Fachliches | 30. September 2020

Der Betriebs-Check – kompakte Beratung für Winzer

Von Arne Fiedler, Bildung und Beratung, LEL Schwäbisch Gmünd
Mit der Einführung der geförderten Modulberatung hielt auch ein neues Produkt Einzug in die Beratung: Der Betriebs-Check. Was dahinter steckt, ist hier zusammengefasst.
Der kostenfreie Betriebs-Check beinhaltet zwei Beratungstermine auf dem Betrieb. Individuelle Fragen werden unabhängig und vertraulich bearbeitet.
In den vergangenen vier Jahren haben mehr als 500 landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg von dem Betriebs-Check profitiert – davon etwa 50 mit Weinbau. Der Anlass für eine solche Beratung ist vielfältig und es ist immer eine Herausforderung für die Berater, die sehr individuelle Situation eines Betriebs zu analysieren und gemeinsam mit dem Betriebsleiter tragfähige Zukunftslösungen zu erarbeiten.
Der Blick von außen
Ein Auslöser für die Beratung ist häufig der Wunsch, einmal einen Blick von außen auf das Unternehmen zu erhalten. Viele Winzer, die Mitglieder einer Genossenschaft sind, fragen sich, wie hoch die Produktionskosten für ihre Trauben wirklich sind. Auch möchten sie wissen, wie sie zusätzlich zur Traubenproduktion Einkommen erwirtschaften können, zum Beispiel mit Ferienwohnungen.
In Betrieben mit mehreren Kulturen steht häufig die Frage im Mittelpunkt: Womit verdiene ich eigentlich mein Geld? Mit den Trauben, den Äpfeln oder mit den Kirschen? Worauf soll ich bei der Betriebsentwicklung meinen Schwerpunkt legen? Auch Fragen zum Thema Direktvermarktung treiben viele Winzer um: Wie lassen sich Klassiker wie Weinproben und Messen verbinden mit neuen Vertriebswegen wie Online-Plattformen und Webshops?
Hintergrund für einen Betriebs-Check kann aber auch eine anstehende Hofnachfolge sein. Dabei interessieren sich alle Generationen dafür, wie in Zukunft die Rollen, Aufgaben und das Einkommen verteilt werden können. Viele möchten wissen, wie sie ihre Betriebe zukunftsfähig gestalten können, sodass die Familie auch weiterhin gut davon leben kann.
Neutrale Einschätzung
Ein Betriebsleiter aus dem Kreis Heilbronn erklärt: „Mein Betrieb ist mit Kartoffelerzeugung, Weinbau und Mastschweinehaltung breit aufgestellt, die Erlöse im Bereich der Mastschweine sind aber seit einiger Zeit unbefriedigend. Nachdem sich einer meiner Söhne nun ernsthaft für die Hofnachfolge interessiert, hat mir der Betriebs-Check eine ganze Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und gleichzeitig auch die Stärken unserer Bewirtschaftung herausgestellt.” Das ermögliche ihm, in den kommenden Jahren gemeinsam mit seinem Sohn gezielt an einer erfolgreichen Fortführung des Betriebs zu arbeiten und dem Hofnachfolger gute Startbedingungen zu schaffen.
Außerdem wünschen sich viele Betriebe eine neutrale Einschätzung vor anstehenden Investitionen – unabhängig von anderen Dienstleistern oder einer Behörde. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass die Ansichten der Entscheider im Unternehmen sehr unterschiedlich sind. Der Betriebs-Check wird daher als eine wertvolle Hilfe eingeschätzt, um Klarheit zu schaffen für die bestehende und zukünftige Unternehmensstruktur.
Grundlage für Folgegespräche
Sobald Betriebsleiter eine Anfrage für den Betriebs-Check stellen, findet in der Regel innerhalb von drei Wochen eine Beratung statt. Damit können die Fragestellungen genau dann behandelt werden, wenn sie aktuell sind. Häufig ist der Betriebs-Check ein erster Schritt in der Entscheidungsfindung, an den sich oft eine vertiefende, produktionsbezogene Beratung oder auch Gespräche mit Banken oder Behörden anschließen, beispielsweise wenn investiert werden soll.
In solchen Folgegesprächen kann der abschließende Beratungsbericht mit Kalkulationen aus dem Betriebs-Check helfen, die nächsten Schritte auch konzeptionell zu begründen. Geförderte Beratungsmodule finden sich im Modulkatalog Beratung.Zukunft.Land, der online unter www.beratung-bw.de abrufbar ist.
Im Vordergrund der Beratung steht neben der wirtschaftlichen Einschätzung „Lohnt sich das für mein Unternehmen?” an erster Stelle die Reflexion darüber, ob eine mögliche Entwicklung zum Betrieb und den beteiligten Menschen passt. Dies kann beispielsweise der Einstieg in etwas Neues wie der Bau einer Vinothek, der Umstieg auf biologische Landbewirtschaftung oder auch in die Direktvermarktung sein. Der Leitsatz für die Beratung lautet daher: „Nur wer Freude an der Arbeit hat, ist dauerhaft erfolgreich”.
Neben Obst- und Weinbaubetrieben beanspruchen auch landwirtschaftliche Gemischtbetriebe oder reine Ackerbaubetriebe den Betriebs-Check. Gerade sehr unterschiedlich strukturierte Nebenerwerbsbetriebe profitieren von diesem Beratungsangebot. Alle Beratungskräfte aus dem Team des Betriebs-Check haben ihre eigenen Schwerpunkte und viel Erfahrung, sodass sie auf die individuellen Fragestellungen eingehen können.