Fachliches
| 08. August 2018
Drohnen zum Spritzen in Steillagen
Von Manuel Becker und Tabea Steinmetz, LVWO Weinsberg
Spritzdrohnen könnten die Bewirtschaftung im Steillagenweinbau erleichtern. Im folgenden Artikel sollen Versuche zu diesem Thema, Einsatzmöglichkeiten, aber auch die Grenzen des Einsatzes vorgestellt werden.
Um die Anwendung von Spritzdrohnen in der Praxis zu untersuchen, werden derzeit von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) in Zusammenarbeit mit droneparts.de auf den Flächen von zwei Winzergenossenschaften und zwei Weingütern in Baden und in Württemberg Versuche mit der Spritzdrohne DJI Agras MG-1S durchgeführt. Diese Drohne verfügt über einen Zehn-Liter-Tank und hat ein maximales Aufstiegsgewicht von 24,8 kg.
Die technische Ausstattung erlaubt die Durchführung eines automatisierten Überflugs von Flächen mit unterschiedlichen Hangneigungen und Bewirtschaftungsvarianten. Die Drohne erfasst über Radarsensoren das Terrain und passt die Flughöhe entsprechend an. Die Fluggeschwindigkeit sowie die Pumpenleistung werden automatisch berechnet und im Flugplan hinterlegt.
Gerätezulassung in Arbeit
Der Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen (Drohnen) zur Ausbringung von
Pflanzenschutzmitteln ist derzeit in der Landwirtschaft und in
Sonderkulturen in Deutschland verboten. Das Pflanzenschutzgesetz (§18
Abs. 2 PflSchG) sieht jedoch diese Ausbringungsart ausdrücklich im
Weinbau in Steillagen und Forst über ein Genehmigungsverfahren vor.
Bisher gibt es jedoch, außer Hubschraubern mit spezieller Spritzanlage,
keine zugelassenen Geräte für diesen Zweck.
Aus diesem Grund hat die Firma droneparts.de aus Hessigheim in Zusammenarbeit mit der LVWO Weinsberg die Spritzdrohne DJI Agras MG-1S zur Geräteprüfung beim Julius Kühn-Institut (JKI) Braunschweig angemeldet, mit dem Ziel, das Gerät in die Liste der zugelassenen Pflanzenschutzgeräte eintragen zu lassen.
Aus diesem Grund hat die Firma droneparts.de aus Hessigheim in Zusammenarbeit mit der LVWO Weinsberg die Spritzdrohne DJI Agras MG-1S zur Geräteprüfung beim Julius Kühn-Institut (JKI) Braunschweig angemeldet, mit dem Ziel, das Gerät in die Liste der zugelassenen Pflanzenschutzgeräte eintragen zu lassen.
Im Jahr 2017 wurden
umfangreiche Versuche zur Optimierung der Applikationstechnik und der
Flugparameter durchgeführt. 2018 werden die Untersuchungen mit der
Prüfung der biologischen Wirksamkeit bei verschiedenen Geländemodellen
und Aufwandmengen pro Hektar fortgeführt. Von besonderem Interesse ist
die Wirkung der Pflanzenschutzbehandlungen über den Blütezeitraum wegen
des in Baden-Württemberg hohen Oidium-Drucks.
Zukünftige Möglichkeiten eines Einsatzes
Sinnvoll erscheint der Einsatz
von Spritzdrohnen in Steillagen auf Flächen, auf denen bisher mittels
Rücken- oder Schlauchspritzen Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden.
Dies umfasst Flächen, auf denen keine Genehmigung für den Einsatz von
Helikoptern möglich ist, was verschiedene Gründe haben kann: die Nähe
zur Wohnbebauung oder zu Gewässern oder bestehende Abstandsauflagen für
Pflanzenschutzmittel.
Die Drohnentechnologie ermöglicht die parzellengenaue Applikation von
Pflanzenschutzmitteln in Steillagen und soll die Arbeitsstunden und
körperliche Belastung im Steillagenweinbau verringern. Außerdem kann sie
die Bewirtschaftung von Steillagen attraktiver und sicherer machen und
dadurch zu deren Erhaltung beitragen.
