Nachrichten | 01. März 2019

Ein Ehrenamt, das voranbringt

Von Petra Littner
Das Amt einer Weinhoheit hat auch nach fast 70 Jahren nicht an Attraktivität verloren. Vielmehr profitieren die jungen Frauen von wertvollen Erfahrungen und Kontakten in der Weinbranche. Auch die amtierenden Regentinnen der Bereiche Badens hat die Regentschaft geprägt.
Einmal Weinprinzessin, immer Weinprinzessin. Darin sind sich die Hoheiten der neun badischen Anbaubereiche einig. Denn wer einmal eine Krone getragen hat, fühle sich dem Thema auf besondere Weise verpflichtet.
Per Definition besteht die Aufgabe einer Weinhoheit darin, für den badischen Wein und den Berufsstand zu werben. Beispielsweise beim Eröffnen von Weinfesten, bei Beratung und Ausschank auf Weinmessen oder auch bei der Moderation von Weinproben. Dabei entwickeln sich die jungen Frauen stets zu Expertinnen, die am Ende ihrer Amtszeit bestens für eine Karriere in der Weinbranche gerüstet sind. Sei es im Verkauf, Vertrieb oder Marketing sowohl in privaten wie auch ingenossenschaftlichen Unternehmen.
Wer die Krone tragen will, muss sich in Themen aus Weinbau, Kellerwirtschaft, Weinrecht und Weinwerbung sowie aktuellen weinwirtschaftlichen Anliegen und Problemen auskennen. Daneben sind aber auch Auftreten und Erscheinung wichtig.
Neuwahlen ab April
Simona Maier, Kraichgau
Bereits im April beginnen mit der Repräsentantin für den Kraichgau die Neuwahlen in den einzelnen Bereichen. Hier wird Simona Maier ihre Insignien an eine Nachfolgerin weitergeben. „Leider viel zu früh”, bedauert die 28-jährige Winzer- und Kellermeisterin. Simona träumte schon als Kind davon, Weinprinzessin zu werden, der Weg dorthin erwies sich jedoch hinsichtlich einer geschlechtsangleichenden Operation als beschwerlich.
Bezeichnungen wie „Regenbogen-Prinzessin” begegnet sie heute selbstbewusst. Im Vordergrund sieht sie ihre Leidenschaft für den Wein und tauscht sich darüber gerne mit  jungen Menschen aus. „Vielleicht habe ich es geschafft, die Weinwelt ein bisschen bunter und offener zu gestalten”, lautet Simonas Fazit.
Die Erfahrungen aus ihrer Amtszeit nutzen ihr derweil sowohl bei der Anstellung als Kellermeisterin beim Weingut Clauer in Heidelberg wie auch bei Ausbau und Vermarktung von Erzeugnissen der eigenen ‚Weinmanufaktur Heiligenstein‘ in Mühlhausen.
Dem Breisgau verbunden
Claudia Vetter, Breisgau
Claudia Vetter aus Herbolzheim-Bleichheim ist mit ihrer Regentschaft für den Breisgau quasi in die Fußstapfen ihrer Schwester Isabella gestiegen, die 2014/15 Breisgauer Weinprinzessin und 2015/16 Badische Weinkönigin war. Geprägt hat die 20-Jährige, die als Personalsachbearbeiterin bei der Katholischen Gesamtkirchengemeinde in Freiburg arbeitet, aber auch die Mithilfe im elterlichen Weinbaubetrieb.
Dabei hat sie auch eine Vorliebe für Grauburgunder entwickelt. Jungen Weinfreunden empfiehlt Claudia Vetter, durch Probieren den persönlichen Lieblingswein zu finden. Gemeinsam mache das Verkosten besonders viel Spaß, schwärmt sie.
In geselliger Runde steht sie auch gerne für Fachliches bereit. Das Wissen dazu hat sie sich angelesen und von Experten beibringen lassen. In der Öffentlichkeit zu stehen, habe sie privat wie auch beruflich bereichert. Mitte August wird sie die Krone an eine Nachfolgerin weitergeben.
