Fachliches
| 02. April 2024
Tipps aus der Natur nutzen
Von Thomas Kaltenbach, WBI
Löwenzahn, Vogelmiere, Brennnessel: Als Stickstoffzeiger sind diese und viele andere Beikräuter nicht einfach nur lästiges Unkraut. Ob pH-Wert im Boden, staunasse oder offene Bereiche – Beikräuter geben als Zeigerpflanzen wichtige Hinweise für die Bewirtschaftung. Zudem sind sie Lebensraum für Insekten.
Schon seit jeher sehen sich die Menschen beim Anbau landwirtschaftlicher Kulturen mit spontanem Pflanzenbewuchs konfrontiert. Die meisten verbinden damit erst einmal Schwierigkeiten und Nachteile. Schon in der Bibel finden sich Hinweise darauf: „(….) verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen” (1. Mo 3,17-18).
Auch wenn im Gassenbereich eine Bodenverbesserung eher mit der Einsaat krautiger Pflanzen erreicht werden kann, setzt sich doch letztlich über die Jahre hinweg oft die standorttypische Naturbegrünung durch. Das muss nicht zwangsläufig als Nachteil betrachtet werden. In steileren Hang- sowie in Steillagen zum Beispiel kann es unter dem Gesichtspunkt der Befahr- oder Begehbarkeit sogar sinnvoller sein, in den Gassen eine Spontanbegrünung mit hohem Gräseranteil zuzulassen. Denn eine Einsaat mit ausschließlich krautigen Pflanzen ist rutschiger.
Manche Beikräuter sind auch Futterpflanzen, wie etwa die Große Brennnessel für die Raupen des Admirals, die sich in Mitteleuropa ausschließlich von diesen Pflanzen ernähren. Ein weiteres Beispiel sind die Streifenwanzen, die man häufig auf Doldenblütlern, wie der Wilden Möhre, findet. Die standorttypische Beikrautflora ist also Nahrung und Lebensraum für spezialisierte Insekten. Gleichzeitig bildet sie einen natürlich gewachsenen „Teppich” für die gesamte heimische Fauna und ist damit aus Sicht der Biodiversität wertvoll. Nicht zuletzt deshalb, weil fast ganzjährig immer irgendwo etwas blüht. Da Beikräuter nahezu ganzjährig auflaufen, sind sie auch immer ein Sicherheitsfaktor in Bezug auf Bodenerosion.
Auch wenn im Gassenbereich eine Bodenverbesserung eher mit der Einsaat krautiger Pflanzen erreicht werden kann, setzt sich doch letztlich über die Jahre hinweg oft die standorttypische Naturbegrünung durch. Das muss nicht zwangsläufig als Nachteil betrachtet werden. In steileren Hang- sowie in Steillagen zum Beispiel kann es unter dem Gesichtspunkt der Befahr- oder Begehbarkeit sogar sinnvoller sein, in den Gassen eine Spontanbegrünung mit hohem Gräseranteil zuzulassen. Denn eine Einsaat mit ausschließlich krautigen Pflanzen ist rutschiger.
Manche Beikräuter sind auch Futterpflanzen, wie etwa die Große Brennnessel für die Raupen des Admirals, die sich in Mitteleuropa ausschließlich von diesen Pflanzen ernähren. Ein weiteres Beispiel sind die Streifenwanzen, die man häufig auf Doldenblütlern, wie der Wilden Möhre, findet. Die standorttypische Beikrautflora ist also Nahrung und Lebensraum für spezialisierte Insekten. Gleichzeitig bildet sie einen natürlich gewachsenen „Teppich” für die gesamte heimische Fauna und ist damit aus Sicht der Biodiversität wertvoll. Nicht zuletzt deshalb, weil fast ganzjährig immer irgendwo etwas blüht. Da Beikräuter nahezu ganzjährig auflaufen, sind sie auch immer ein Sicherheitsfaktor in Bezug auf Bodenerosion.
Verbreitungsmechanismen
Wichtig für Winzerinnen und Winzer
ist: Wie verbreiten sich die Beikräuter? Nur wer den jeweiligen
Mechanismus kennt, kann zum optimalen Termin geeignete Maßnahmen gegen
unerwünschte Vegetation ergreifen. Die meisten Pflanzen verbreiten sich mittels Samen. Diese können durch
Tiere oder Menschen, Wind oder Wasser weitergetragen werden. Manche
Pflanzen wie etwa das Gartenschaumkraut sind nicht auf äußere Einflüsse
angewiesen: Sie schleudern ihre Samen explosionsartig in die Umgebung. Es gibt aber auch Beikräuter, die sich mittels Sporen verbreiten, wie
etwa der Ackerschachtelhalm. Die Ackerwinde oder auch die Quecke bilden
nur wenige Samen und nutzen vielmehr unterirdische Sprossachsen zur
Verbreitung – sogenannte Rhizome. Diese Pflanzen können unter Umständen
beim Fräsen unter zu feuchten Bedingungen in der ganzen Anlage verteilt
werden. Denn aus jedem der zerhackten Rhizom-Teile kann eine neue
Pflanze hervorgehen. Ähnlich wie auch die Zwiebeln des Doldigen
Milchsterns, des Weinbergslauchs oder der Weinbergs-Traubenhyazinthe.