Die Technologie ist keine Konkurrenz zum Helikopter, die Flächenleistung der Drohne ist dafür zu gering. Die reine Flugzeit im automatischen Flugmodus beträgt bei einer Aufwandmenge von 75 l/ha und bei zehn bis zwölf Ar Rebfläche rund fünf bis sieben Minuten, hinzu kommen Zeiten für Landung zum Batteriewechsel und Nachtanken der Spritzbrühe sowie der Rückflug zur letzten Position in der Rebfläche.
Die Applikation von Pflanzenschutzmitteln aus der Luft orientiert sich in den Versuchen an den Helikoptergrenzwerten. Die Versuche werden bis zu einer Lufttemperatur von 25 °C und einer Windgeschwindigkeit von 5 km/h durchgeführt, andernfalls können Thermik und eine schlechte Durchdringung der Laubfläche die Applikationsqualität mindern und die Abdrift erhöhen.
Die Technologie ist keine Konkurrenz zum Helikopter, die Flächenleistung der Drohne ist dafür zu gering. Die reine Flugzeit im automatischen Flugmodus beträgt bei einer Aufwandmenge von 75 l/ha und bei zehn bis zwölf Ar Rebfläche rund fünf bis sieben Minuten, hinzu kommen Zeiten für Landung zum Batteriewechsel und Nachtanken der Spritzbrühe sowie der Rückflug zur letzten Position in der Rebfläche.
Die Applikation von Pflanzenschutzmitteln aus der Luft orientiert sich in den Versuchen an den Helikoptergrenzwerten. Die Versuche werden bis zu einer Lufttemperatur von 25 °C und einer Windgeschwindigkeit von 5 km/h durchgeführt, andernfalls können Thermik und eine schlechte Durchdringung der Laubfläche die Applikationsqualität mindern und die Abdrift erhöhen.
Versuchsstandorte
Die Steillagen des baden-württembergischen Weinbaus
sind eine Herausforderung für die Bewirtschaftung. Um den verschiedenen
Geländetypen Rechnung zu tragen, finden die Pflanzenschutzversuche mit
der Drohne im Glottertal statt. Die Flächen um die Ortschaft Glottertal
umfassen querterrassierte sowie in Falllinie orientierte Weinberge in
unterschiedlichen Höhenlagen.
In Württemberg werden in den Ortschaften
Lauffen, Hessigheim und Hohenhaslach Versuche durchgeführt. An der LVWO
Weinsberg findet der Versuch auf einer Trollinger-Fläche statt mit den
Varianten
- Kontrolle ohne Pflanzenschutz und
- Aufwandmengen von 75 und 150 l/ha.
Optimierung der Applikationsqualität
Als Standard-Düse für die Spritzdrohne wurde die
Injektordüse IDK 90-025 des Herstellers Lechler definiert. Die
Querverteilungsmessung der Spritzflüssigkeit zeigt mit dieser Düse bei
verschiedenen Flughöhen ein unterschiedliches Verteilungsmuster und
beeinflusst bereits so die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen
Pflanzenschutzmitteleinsatz. Im Rahmen des Projekts wurden sechs
verschiedene Düsen hinsichtlich der Querverteilung geprüft.
Die beste
Querverteilung konnte für die Spritzdrohne DJI Agras MG-1S mit der
Injektordüse IDK 90-025 auf einer Flughöhe von rund zwei Metern über der
Messfläche ermittelt werden. Unter diesen Bedingungen konnte eine
Arbeitsbreite von rund drei Metern realisiert werden.
Die Querverteilung in der Höhe von 150 cm über der Laubwand zeigt eine
ungleichmäßige Verteilung über die Arbeitsbreite. Auf einer Höhe von
190 cm konnte mit der gleichen Düse eine relativ einheitliche Verteilung
der Spritzflüssigkeit über die gesamte Arbeitsbreite erreicht werden.
Die Auswirkungen einer ungleichmäßigen Verteilung der Spritzflüssigkeit
werden bei der Überlagerung der Querverteilungen deutlich: Innerhalb der
Arbeitsbreite gibt es Bereiche mit geringen oder hohen Mengen an
Spritzflüssigkeit. Diese Verteilung kann zu einer Unterdosierung führen
und damit die Wirkung des Pflanzenschutzmittels reduzieren. Zu hohe
Mengen an ausgebrachter Spritzflüssigkeit führen zu einem unnötig hohen
Pflanzenschutzmitteleintrag und können die Pflanzen schädigen.
