, dass durch Kompensationsleistungen der Rebe die Beeren groß werden und diese sich dann gegenseitig abquetschen. Vor allem durch Nässe bei der Ernte können Trauben verloren gehen. Das drückt nicht nur auf die Menge, sondern es wird sogar zusätzlich unproduktive zusätzliche Arbeitszeit benötigt, um die Befallsstellen aus der Anlage zu nehmen.
Oft beginnen auch einzelne Beeren zu faulen. Beginnt dieses Stadium, so ist mit einer schnellen Ernte gegenzusteuern, da hier der Verlust des gesamten Lesegutes durch Fäulnis droht. Endreife Trauben platzen ebenfalls, hier ist aber die Zuckerkonzentration auslösend. Allerdings ist dieser Befall vor allem für Beeren- und Trockenbeerenauslesen gewünscht.
Außerdem besteht in Jahren mit ausreichender Wasserversorgung immer die Gefahr, dass durch Kompensationsleistungen der Rebe die Beeren groß werden und diese sich dann gegenseitig abquetschen. Vor allem durch Nässe bei der Ernte können Trauben verloren gehen. Das drückt nicht nur auf die Menge, sondern es wird sogar zusätzlich unproduktive zusätzliche Arbeitszeit benötigt, um die Befallsstellen aus der Anlage zu nehmen.
Oft beginnen auch einzelne Beeren zu faulen. Beginnt dieses Stadium, so ist mit einer schnellen Ernte gegenzusteuern, da hier der Verlust des gesamten Lesegutes durch Fäulnis droht. Endreife Trauben platzen ebenfalls, hier ist aber die Zuckerkonzentration auslösend. Allerdings ist dieser Befall vor allem für Beeren- und Trockenbeerenauslesen gewünscht.
Ausblick auf dieses und die kommenden Jahre
Nach einem Pflanzenschutzjahr wie 2021, in dem jeder noch so kleine Applikationsfehler durch Peronospora- und/oder Oidiumbefall bestraft wurde, ist es wichtig, den für den Erlös benötigten Ertrag ins Ziel zu retten. Hierbei muss der Spagat zwischen einerseits dem hohen Anspruch an die Qualität der Weine und dem damit verbundenen Anspruch an die Traubengesundheit und andererseits den Wetterkapriolen und dem damit zusammenhängenden Befall geschafft werden.
Immer wichtiger wird in Zeiten der knapper werdenden Arbeitskräfte die Abstimmung der aufnehmenden Hand mit denjenigen, die die Ernte einbringen müssen. Durch die maschinelle Lese, welche auch mit der jetzt eingeführten Entrapp- und Sortiertechnik verbessert worden ist, ist die Schlagkraft auf Seiten der Winzer immens gesteigert worden. Stand heute ist, dass Sortiertechniken in vielen Fällen die händische Traubenkorrektur ersetzen können.
Jedoch haben die letzten Jahre gezeigt, dass die Erntefenster zur Qualitätssicherung immer schmaler werden. Häufig drücken Engpässe und damit Verzögerungen im Ernteablauf nicht nur auf die Qualität, sondern führen für den Winzer auch zu Mengenverlusten. Es wird – vielleicht auch begünstigt durch den Klimawandel – nicht einfacher, einen marktgerechten Weinstil zu vertretbaren Kosten zu produzieren. In Sachen Traubenqualität, Erntetechnik und Schlagkraft wurde in den letzten Jahren viel erreicht. Es gilt nun, die Erfassungsstrukturen anzugleichen.
Immer wichtiger wird in Zeiten der knapper werdenden Arbeitskräfte die Abstimmung der aufnehmenden Hand mit denjenigen, die die Ernte einbringen müssen. Durch die maschinelle Lese, welche auch mit der jetzt eingeführten Entrapp- und Sortiertechnik verbessert worden ist, ist die Schlagkraft auf Seiten der Winzer immens gesteigert worden. Stand heute ist, dass Sortiertechniken in vielen Fällen die händische Traubenkorrektur ersetzen können.
Jedoch haben die letzten Jahre gezeigt, dass die Erntefenster zur Qualitätssicherung immer schmaler werden. Häufig drücken Engpässe und damit Verzögerungen im Ernteablauf nicht nur auf die Qualität, sondern führen für den Winzer auch zu Mengenverlusten. Es wird – vielleicht auch begünstigt durch den Klimawandel – nicht einfacher, einen marktgerechten Weinstil zu vertretbaren Kosten zu produzieren. In Sachen Traubenqualität, Erntetechnik und Schlagkraft wurde in den letzten Jahren viel erreicht. Es gilt nun, die Erfassungsstrukturen anzugleichen.