Fachliches | 07. April 2020

Bodenbearbeitung unter dem Stock

Von Ernst Weinmann, WBI Freiburg
Bodenbearbeitung im Weinbau sollte insbesondere die Konkurrenzvegetation klein halten. Mit den richtigen Maßnahmen wird der Aufwuchs stark wüchsiger Kräuter und Gräser verringert oder gar unterbunden.
Es stehen verschiedene Geräte zur Verfügung, um den Boden im Unterstockbereich zielführend zu bearbeiten. Deren Vor- und Nachteile sollten vor der Auswahl abgewogen werden. Dabei sind, neben den Geräten, wichtig:
  • Bodenart,
  • Bodenfeuchtigkeit,
  • Hangneigung und
  • Seitenhang.
Hier hat der Scheibenpflug die Erde auf den Bewuchs geworfen.
Derzeit stehen unter anderem Scheibenpflüge, Rollhacken, Fräsen, Bürsten und Mulcher zur Verfügung. Sie arbeiten unterschiedlich, deshalb sollten sich die Betriebsleiter in Zukunft verstärkt Gedanken über Gerätepools und überbetriebliche Lohnarbeiten machen. Außerdem wirkt die mechanische Bodenbearbeitung anders als Herbizide. Mehr Toleranz gegenüber Beikräutern im Unterstockbereich ist notwendig.
Scheibenpflüge sind preiswert, robust und erlauben eine hohe Fahrgeschwindigkeit. Sie bearbeiten den Boden im Unterstockbereich parallel zur Rebzeile. Je nach Einstellung der Maschine kann der Boden geworfen, geschoben oder unterschnitten werden.
Beim Werfen wird der Bewuchs im Unterzeilenbereich mit Erde bedeckt. Bei schweren Böden kann die Vegetation mit dem Scheibenpflug unterschnitten werden. Das führt zur Störung oder bei anhaltend trockener Witterung zum Vertrocknen der Konkurrenzvegetation.
Schieben
Scheibenpflüge sind preiswert, robust und erlauben eine hohe Fahrgeschwindigkeit. Bei diesem Modell von Rust soll eine Innenscheibe den Bodentransport in die Nachbarzeile verringern.
Im Extremfall werden Grassoden rechtwinklig in die Nachbargasse geworfen. Um dies zu vermeiden und eine möglichst schnelle Krümelung des Bodens zu erreichen, sollte der Boden bei einer Winterbearbeitung zunächst mit dem Scheibenpflug angehoben und dann bei einer zweiten Durchfahrt parallel zur Rebzeile mit geringem Abstand zu den Rebstöcken durchschnitten werden. Bei schweren Böden ist die Krümelstruktur sukzessive so zu verbessern, dass eine problemlose Bearbeitung möglich ist.
Die einseitig entstehende Pflugfurche kann bei steigender Hangneigung die Erosionsgefahr erhöhen. Die Betriebsleiter müssen diesen Aspekt bei ihrer Entscheidung berücksichtigen. Jedoch nimmt die Erosionsgefahr mit zunehmendem Humusgehalt des Bodens sicherlich ab.
Beim Schieben wird der Boden lediglich unter der Zeile hin- und hergeschoben. Diese Bearbeitungsweise wird vor allem praktiziert in einer Kombination des Scheibenpflugs mit Geräten, die eine langsamere Fahrweise voraussetzen. Viele Hersteller bieten heute Modelle mit modularem Aufbau an, die dem Winzer eine Kombination mit dem für seine Bedürfnisse am besten geeigneten Gerät ermöglicht.
Vorsicht in Junganlagen
Wenn der Boden im Unterstockbereich in Kombination mit anderen maschinellen Maßnahmen bearbeitet wird, verursacht das Befahren keine zusätzlichen Verdichtungen. Schäden an etablierten Rebstöcken können bei exakter Einstellung der Scheibenpflüge weitgehend vermieden werden. Hingegen sollte in jungen Rebanlagen der Unterstockbereich generell nur bei guter Schüttfähigkeit und aktuell günstigem Zustand des Bodens bearbeitet werden.
Nach Möglichkeit sollten Scheibenpflüge erst im zweiten oder dritten Jahr nach der Pflanzung zum Einsatz kommen, wenn die Rebstöcke fest angewachsen sind, der Stamm ausreichend entwickelt und eine ausreichende Stammhöhe erreicht ist. Ansonsten ist mit teilweise hohen Ausfällen durch Ausreißen und/oder Überschütten zu rechnen. Alternativ können die Jungpflanzen beispielsweise durch Tupexrohre geschützt werden. Außerdem besteht bei höherem Erdaufwurf die Gefahr der Bildung von Edelreiswurzeln, sofern keine Hochstammreben zur Pflanzung verwendet wurden.