Automatische Flugsteuerung
Die Flugplanung und Einstellung der Flug-
sowie der Spritzparameter werden am Tablet der Fernbedienung geplant und
definiert. Vor Ort wird die Software gestartet und die Fläche über
Wegpunkte eingegrenzt. In der so vorgegebenen Fläche werden die
Flugbahnen in gewünschter Richtung geplant.
Durch Drücken der Taste
„Start” können Ausbringmenge, Spritzmodus und Fluggeschwindigkeit
eingestellt werden. Die Daten werden anschließend per Funk auf die
Drohne geladen. Eine Fingerbewegung auf einem Schieber auf dem
Bildschirm startet den Flug und die Spritzapplikation bei Erreichen des
Startpunktes innerhalb der Fläche. Einmal einprogrammierte Flugpläne
sind in der Software hinterlegt und können jederzeit wieder gestartet
werden.
Die Drohne ist mit vier Düsen des Typs IDK 90-025 ausgestattet. Der Flug
findet auf einer Höhe von zwei Metern über der Laubwand statt mit einer
Arbeitsbreite von drei Metern. Die Fluggeschwindigkeit beträgt je nach
Gelände 3,5 bis 4,5 km/h. Die Ausbringmenge für eine hohe Schlagkraft
beträgt 75 l/ha.
Bisherige Erkenntnisse
Ein sehr hohes Abdrift-Minderungspotenzial bei der
Applikation von Pflanzenschutzmitteln mittels Spritzdrohne zeigt sich
bereits in Tastversuchen unter den beschriebenen Einsatzparametern. Die Erfahrungen aus der aktuellen Saison zeigen: Je besser die
Laubarbeit auf der Fläche durchgeführt wird, desto besser ist die
Applikationsqualität. Eine Freistellung der Traubenzone nach dem
Schließen der Laubwand ist notwendig, damit die Pflanzenschutzmittel die
Traubenoberfläche erreichen.
Bei empfindlichen Rebsorten wie Trollinger
wird ein Handlauf im Blütebereich empfohlen. Die Boniturdaten zur
biologischen Wirksamkeit der Pflanzenschutzmaßnahmen mittels
Spritzdrohnen zeigen bisher auf allen getesteten Rebflächen und
Rebsorten gute Ergebnisse.
Gefördert als EIP-Projekt mit 450.000 Euro
Die Versuche werden im Rahmen
der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche
Produktivität und Nachhaltigkeit” (EIP-AGRI) zum Thema „Einführung von
Spritzdrohnen in den Steillagenweinbau” durchgeführt. In dem Projekt
wird der Einsatz der Spritzdrohne Agras MG-1S der Firma DJI zur
Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln insbesondere in Handarbeitslagen
geprüft. Die Ausbringung der Pflanzenschutzmittel soll über eine
vorgeplante Flugstrecke unter Aufsicht des Anwenders beim automatischen
Überflug der Rebfläche erfolgen.
Das EIP-Projekt wird gefördert vom Land Baden-Württemberg und der EU. Es
verfügt über einen Budgetrahmen von rund 450.000 Euro bei einer
Laufdauer von drei Jahren (2018 bis 2020). Projektpartner sind die Firma
droneparts.de und die LVWO Weinsberg sowie für den badischen Landesteil
die Winzergenossenschaft Glottertal und für Württemberg die
Winzergenossenschaft Lauffen sowie die Weingüter Herzog von Württemberg
in Ludwigsburg und das Weingut Faschian in Hessigheim.
Das Projekt hat das Ziel, die biologische Wirksamkeit und die
Optimierung der Flächenleistung und Ausbringmenge beim
Pflanzenschutzeinsatz mittels Spritzdrohnen bei verschiedenen
Geländemodellen in Baden-Württemberg zu überprüfen. Zudem sollen
unerfahrene Personen angeleitet werden, die Applikation von
Pflanzenschutzmitteln durch Spritzdrohnen im Steillagenweinbau
durchzuführen. Die Erfahrungen aus den Schulungen, den Flugtrainings
sowie der Wartung und Instandhaltung der Spritzdrohne fließen in ein
Ausbildungs- und Wartungsprogramm für zukünftige Anwender ein.Der Einsatz multispektraler Kamerasysteme soll eine Früherkennung des
Krankheitsdrucks während des Überflugs ermöglichen und
Pflanzenschutzmittel sollen dadurch differenziert und befallsorientiert
ausgebracht werden.