Fachliches
| 29. August 2023
Bereit für die Lese?
Von Steffen Renz, Weinbauberater LK EM
Seit Mitte Juli färben sich die ersten Beeren. Das heißt, unter normalen Bedingungen kann etwa ab Mitte
September mit der Hauptlese gerechnet werden. Bis dahin gilt es, die letzten Vorbereitungen zu treffen.
Mit dem Abschluss der Pflanzenschutzmaßnahmen zum Monatswechsel Juli/August hat die spätere Reifephase begonnen. In diesem Stadium sind nur noch einige letzte weinbauliche „Schönheitsmaßnahmen” wie Mulchen, Ertragskorrekturen bei Premiumanlagen und allerletzte Nacharbeiten bei der Entblätterung notwendig. Lediglich in Junganlagen und Rebschulen sollten bis Mitte September weiterhin Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden, damit das Laub gesund bleibt.
Die Trockenphase, die bis Ende Juli in großen Teilen Badens herrschte, ließ einen skeptischen Ausblick in Richtung Lese erwarten. Mit dem Wetterwechsel und deutlich mehr Niederschlag zum Monatswechsel Juli/August haben sich die Ernteaussichten jedoch deutlich verbessert. Mehr Regen gab es im Süden Badens, aber auch starke Hagelschläge im Markgräflerland.
Dieses Jahr ist die Anzahl der Beeren und Trauben hoch, dritte Trauben am Trieb sind keine Seltenheit. Ein ähnlich hoher Fruchtansatz wie 2023 wurde schon länger nicht mehr beobachtet. Zudem sind viele Trauben sehr groß und haben viele Beeren, sodass bereits zum Stadium Traubenschluss dicht gepackte, kompakte Trauben an den Stöcken hängen. Je nach Klon und Sorte sind auch ausgeprägte Achseln und Schultern zu sehen, die für sich eine eigene Traube bilden. Somit muss von einem sehr hohen, teilweise sogar zu hohen Ertragspotenzial ausgegangen werden, trotz vieler ertragsregulierender Maßnahmen. Durch Abdrücken und nachfolgenden Botrytisbefall haben die kompakten Trauben immer noch ein hohes Fäulnispotenzial. Der weitere Witterungsverlauf wird entscheidend sein.
Die Trockenphase, die bis Ende Juli in großen Teilen Badens herrschte, ließ einen skeptischen Ausblick in Richtung Lese erwarten. Mit dem Wetterwechsel und deutlich mehr Niederschlag zum Monatswechsel Juli/August haben sich die Ernteaussichten jedoch deutlich verbessert. Mehr Regen gab es im Süden Badens, aber auch starke Hagelschläge im Markgräflerland.
Dieses Jahr ist die Anzahl der Beeren und Trauben hoch, dritte Trauben am Trieb sind keine Seltenheit. Ein ähnlich hoher Fruchtansatz wie 2023 wurde schon länger nicht mehr beobachtet. Zudem sind viele Trauben sehr groß und haben viele Beeren, sodass bereits zum Stadium Traubenschluss dicht gepackte, kompakte Trauben an den Stöcken hängen. Je nach Klon und Sorte sind auch ausgeprägte Achseln und Schultern zu sehen, die für sich eine eigene Traube bilden. Somit muss von einem sehr hohen, teilweise sogar zu hohen Ertragspotenzial ausgegangen werden, trotz vieler ertragsregulierender Maßnahmen. Durch Abdrücken und nachfolgenden Botrytisbefall haben die kompakten Trauben immer noch ein hohes Fäulnispotenzial. Der weitere Witterungsverlauf wird entscheidend sein.
Witterung begünstigte Peronospera
Zum Vegetationsbeginn hat durch wechselhafte Witterung Peronospora dominiert. Es wurden Stimmen laut, ob ein ähnliches Jahr wie 2021 zu
erwarten ist mit massivem Gescheinsbefall und Ertragsverlusten. Auch die
Forderung nach Phosphonat im ökologischen Anbau wurde gestellt.
Glücklicherweise kam dann eine trockene und heiße Wetterphase, die den
größten Teil der Vegetationsentwicklung umfasste und bis Ende Juli zu
Trockenheit und Wasserstress führte. In dieser Phase wurden um den Zeitpunkt der Blüte herum die Grundlagen
für den schon vor Reifebeginn aufkommenden Oidiumbefall gelegt. In Baden
ist die Lage geteilt: Ab der nördlichen Ortenau ist Oidium ein großes
Problem und hat Einfluss auf den Leseverlauf, einzelne Anlagen sind
nicht erntefähig. Im südlichen Baden tritt Oidium nur in Einzelfällen
stärker auf, jedoch ist ein leichter, sporadischer Befall immer wieder
zu sehen. Stoppspritzungen haben vielfach geholfen.
