Corona-bedingt mussten die Weinprinzessinnen der Weinbaubereiche Badens seit Frühjahr 2020 auf viele Feste, Weinproben und Fachmessen verzichten. Nach einem Jahr Verlängerung endet im Juni deren Amtszeit einheitlich. Rückblickend überwiegen positive Erinnerungen.
Kaum hatten sich die Bereichsweinprinzessinnen mit ihren Aufgaben vertraut gemacht, schob Corona den öffentlichen Auftritten einen Riegel vor: Weinfeste wurden aus Gründen des Infektionsschutzes abgesagt, Messen und Präsentationen durften nicht stattfinden und der Weinausschank sowie klassische Weinproben wurden untersagt. Dies schränkte den Aktionsradius der Weinbotschafterinnen massiv ein.
Der Badische Weinbauverband reagierte unkonventionell und verlängerte die Amtszeit der Hoheiten um ein Jahr. Als jedoch die zweite Pandemie-Welle die vorläufigen Lockerungen und Live-Veranstaltungen erneut ausbremste, war Kreativität gefragt. Und die stellten die Bereichsweinprinzessinnen beispielsweise bei Online-Verkostungen oder mit Tipps und Weininfos in den sozialen Netzwerken unter Beweis.
Das gesellige Beisammensein konnten derartige Aktionen nicht ersetzen, es etablierte sich jedoch eine neuartige Erlebnisebene, die von Weingenießern zunehmend angenommen wurde.
Weinfreunde gewinnen
Franziska Etsch, Badische Bergstraße.
Digital oder live – die Mission sei, vor allem
jungen Menschen den Badischen Wein näher zu bringen, darin sind sich die
scheidenden Bereichsweinhoheiten einig. Im Juni werden die sieben
Repräsentantinnen gemeinsam durch den Badischen Weinbauverband entkrönt.
Nachfolgerinnen für die Bereiche werden in diesem Jahr keine
gewählt. Franziska Etsch, Rebecca Rieger, Jessica Himmelsbach, Lisa
Bader, Lea Tritschler, Nicole Kist und Lea Saible blicken auf eine
außergewöhnliche Amtszeit zurück:
Vor allem den Austausch mit
Experten der Branche, Winzerinnen und Winzern und Weinliebhabern habe
sie sehr geschätzt, berichtet Franziska Etsch, die im April 2019 zur
Bereichsweinprinzessin der Badischen Bergstraße gekrönt wurde. „Ich
hatte mich spontan einen Tag vor Bewerbungsschluss gemeldet und wurde
tatsächlich gewählt”, erinnert sie sich an den aufregenden Tag.
Sich
mit den weiteren Hoheiten aus ganz Baden treffen und fachlich
austauschen zu können, die Weinvielfalt aller Bereiche kennenzulernen
und ihr Wissen mit interessierten Menschen teilen zu können, habe
sie persönlich wie auch beruflich enorm bereichert, schwärmt Franzsika
Etsch. In so kurzer Zeit so viel Neues und Interessantes zu lernen,
sieht sie als große Chance.
Weinproben als Leidenschaft
Rebecca Rieger, Kraichgau.
Im April 2019 war Rebecca Rieger zur
Weinbotschafterin des Kraichgaus gewählt worden. Ihre Amtszeit verbindet
sie vor allem mit der Ehre, Weine und Winzer des Kraichgaus zu
vertreten und viele Menschen sowie das Weinland Baden kennenlernen zu
dürfen. Bei einem Gläschen Wein würden sich oftmals die besten und
häufig auch unerwartete Gespräche entwickeln, erzählt sie.
Ihre
persönliche Leidenschaft seien Weinproben, weil sie dabei etwas „über
die Seele des Weines erzählen” könne, verrät Rebecca Rieger. Die Liebe
zum Wein habe sie zudem in der Wahl ihres Studiengangs „Nachhaltige
Tourismusentwicklung” mit Fokus auf Weintourismus bekräftigt.
Jessica Himmelsbach, Markgräflerland.
Jessica
Himmelsbach erhielt im Rahmen des Markgräfler Weinfests in Staufen im
August 2019 die Bereichskrone. Dem Wein verbunden ist die junge Frau
auch beruflich: 2019 legte sie die Prüfung zur Winzerin ab und wurde im
Rahmen der Gesellenbriefübergabe als Jahrgangsbeste mit dem
Klaus-Tröndlin-Preis geehrt.
