Matthias Bürkle und Valentin Opel haben die Winzerprüfung als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Die offizielle Urkundenübergabe musste ausfallen, reichlich Lob gab es aber von ihren Ausbildern Petra und Andreas Laible sowie Arne Bercher.
Was muss man können und wissen, um bei der Abschlussprüfung einen Notendurchschnitt von 1,2 zu erreichen? Quasi sämtliche Arbeiten im Rebberg sowie alles über Ausbau, Abfüllung und Vermarktung von Wein, erklärt Matthias Bürkle aus Freiburg, der vor wenigen Wochen – ebenso wie Valentin Opel aus Glottertal – mit dieser Traumnote als Jahrgangsbester seine dreijährige Ausbildung zum Winzer krönte. Die 21-Jährigen absolvierten zunächst beide die ersten zwei Lehrjahre beim Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg.
Matthias Bürkle erhielt sein Zeugnis per Post. Andreas Laible gratulierte zum Erfolg.
Matthias Bürkle verbachte danach das dritte Jahr beim Weingut Andreas Laible in Durbach. Nach dem Abitur hatte er einen handwerklichen Beruf erlernen wollen und seine Vorlieben abgewogen: Matthias Bürkle arbeitet gerne in und mit der Natur, bei seinem Onkel und den Großeltern hatte er bereits Einblicke in den Weinbau erhalten und nicht zuletzt trinkt er gerne mal ein Gläschen Wein.
Für Bürkle führte dies zur Entscheidung für eine Winzerlehre. „Eigentlich habe ich mich auf einen Praktikumsplatz beworben, da aber gerade eine Stelle frei war, bin ich direkt in die Ausbildung hineingerutscht”, erinnert er sich an den spontanen Start im Jahr 2019. Beim Staatsweingut lernte er die Abläufe eines großen Betriebes mit verschiedenen Abteilungen kennen und erhielt einen Einblick in Forschungsthemen. Beim Weingut Laible wiederum reizten ihn vor allem die Steillagen und die bekannt akribische Weinbereitung. Aber auch die Kombination mit Obstbau und eigener Brennerei imponierten ihm.
Mit Eigenverantwortung
Valentin Opel hat sich nach dem Abschluss auf eine große Fahrradreise durch Kroatien begeben.
Valentin Opel wechselte im dritten Lehrjahr zum
Weingut Bercher in Vogtsburg-Burkheim am Kaiserstuhl. „Ich wollte in
einem Weingut arbeiten, in dem ich Eigenverantwortung übernehmen
konnte”, begründet er seine Wahl. Das Gelernte über Kellerwirtschaft und Weinausbau in die Praxis umzusetzen und darüber hinaus Aspekte der
Vermarktung und der Betriebswirtschaft zu vertiefen, hat ihn sehr
bereichert. Zwar beginnt er, sobald er von einer großen Fahrradreise
durch Kroatien zurück ist, ein Maschinenbaustudium, dem Weinbau wird er
aber in vielerlei Hinsicht verbunden bleiben.
„Auf Valentin konnten wir uns immer verlassen”, lobt sein
Ausbilder Arne Bercher dessen Fleiß und Ausdauer und erinnert sich in
diesem Zusammenhang an viele Tage, an denen der junge Mann aus
Glottertal mit dem Fahrrad zur Arbeit kam. Im Burkheimer Familienweingut
werden seit Jahrzehnten Winzer ausgebildet, seit diesem Jahr auch
Weintechnologen.
Bercher hält es für sinnvoll, dass junge Menschen nach
der Schule einer praxisorientierten Tätigkeit nachgehen. Dies zeige
ihnen, was die berufliche Zukunft sein könne, und erleichtere
Entscheidungen. Auch für den Betrieb habe das Vorteile: „Wir erhalten
immer neue Impulse und hören nie auf, Dinge zu hinterfragen.” Bercher
hofft, seine Leidenschaft für das Thema Wein auf die Azubis übertragen
zu können: „Wer für seinen Wein ‚brennt’ und das auch kommunizieren
kann, wird potenzielle Kunden überzeugen und erfolgreich Wein
verkaufen.”
Gegenseitiger Nutzen
Bei Petra und Andreas Laible war
Matthias Bürkle der erste Azubi. Auch sie sehen einen gegenseitigen
Nutzen: „Wir profitieren im Hinblick auf das soziale Miteinander mit
der jüngeren Generation.” Aufgrund der guten Erfahrung bieten sie wieder
eine Lehrstelle mit Aussicht auf eine anschließende Festanstellung an.
Matthias Bürkle strebt jedoch ein Studium in Waldwirtschaft und Umwelt
an. Dem Weinbau will er aber auf jeden Fall – mindestens nebenberuflich –
treu bleiben.
Insgesamt haben in diesem Jahr 34
Auszubildende die Gesellenprüfung im Beruf Winzer abgelegt.
Pandemiebedingt musste die Feier ausfallen, die Urkunden wurden per Post
zugeschickt. Landwirtschaftsdirektor Helmut Lehmann vom zuständigen
Regierungspräsidium Freiburg bedauerte das unpersönliche Finale.
„Mit
fünf mal Note ‚sehr gut‘ und einem Gesamtdurchschnitt von 2,2 ist es ein
außergewöhnlich guter Jahrgang”, lobt Lehmann die Leistungen und dankte
dem Prüferteam um Organisator Jan Claussen vom Landratsamt Emmendingen
sowie den Weingütern, die sich für die Durchführung der Prüfungen zur
Verfügung gestellt hatten: Moosmann in Waldkirch-Buchholz, Schloss
Ortenberg, Rainer Schlumberger in Sulzburg-Laufen, Kiefer in
Eichstetten und dem Staatsweingut Freiburg.