Demobetriebe jetzt im ganzen Land
Von Heinrich von Kobylinski
Den Startschuss für ein landesweites Netzwerk von Demonstrationsbetrieben für Biodiversität gab der
baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk vor kurzem in Endingen-Kiechlinsbergen.
Das „Netzwerk von Demobetrieben zur Förderung der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Baden-Württemberg” (BiodivNetzBW), wie es in voller Länge heißt, startet mit 22 Betrieben, darunter drei Obst- und Weinbaubetriebe. Es soll bis 2025 auf bis zu 44 Betriebe ausgebaut werden, sagte Hauk.
Mehrjähriger Lernprozess
Der Winzer Peter Vogel (links) und Beraterin Katharina Hügel präsentierten Landwirtschaftsminister Peter Hauk die auf dem Betrieb in Kiechlinsbergen umgesetzten Maßnahmen.
„Keiner der Landwirte wird dazu gezwungen”,
betonte der Minister. Das Netz der Demobetriebe soll beispielhaft
zeigen, wie sich auf unterschiedlichen Standorten und bei verschiedenen
Betriebstypen die Biodiversitätsförderung und die
Nahrungsmittelproduktion kombinieren lassen. Hauk beschrieb das als
einen mehrjährigen Lernprozess.
Im Grunde hat jeder der
Demobetriebe ein Doppelfunktion: Es soll experimentell ergründet werden,
welche Art von Biodiversitätsmaßnahmen sich vor Ort bewähren, und
anschließend sollen diese Betriebe als eine Plattform der kollegialen
Verbreitung dienen, in Form von Fachveranstaltungen, Praxistagen und
Führungen. „Wir brauchen Betriebe, die zeigen, wie es auch ohne
ökonomische Klimmzüge geht”, erläuterte Hauk.
Die Landesregierung erwartet, dass mit diesem pädagogischen Ansatz und der Nachahmung auf breiter Front mehr Biodiversität
geschaffen wird. „Unsere Landwirte sind dazu willig und fähig”, fuhr
Hauk fort. Sobald bei den Demo-Betrieben mehr Gewissheit vorherrscht im
Verhältnis zwischen Pflegeaufwand und ökologischer Wertigkeit der
Maßnahmen, stellte der Minister weitere Fördergelder für Erzeuger in
Aussicht, die sich an der Umsetzung der Maßnahmen auf ihren Flächen
beteiligen wollen.
Freiburger Vorbild
Abteilungspräsident Michael
Krumm vom Regierungspräsidium Freiburg erläuterte, dass das BiodivNetz
BW auf einem Vorläuferprojekt im Amtsbereich des Freiburger
Regierungspräsidiums fußt, das aus acht Modellbetrieben bestand. Einer
davon war der Betrieb des Kiechlinsberger Winzers Peter Vogel, der in
das landesweite Netz überführt wurde, zusammen mit den übrigen
Freiburger Netzwerk-Betrieben.
Der 37-jährige Winzer hat schon vor seiner Netz-Mitgliedschaft mit Begrünungen auf seinen knapp 40 ha Rebflächen begonnen,
„um den Insekten Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen”, wie er sagte. Bei
der Veranstaltung mit Vertretern aller vier Regierungsbezirke zeigte der
Winzer Biodiversitätsmaßnahmen und die vernetzte Struktur, die mit
Hilfe von Beraterin Katharina Hügel vom Regierungspräsidium entstand. Besondere Bedeutung hatten dabei Böschungen und Feldrandsituationen.
Zum
Vor-Ort-System gehörte auch eine dreieckige Restfläche von zwei Ar, die
ungenutzt blieb, aber mit zwei Obstbäumen, einer Blühmischung aus 16
Pflanzenarten und einem Insektenhotel bestückt wurde.
Auch für die
Rebgassen war eine Mischung aus Leguminosen und niedrigen Kräutern
vorgesehen. Wegen Trockenheit war jedoch vom Ansaaterfolg nicht viel zu
erkennen. Krumm nahm es als einen Teil des Lernvorganges, der
notwendig sei, um den Erzeugern ortsnahe Erfahrungen über die
Biodiversitätsmaßnahmen vermitteln zu können. Vogel ergänzte: „Viele
Maßnahmen sind unsicher und teuer, sodass sie in der Praxis kaum ein
Betrieb vornehmen würde. Mit Hilfe der Beratung von Katharina Hügel
wurde das Machbare noch möglich.”