Weinbauverband
| 07. Juni 2017
Der neue Präsident ist ein Pfälzer
Von Detlef Brötzmann
Der Deutsche Weinbauverband hat auf seiner Mitgliederversammlung Klaus Schneider (58) aus Dirmstein in der Pfalz zum neuen Präsidenten gewählt. Er löst Norbert Weber ab, der 20 Jahre lang DWV-Präsident war.
Der neue Präsident bewirtschaftet seit 1986 in Dirmstein ein Weingut mit 25 Hektar Rebfläche. Seit 2012 unterstützt ihn sein Sohn Moritz in der Betriebsführung.
Nach einer Winzerlehre studierte Klaus Schneider an der Fachhochschule in Geisenheim und schloss mit dem Diplom für Weinbau und Kellerwirtschaft ab. Ab 1992 engagierte er sich ehrenamtlich für den Berufsstand und arbeitete in den Gremien des Weinbauverbandes Pfalz mit. Nach langjähriger Tätigkeit im Hauptausschuss wurde er 2015 zum Präsidenten des Weinbauverbandes Pfalz und 2016 zum Vizepräsidenten des Deutschen Weinbauverbandes gewählt.
Sein Arbeitsprogramm will Schneider so bald wie möglich mit seinen Kollegen im DWV-Präsidium abstimmen und führte dazu aus: „Der DWV hat eine strategische Leitlinie für seine Tätigkeiten bis 2020 festgelegt, die unsere weinbaupolitische Orientierung ist.” Schwerpunkte seien dabei folgende:
- Das alte Qualitätssystem in ein neues Herkunftssystem zu transformieren.
- Das deutsche Weingesetz an das Brüsseler Recht anzupassen.
- Mit Blick auf das Boden-, Wasser-, Energiemanagement die Strategie eines nachhaltigen Weinbaus zu verfolgen.
- Unter Berücksichtigung geänderter Produktions- und Absatzstrukturen Zukunftsvisionen für den deutschen Weinabsatz weiterzuentwickeln.
Kilian Schneider neuer Vizepräsident
Der Name Schneider ist nun gleich doppelt im DWV-Präsidium vertreten: Klaus Schneider (links) ist neuer Präsident, Kilian Schneider wurde zum
Vizepräsidenten gewählt.
Länger als je ein Präsident zuvor Anschließend brachte er seine Kenntnisse in die Gremien des Badischen Weinbauverbandes ein und war ab 1990 für sieben Jahre dessen Präsident. Im Jahr 1997 wurde Weber zum Präsidenten des Deutschen Weinbauverbandes gewählt. Diesen führte er 20 Jahre mit klaren Vorstellungen für dessen Ausrichtung und länger als je ein Präsident zuvor.
Weber: Fachkompetenz und Überzeugungskraft
Weber brachte es immer wieder fertig, die teils unterschiedlichen
Interessen der deutschen Weinbaugebiete und Gruppen der Weinbranche
zusammenzubinden, sagte Schneider. Er nutzte dabei stets das offene
Wort, wie auch die fachliche Auseinandersetzung, um die beste Lösung zu
finden. Manchmal kam dabei das vulkanische Kaiserstühler Terroir in
seinem Charakter zum Vorschein.
Ausgestattet mit hoher Fachkompetenz und Überzeugungskraft hatte Norbert
Weber Zugang zu EU-Kommissaren und Bundesministerien und wenn es bei
entscheidenden Fragen darauf ankam, führte er auch einmal ein Gespräch
mit Bundeskanzler Gerhard Schröder oder Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Lange Rednerliste
Die außerordentliche Wertschätzung für Weber kam
insbesondere in der hochkarätigen Rednerliste auf der
Mitgliederversammlung zum Ausdruck, wobei EU-Kommissar Günther
Oettinger, der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium
für Ernährung und Landwirtschaft, Peter Bleser, sowie der
baden-württembergische Minister Peter Hauk ihre Reverenz erwiesen.
Als Vertreter für den Berufsstand sprach Joachim Rukwied, Präsident des
Deutschen Bauernverbandes, und für den kurzfristig verhinderten
Präsidenten des Deutschen Raiffeisenverbandes, Manfred Nüssel, sprang
Generalsekretär Henning Ehlers ein.
Letzterer hatte eine besondere
Überraschung mitgebracht und heftete Norbert Weber die Ehrennadel in
Gold des Deutschen Raiffeisenverbandes ans Revers, wovon Weber sichtlich
gerührt war. Auch Klaus Schneider hatte sich etwas Besonderes einfallen
lassen und überreichte für den Deutschen Weinbauverband eine Dauerkarte
für die VIP-Haupttribüne des SC Freiburg, welche vom Maskottchen des
Freiburger Fußballclubs in den Veranstaltungssaal hereingetragen wurde.
Weber selbst hatte zur Eröffnung der gut besuchten, öffentlichen
Mitgliederversammlung noch einmal als scheidender Präsident das Wort
ergriffen und sagte den für ihn prägenden Satz: „Ein Weg entsteht, wenn
man ihn geht.” In seinem Bericht zur aktuellen Lage bezeichnete er die
Folgen des Klimawandels sowie den enormen Kostendruck aufgrund der
globalisierten Märkte als größte Herausforderungen für den deutschen
Weinbau.
Klimawandel hat Spuren hinterlassen
Der Klimawandel hat aktuell mit den Spätfrösten im
April bereits zum frühen Zeitpunkt Spuren hinterlassen. Der
Schadensumfang ist derzeit noch nicht bilanzierbar. In diesem
Zusammenhang verwies Weber auf die gestiegenen Herausforderungen im
Pflanzenschutz. „Es gibt in Europa keinen Weinbau ohne Hilfsmittel. Die
Betriebe brauchen das Instrumentarium eines effektiven Rebschutzes.”
Er plädierte nachdrücklich für einen nachhaltigen Weinbau, der mit
Respekt gegenüber der Umwelt auf konsequente Qualitätserzeugung
ausgerichtet ist und unter Einsatz innovativer Techniken geführt werden
müsse. Der Erhalt der deutschen weinbaulichen Kulturlandschaften ist
nach seiner Überzeugung nur dann möglich, wenn die Produktionskosten
gesenkt und am Markt bessere Preise für Qualitätsprodukte erreicht
werden können.
Vor dem Hintergrund stabiler, aber nicht wachsender
Absatzmärkte für die deutschen und europäischen Weine sprach sich Weber
für eine Anbaupolitik mit Augenmaß aus. Er zeigte sich überzeugt, dass
die Marktposition deutscher Weine noch gestärkt werden könne: „Unser
Hauptaugenmerk muss jetzt darauf ausgerichtet sein, für unsere Weine mit
geschützter Herkunft ein noch besseres Image als Schlüssel zu besseren
Preisen zu erreichen. Die Weinbaupolitik braucht einen langen Atem. Auch
wenn man unterschiedlicher Meinung ist, es lohnt sich, das Gespräch
miteinander zu suchen.” Daraufhin erhoben sich die anwesenden Mitglieder
und applaudierten minutenlang.