Manche Pflanzen kombinieren verschiedene Verbreitungsmechanismen. Der
Ackerschachtelhalm beispielsweise bildet nicht nur Sporen, sondern auch
Rhizome.
Was die Pflanzen zeigen
Beikräuter sind immer auch Zeigerpflanzen und
damit ein praxisrelevantes Werkzeug bei der Beurteilung des Bodens.
Hierbei ist es unerlässlich, den Unterbewuchs mit Beikräutern als
flächig zusammenhängendes Element zu sehen und zu begreifen. Frei nach
dem Motto „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer” bedeutet eine
einzelne Ampfer-Pflanze nicht unbedingt, dass es sich um einen Standort
mit eher niedrigem pH-Wert handeln muss.
Kommt beispielsweise die Große Brennnessel gehäuft vor oder breitet sich zusehends in der Fläche aus, so könnte dies auf eine Überversorgung mit Stickstoff hinweisen. Oft bilden sich Brennnesselnester dort, wo vorher Mist oder Trester gedüngt wurde. Ebenso typische Stickstoffzeiger sind der Gemeine Löwenzahn, die Vogelmiere oder die Acker-Kratzdistel. Hierbei ist interessant, dass der Löwenzahn typischerweise sowohl in den Gassen als auch im Unterstockbereich wächst. Die Acker-Kratzdistel ist dagegen eher nur im Unterstockbereich zu finden, da sie den oft durch Herbizide behandelten oder mit mechanischer Bearbeitung offengehaltenen Bereich mag. Der Löwenzahn kommt mit den üblichen Mulchgängen in den Gassen sehr gut zurecht, gedeiht aber auch auf verdichteten und vielbefahrenen Bereichen wie der Fahrgasse. Dort kann er sich gut behaupten und wird dadurch sogar gefördert.
Warum es wichtig ist, die natürlichen Bewuchsvorgänge im Unterstockbereich genau zu kennen, wird vor allem im Frühsommer deutlich, wenn nach einer Herbizid- oder mechanischen Unterstockbehandlung die Folge-Beikräuter auflaufen wie etwa Amaranth, verschiedene Hirsearten (Kolben-, Hühner- oder Fadenhirse) oder Melde-Arten. Auch sie kommen in offengehaltenen Bereichen wie dem Unterstockbereich vor und sind zudem – je nach Wasserversorgung – äußerst schnellwachsend. Dabei ist es wichtig, diese idealerweise sogar schon im Keimblattstadium zu erkennen, um rechtzeitig reagieren zu können, zum Beispiel mit einer mechanischen Unterstockbearbeitung oder – wo notwendig und erlaubt – mit Herbiziden. Hierbei müssen die Vorgaben in Wasser- und Quellschutzgebieten beachtet werden.
Kommt beispielsweise die Große Brennnessel gehäuft vor oder breitet sich zusehends in der Fläche aus, so könnte dies auf eine Überversorgung mit Stickstoff hinweisen. Oft bilden sich Brennnesselnester dort, wo vorher Mist oder Trester gedüngt wurde. Ebenso typische Stickstoffzeiger sind der Gemeine Löwenzahn, die Vogelmiere oder die Acker-Kratzdistel. Hierbei ist interessant, dass der Löwenzahn typischerweise sowohl in den Gassen als auch im Unterstockbereich wächst. Die Acker-Kratzdistel ist dagegen eher nur im Unterstockbereich zu finden, da sie den oft durch Herbizide behandelten oder mit mechanischer Bearbeitung offengehaltenen Bereich mag. Der Löwenzahn kommt mit den üblichen Mulchgängen in den Gassen sehr gut zurecht, gedeiht aber auch auf verdichteten und vielbefahrenen Bereichen wie der Fahrgasse. Dort kann er sich gut behaupten und wird dadurch sogar gefördert.