In Südbaden sind sehr häufig Einzelstöcke oder Einzeltrauben befallen. Nur wo im Pflanzenschutz Behandlungsfehler gemacht wurden oder abiotische Faktoren wie Wind eine Rolle spielten, sind auch größere Einheiten betroffen. Trauben mit sichtbarem Mehltaubefall können für die Weinbereitung nicht verwendet werden und müssen bei der Maschinenlese zwingend vor der Ernte entfernt werden. Wo von Hand geerntet wird, kann dies auch während der Ernte geschehen. So reduziert sich der Sporendruck in den betroffenen Anlagen. Da das Ertragspotenzial hoch ist, sind diese Trauben in Südbaden oft sogar entbehrlich.
In Südbaden sind sehr häufig Einzelstöcke oder Einzeltrauben befallen. Nur wo im Pflanzenschutz Behandlungsfehler gemacht wurden oder abiotische Faktoren wie Wind eine Rolle spielten, sind auch größere Einheiten betroffen. Trauben mit sichtbarem Mehltaubefall können für die Weinbereitung nicht verwendet werden und müssen bei der Maschinenlese zwingend vor der Ernte entfernt werden. Wo von Hand geerntet wird, kann dies auch während der Ernte geschehen. So reduziert sich der Sporendruck in den betroffenen Anlagen. Da das Ertragspotenzial hoch ist, sind diese Trauben in Südbaden oft sogar entbehrlich.
Esca zeigt sich
Mit Beginn der Reife
kann verstärkt Esca beobachtet werden, ein holzzerstörender Pilz, der in
zwei Formen vorkommt. Die chronische Form äußert sich in einer
Wuchsdepression, die sich über Jahre hinziehen kann. Irgendwann kommt es
zur akuten Form, einem plötzlichen Zusammenbruch innerhalb kurzer Zeit.
Typische Symptome sind die tigerartig gestreiften Blätter und
eingeschrumpfte Beeren. Befallene Stöcke sollten zu diesem Zeitpunkt
gekennzeichnet oder direkt gerodet werden, um eine weitere Ausbreitung
einzudämmen. Bei einer Rodung sind die Stöcke auf jeden Fall aus den
Anlagen zu entfernen (verbrennen), da die Fruchtkörper des Pilzes dort
angesiedelt sind und weiter sporulieren können.
Besonders betroffen sind Gutedel, Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc und auch einzelne pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwis). Auffallend ist Spätburgunder, der bisher kaum Ausfälle zeigte. Der wirtschaftliche Schaden durch Esca ist bei diesen Sorten mittlerweile größer als der Schaden durch Peronospora und für viele Betriebe ein Problem, weil sich Nachpflanzungen in diesem Umfang nicht umsetzen lassen. Trauben von derart befallenen Stöcken gehören nicht ins Lesegut und müssen entfernt werden.
Die Bekämpfungsmöglichkeiten sind leider sehr begrenzt. Gute Erfolge verspricht in empfindlichen Sorten die sogenannte Reset- oder Rückschnitt-Methode, sofern der Befall noch nicht sehr ausgeprägt ist. Dabei versucht man immer, einen alternativen Trieb am Stamm zu etablieren, der dann als neuer Stamm aufgebaut werden kann. Die Methode ist in stark wüchsigen Sorten empfehlenswert und vor allem in Sorten, die stark Stockaustriebe bilden. Die Stöcke werden dann mindestens 10 bis 15 cm oberhalb des neuen Triebs abgesägt und der Trieb als neuer, gesunder Stamm verwendet.
Befindet sich die Eintrittsstelle von Esca sehr bodennah, wird diese Methode voraussichtlich leider auch nicht helfen. Hier bleiben nur die Rodung und Nachpflanzung. Wer im Frühjahr beim Rebschnitt gegen Esca vorbeugen will, dem kann der Antagonist Vincare oder der Wundverschluss Tessior empfohlen werden.
Besonders betroffen sind Gutedel, Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc und auch einzelne pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwis). Auffallend ist Spätburgunder, der bisher kaum Ausfälle zeigte. Der wirtschaftliche Schaden durch Esca ist bei diesen Sorten mittlerweile größer als der Schaden durch Peronospora und für viele Betriebe ein Problem, weil sich Nachpflanzungen in diesem Umfang nicht umsetzen lassen. Trauben von derart befallenen Stöcken gehören nicht ins Lesegut und müssen entfernt werden.