Krone für zwei Bereiche
Katrin Schmidt, Kaiserstuhl + Tuniberg
Für Katrin Schmidt ist das Amt der Weinprinzessin Ausdruck von Heimatverbundenheit. Mit dem Kaiserstuhl und dem Tuniberg vertritt die 23-Jährige aus Endingen-Königschaffhausen gleich zwei Bereiche. „Ich liebe es, die Weinregionen kennenzulernen und mit Winzerinnen und Winzern ins Gespräch zu kommen”, betont sie. 
Mit jungen Menschen in ungezwungener Atmosphäre edle Tropfen zu verkosten und das Produkt Wein näher zu bringen, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Als gelernte Winzerin mit einem anschließend absolvierten Weinbau- und Oenologiestudium weiß sie auch, worüber sie spricht. Zur Vorbereitung auf die Kandidatur zur Weinprinzessin hatte sie zudem Fachartikel im ‚Badischen Winzer‘ und Berichte des Badischen Weinbauverbands gelesen.
Weitere Unterstützung bekam sie vom Geschäftsführer der örtlichen Winzergenossenschaft, Günter Zimmermann, von ihren Eltern und von ihrer Schwester Natalie Henninger, die bis hin zur Deutschen Weinprinzessin (2012/13) die Bewerbungsrunden durchlaufen hatte. Ein besonderes Erlebnis war für Katrin Schmidt,  am heimatlichen Ortseingang die neu installierte Begrüßungstafel mit ihrem Portrait zu entdecken. Noch bis Ende August ist das aktuell, dann wird sie die Prinzessinnenkrone weiterreichen.
Heimat Bodensee
Pia Dreher, Bodensee
Pia Dreher vertritt noch bis zum 2. September den Weinbaubereich Bodensee. Ihre berufliche Karriere hat die 19-Jährige mit einer Ausbildung zur Schreinerin begonnen und anschließend Innenarchitektur studiert. In Meersburg komme man jedoch unweigerlich mit Wein in Kontakt, erklärt sie und nennt dabei sogleich den Müller-Thurgau als einen ihrer Favoriten, den sie mit einem lauen Sommerabend am Seeufer verbindet.
Es sei das „Gesamtpaket”, was das Amt der Weinhoheit so attraktiv mache, begründet sie ihr ehrenamtliches Engagement im Zeichen der Krone. Sich dafür fachlich fortzubilden, sieht Pia Dreher auch als persönliche Bereicherung. Und quasi nebenbei hat sie die Fähigkeit entwickelt, ihre Begeisterung für Wein und Heimat auf andere zu übertragen.
Infoabend am 26. März
Am 7. Juni 2019 wird in Freiburg die 70. Badische Weinkönigin gewählt. Die amtierenden Weinhoheiten Miriam Kaltenbach, Stephanie Megerle und Hannah Herrmann laden im Vorfeld zu einem Infoabend ein.
Worum es geht, beschreiben sie so: „Als Weinhoheit steht dir ein Jahr voll spannender Termine bevor: Weinfeste, Weinproben, Pressereisen, Weinmessen, Kulinarische Weinproben und vieles mehr, die man alle mit einem Grußwort oder einer Moderation mitgestaltet. Die Badischen Weinhoheiten repräsentieren alle badischen Winzer und somit  rund 15.400 Hektar Weinbau ein Jahr lang.
Falls du dich vielleicht für das Amt als Badische Weinkönigin oder einer Bereichsprinzessin interessierst, möchten wir dir die Entscheidung etwas leichter machen und laden dich zu einem unverbindlichen Infoabend ein. An diesem Infoabend werden wir drei anwesend sein und ihr könnt uns eure Fragen stellen.
Außerdem werden wir Fotos von unserem Amtsjahr zeigen, damit ihr einen Eindruck bekommt, was für eine Chance so ein Jahr als Badische Weinhoheit sein kann.”
Der Infoabend findet am Dienstag, 26. März, um 18 Uhr beim Badischen Weinbauverband in der Merzhauser Str. 115 in Freiburg statt.