Große Ehre
Wie den meisten Weinhoheiten geht es
auch Lisa Bader: Wenn sie an die besonderen Augenblicke während ihrer
Amtszeit als Breisgauer Weinprinzessin denkt, kommt ihr als erstes ihre
Krönung in den Sinn, die im Rahmen des Bereichsweinfests in Emmendingen
stattfand. Ab diesem Tag Mitte August 2019 habe sie sich auf jeden
einzelnen Termin gefreut. „Es ist eine große Ehre, die heimische Region
mit all ihren Facetten repräsentiern zu dürfen”, betont sie.
Lea Tritschler, Kaiserstuhl+Tuniberg.
Lea
Tritschler, die die Bereiche Kaiserstuhl und Tuniberg seit Ende August
2019 vertritt, nahm die baldigen Einschränkungen durch Corona als Herausforderung an: Als Weinproben nicht mehr live möglich waren,
startete sie die ersten Online-Verkostungen und wurde daraufhin für
verschiedene digitale Präsentationen gebucht. Dabei lernte sie auch die
Vielfalt der badischen Weine kennen.
„Meine Favoritenliste hat sich
deutlich erweitert”, erklärt Lea Tritschler. Mit dem Amt habe sie zudem
gelernt, ihre Zeit gut einzuteilen und Stress auch mal auszuhalten. „Man lernt viel über sich selbst und darüber, mit Menschen zu
interagieren.” In vielen Situationen geholfen hat der stets gut
gelaunten Weinhoheit ihr Lieblingsspruch: „Was du heute kannst
entkorken, das verschiebe nicht auf morgen.”
Junge Menschen für Wein begeistern
Gerade mal drei Monate – ab September 2019 – konnte Nicole Kist aktiv ihr Amt als Bereichsweinprinzessin der Ortenau wahrnehmen. Die wenigen Wochen boten mit einer Riverboat-Party, der regionalen Spätburgunder TopTen-Prämierung und der Touristikmesse CMT in Stuttgart aber besondere Highlights. Dabei Prominente aus der Unterhaltungsszene sowie Politiker und Weinexperten zu treffen, das Interesse der Medien und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erfahren, waren für sie neue und sehr lehrreiche Erfahrungen.
Ihr Ziel, gerade junge Menschen für den badischen Wein zu begeistern, wird sie weiterhin verfolgen. Das nötige Rüstzeug dazu in Form von Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, frei zu reden, habe ihr das Amt mitgegeben.
„Plötzlich interessiert sich jeder für deine Meinung”, erinnert sich Lea Saible, die nach ihrer Krönung zur Bodensee-Weinprinzessin im September 2019 einige Interviews und auch einen Fernsehauftritt hatte. Beruflich ist sie im Gesundheitswesen tätig, wo sie ihre Erfahrungen weniger nutzen kann. Sie profitierte eher persönlich von den Erlebnissen mit dem Wein. „Ich bin und bleibe Müller-Thurgau-Fan, habe aber – gerade zum Essen – den Grauburgunder für mich entdeckt.”
Karriere-Sprungbrett
Die Bereichsweinprinzessinnen finden in der Regel
während ihres Amtsjahres großen Gefallen daran, Weine und Genusskultur
sowie die Winzerinnen und Winzer ihres Weinbaubereichs zu
repräsentieren. Einige bewerben sich danach um das Amt der Badischen
Weinkönigin, die von zwei Badischen Weinprinzessinnen begleitet wird.
Interessentinnen sollten aus einer Winzerfamilie stammen, Winzerin oder
Weinküferin sein oder eine weinbezogene Ausbildung vorweisen. Fachwissen
in Themen des Weinbaus, der Kellerwirtschaft, des Weinrechts, der
Weinwerbung und aktuellen weinwirtschaftlichen Anliegen und Probleme
sind ebenfalls Voraussetzung.
Nicht zuletzt wird das hoheitliche Amt
aufgrund der vielfältigen Erfahrungen und eines vorteilhaften
Netzwerkes zum Karriere-Sprungbrett für eine landfristige berufliche
Tätigkeit in der Weinbranche. Weitere Infos unter
www.badischer-weinbauverband.de.