Die Bekämpfungsmöglichkeiten sind leider sehr begrenzt. Gute Erfolge verspricht in empfindlichen Sorten die sogenannte Reset- oder Rückschnitt-Methode, sofern der Befall noch nicht sehr ausgeprägt ist. Dabei versucht man immer, einen alternativen Trieb am Stamm zu etablieren, der dann als neuer Stamm aufgebaut werden kann. Die Methode ist in stark wüchsigen Sorten empfehlenswert und vor allem in Sorten, die stark Stockaustriebe bilden. Die Stöcke werden dann mindestens 10 bis 15 cm oberhalb des neuen Triebs abgesägt und der Trieb als neuer, gesunder Stamm verwendet.
Befindet sich die Eintrittsstelle von Esca sehr bodennah, wird diese Methode voraussichtlich leider auch nicht helfen. Hier bleiben nur die Rodung und Nachpflanzung. Wer im Frühjahr beim Rebschnitt gegen Esca vorbeugen will, dem kann der Antagonist Vincare oder der Wundverschluss Tessior empfohlen werden.
Kirschessigfliege
Ein besonderes Augenmerk liegt dieses Jahr auf der Kirschessigfliege.
Dieses Tier – einer „normalen”, heimischen Essigfliege sehr ähnlich –
hat als Besonderheit einen Ei-Legeapparat, der in der Lage ist, intakte
Beerenhäute zu durchdringen und die Eier im Innern der gesunden Frucht
abzulegen. Dabei ist die Kirschessigfliege nicht wählerisch – generell
können alle roten Beerenfrüchte besiedelt werden. Dadurch besteht auch
ein hohes Risiko für Weintrauben.
Schäden an Beerenobst konnten bereits festgestellt werden. Wachsen rote Beerenfrüchte wie zum Beispiel Holunder oder wilde Brombeere in oder an der Rebfläche, steigt die Gefahr erheblich. Bekannt ist, dass sich die Kirschessigfliege eher in schattigen Bereichen aufhält, wodurch gut entblätterte und luftige Rebflächen eher unattraktiv wirken. Ist das Wirtspflanzenspektrum allerdings gering, können die Schädlinge einfliegen, was gerade gegen Ende der Herbstsaison ein Problem darstellen kann, wenn alle anderen Kulturen abgeerntet sind.
Die seit Jahren etablierten Bekämpfungsmaßnahmen sind im Merkblatt „Kirschessigfliege im Weinbau – Empfehlungen 2023” zu finden unter kurzelinks.de/kef. In der nachfolgenden Tabelle sind die zugelassenen Mittel aufgelistet. Auskunft erteilen auch die zuständigen Weinbauberater.
Schäden an Beerenobst konnten bereits festgestellt werden. Wachsen rote Beerenfrüchte wie zum Beispiel Holunder oder wilde Brombeere in oder an der Rebfläche, steigt die Gefahr erheblich. Bekannt ist, dass sich die Kirschessigfliege eher in schattigen Bereichen aufhält, wodurch gut entblätterte und luftige Rebflächen eher unattraktiv wirken. Ist das Wirtspflanzenspektrum allerdings gering, können die Schädlinge einfliegen, was gerade gegen Ende der Herbstsaison ein Problem darstellen kann, wenn alle anderen Kulturen abgeerntet sind.
Die seit Jahren etablierten Bekämpfungsmaßnahmen sind im Merkblatt „Kirschessigfliege im Weinbau – Empfehlungen 2023” zu finden unter kurzelinks.de/kef. In der nachfolgenden Tabelle sind die zugelassenen Mittel aufgelistet. Auskunft erteilen auch die zuständigen Weinbauberater.
Herbstvorbereitung
Zur Vorbereitung
auf die Traubenlese sollten die Transportbehälter und Bottiche gesäubert
werden. Da in den Bottichen Lebensmittel transportiert werden, sollten
die dafür nötigen Reinigungsschritte gewissenhaft und konsequent
durchgeführt werden. Zudem gilt es, Transportmaschinen und Anhänger auf
Straßentauglichkeit und einwandfreie Funktion zu überpüfen. Dazu gehören
TÜV und Hauptuntersuchung (HU), Bremsen- und Lichttest, Luftdruck-,
Elektronik-, Hydraulik- und Ladesicherheitsprüfung. Mängel sollten
unverzüglich behoben werden. Selbst auf sehr kurzen Wegen vom Weinberg
zur Annahmestation gilt die Straßenverkehrsordnung. Auch wenn Anhänger
nur für den Traubentransport vorgesehen sind, müssen sie den dort
gültigen und nötigen Erfordernissen entsprechen. Kommt es zu Unfällen,
ist eine Teilschuld des Halters und des Fahrers wahrscheinlich.