Warum es wichtig ist, die natürlichen Bewuchsvorgänge im Unterstockbereich genau zu kennen, wird vor allem im Frühsommer deutlich, wenn nach einer Herbizid- oder mechanischen Unterstockbehandlung die Folge-Beikräuter auflaufen wie etwa Amaranth, verschiedene Hirsearten (Kolben-, Hühner- oder Fadenhirse) oder Melde-Arten. Auch sie kommen in offengehaltenen Bereichen wie dem Unterstockbereich vor und sind zudem – je nach Wasserversorgung – äußerst schnellwachsend. Dabei ist es wichtig, diese idealerweise sogar schon im Keimblattstadium zu erkennen, um rechtzeitig reagieren zu können, zum Beispiel mit einer mechanischen Unterstockbearbeitung oder – wo notwendig und erlaubt – mit Herbiziden. Hierbei müssen die Vorgaben in Wasser- und Quellschutzgebieten beachtet werden.
pH, Staunässe, Verdichtung, Klimawandel
Wichtig zur Beurteilung ist ein Gesamtbild der Beikrautflora. Hier, am Batzenberg, mit Gräsern, Weinbergs-Traubenhyazinthe, Löwenzahn, Weißklee und Fünffingerkraut.
Auch Staunässe wird von Beikräutern, wie etwa dem Ackerschachtelhalm, angezeigt. Dieser kommt in staunassen und verdichteten Bereichen bevorzugt im Unterstockbereich vor (Herbizidstreifen). Obwohl in den letzten Jahren eine tendenziell zunehmende Austrocknung der Weinbergsböden im Sommer zu beobachten war, gibt es immer noch Stellen mit potenzieller Staunässe. In feuchteren Perioden werden diese wieder deutlich zu sehen sein.
Auch wo Wegericharten – besonders der Breitwegerich –, die Quecke oder das Gänsefingerkraut gehäuft oder sogar dominant vorkommen, kann der Boden verdichtet sein, genauso beim Gemeinen Löwenzahn. Tiefwurzelnde Begrünungspflanzen können helfen, tiefliegende Verdichtungshorizonte aufzubrechen. Bei tiefenlockernden Maßnahmen ist darauf zu achten, dass nicht zu viel Feinerdeanteil in tiefere Schichten verlagert wird.
Kalkzeiger sind exemplarisch Klatschmohn, Ackersenf, das Fünffingerkraut oder die Zypressen-Wolfsmilch. Letztere ist auch die wichtigste Nahrungsquelle für die Raupen des Wolfsmilchschwärmers.
Typische Vertreter der Weinbergs-Hackflora sind die Weinbergs-Traubenhyazinthe, der Doldige Milchstern, die Wilde Tulpe und der Weinbergslauch. Sie lassen Rückschlüsse auf die Bewirtschaftung zu.
Beikräuter sind auch Zeigerpflanzen der Änderung klimatischer Verhältnisse. So kommen etwa der Schwarze Nachtschatten, Portulak und der Kompasslattich mittlerweile vermehrt vor. Eigentlich sind diese Pflanzen eher in Südeuropa zu finden, zum Teil bis in den asiatischen Raum. In Mitteleuropa kommen sie am ehesten in warmen Gebieten wie Weinbergslagen vor, wo sie sich im Zuge der Erderwärmung immer weiter ausbreiten.
Letztlich ist nicht jedes Beikraut auch eine Zeigerpflanze. Der Wiesensalbei etwa ist sowohl auf nährstoffreichen Böden wie auch auf eher magerem Halbtrockenrasen zu finden. Die Ackerwinde ist in Bezug auf den Stickstoffgehalt nicht sehr anspruchsvoll. Sie kommt in leicht schattigen sowie in sonnigen Lagen vor und gedeiht sowohl auf trockenen als auch auf eher frischen Standorten. Man ist immer gut beraten, sich ein Gesamtbild der Beikrautflora auf den jeweiligen Standorten zu machen. Daraus können Rückschlüsse auf den Zustand des Bodens, die Durchwurzelungsintensität und -tiefe gezogen werden und Hinweise zur Optimierung der Bewirtschaftungsweise gewonnen werden.
Fazit
Beikräuter sind ein wichtiger Baustein im Weinbau. Nicht nur für das
Ökosystem Weinberg und die Biodiversität, sondern auch in ihrer Funktion
als Zeigerpflanzen. Aus ihnen lassen sich Rückschlüsse auf die
Beschaffenheit der Weinbergsböden und die Folge von
Bewirtschaftungsmaßnahmen ziehen. Daraus wiederum können Maßnahmen zum
Begrünungsmanagement, zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität und
zur Bodenverbesserung abgeleitet werden. Wer die Pflanzen schon im
Keimblattstadium erkennt, kann zudem frühzeitig unerwünschte Beikräuter
bekämpfen.
Beikräuter bestimmen
Mittlerweile gibt es von künstlicher Intelligenz gesteuerte Apps zur Bestimmung von Beikräutern, wie zum Beispiel „Flora Incognita” oder „Picture This”. Trotzdem ist es von Vorteil, diese auch selbst bestimmen zu können. Je mehr man diesbezüglich in Übung ist, desto einfacher lässt sich die Beikrautflora verstehen. Hier gilt wie in anderen Bereichen auch: Übung macht den Meister. Die Kombination von eigenem Wissen und den Möglichkeiten der App ist es, die einen weiterbringt.