Rollhacken
Die Rollhacke arbeitet im Gegensatz zum Scheibenpflug in Zeilenrichtung.
Eine Rollhacke arbeitet im Gegensatz zum Scheibenpflug in Zeilenrichtung. Die Rollen werden durch die gebogenen Zinken angetrieben. Dabei bearbeiten die Zinken des doppelten Sternelements den Boden. Durch die Biegung hinterlassen die Zinken kleine Furchen in der Erdoberfläche. Gleichzeitig schiebt die Rolle je nach Anstellwinkel mehr oder weniger Boden auf die andere Zeilenseite.
Dadurch und durch die Fahrgeschwindigkeit kann die Bearbeitungsintensität eingestellt werden. Genauso wie beim Scheibenpflug wird die bewegte Erde um den Rebstamm gedrückt und dort eine Inselbildung vermieden. Das Gerät zeigt schon bei geringer Geschwindigkeit ein gutes Arbeitsergebnis.
Rollhacke und Scheibenpflug sind als „Grundausstattung” für die Bearbeitung des Unterstockbereichs anzusehen. Sie können in unproblematischen Flächen, beispielsweise ebenen und leicht hängigen Lagen ohne Seitenhang mit leichten und mittleren Böden, problemlos eingesetzt werden. 
Die Königsdisziplin – Flächen am Steil- und Seitenhang
Die Probleme bei der Bearbeitung des Unterstockbodens nehmen mit steigendem Seitenhang der Rebfläche zu. Vor allem beim Arbeiten mit dem Scheibenpflug bleibt der bearbeitete Boden in der hangabwärts liegenden Zeile nicht unter der Rebzeile liegen, sondern fällt in die Reifenspur und kann von dort nicht mehr zurückgeworfen werden. So kommt mit jeder Überfahrt Boden in die Fahrgasse, sammelt sich dort und führt dazu, dass die Neigung der Fahrgasse zunimmt.
Um dies rückgängig zu machen, sind aufwendige Arbeiten notwendig. Deshalb bietet sich bei Flächen mit leichter Hangneigung der Einsatz der Rollhacke an, mit der beispielsweise durch eine geringe Winkeleinstellung der Boden nur durchgehackt wird.
Für Flächen mit Seitenhang ist zukünftig der Einsatz von Unterstockmulchern und -fräsen in Erwägung zu ziehen. Das ist, im Vergleich zu Scheibenpflügen und Rollhacken, natürlich langsamer. Um dennoch das Arbeitsergebnis zu verbessern, bietet sich die Kombination verschiedener Geräte an. Sinnvoll ist es unter anderem, das Mulchen im Unterstockbereich und in den Gassen zu kombinieren.
Stammbürsten
Hier ist ein Humus Interplanet mit einem Mulcher der Firma Röll kombiniert.
Ein Beispiel ist die Kombination eines Humus Interplanet mit einem Mulcher der Firma Röll. Der Interplanet ist über das LUV-Basisgerät von Braun mit dem Mulcher verbunden. Durch diese Anbauweise kann er nahe an den Rebstöcken vorbeifahren und so auch im Bereich des Rebstammes einen hohen Wirkungsgrad erzielen.
Der Mulchkopf kann problemlos gegen den dazugehörigen Fräskopf ausgetauscht werden. Dieser ist außen durch eine Bürste ergänzt, durch die auch im Stammbereich ein hoher Wirkungsgrad erzielt wird. Mit dem Fräskopf können auch die eventuell beim Einsatz von Scheibenpflug oder Rollhacke entstandenen Hügel im Unterstockbereich wieder glattgezogen werden.
Zum Mulchen des Unterstockbereiches können auch Stammbürsten eingesetzt werden. Es sind  aber bei zu scharfer Einstellung Schäden an den Rebstämmen möglich, vor allem in jungen Anlagen, für die sich Stammbürsten nicht eignen. Die Intensität der Arbeit hängt von der Fahrgeschwindigkeit und der Drehzahl der Schnüre ab.
Die Stammbürsten können den Boden je nach Einstellung des Geräts und Zusammensetzung der Flora so bearbeiten, dass er offen daliegt. Um Stammschäden zu vermeiden, sollte der Aufwuchs so hoch sein, dass er einen bremsenden Puffer zwischen den Fäden der Bürsten und den Rebstämmen bildet.
Vorteilhaft bei diesem Verfahren ist, dass im Zeitraum vor der Traubenlese der Amaranth gestört werden kann, so dass er nicht in die Laubwand einwächst. Dazu sollte die Bürste keinen oder nur geringen Bodenkontakt haben. Eine weitere Möglichkeit zur Bekämpfung von Amaranth und anderen hochwachsenden Pflanzen ist die Doppelscheibe der Firma Rust.