Nachrichten | 12. Januar 2023

Ein Leben für den Wein

Von Siegfried Feuchter
Er hat eine außergewöhnliche Ära in der Weinwirtschaft geprägt: Klaus Tröndlin war als Kellermeister fast 40 Jahre das Gesicht der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim. Kürzlich feierte der erste Ehrenkellermeister der WG seinen 80. Geburtstag.
„Ich kann es nicht glauben, wo sind die Jahre geblieben?”, fragt sich der vitale Jubilar Klaus Tröndlin.
Zahlreiche Auszeichnungen wie 1500 Gold- und Silbermedaillen bei Landesweinprämierungen und viele Große Preise bei Bundesweinprämierungen, zehn Ehrenpreise des Badischen Weinbauverbands und einige Gutedelcup-Siege sind Zeugnis von Tröndlins überaus erfolgreicher Arbeit. Über seine Tätigkeit bei der WG hinaus führte er von 1978 bis 2011 ein privates Weinlabor und analysierte für  Winzergenossenschaften und Weingüter zwischen Bodensee und Heidelberg Weine. „Durch meine Labortätigkeit konnte ich das Innenleben der Weine und die mikrobiologischen Vorgänge besser erkennen”, sagt Tröndlin, dessen fachlicher Rat und Urteilsvermögen in den Gremien des Weinbauverbands gefragt und geschätzt waren. 35 Jahre war er unter anderem Mitglied der Prüfungskommission für die Landesweinprämierung und Qualitätsweinprüfung.
Tröndlin, gebürtiger Schliengener, lernte den Beruf des Küfers, holte die Mittlere Reife nach, absolvierte an der Hochschule für Weinbau und Oenologie zwei Gastsemester in Geisenheim, erweiterte sein Wissen bei einem Praktikum in der Champagne und legte die Meisterprüfung ab. An der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg absolvierte er als Zweitbester die Prüfung zum Techniker und startete 1964 bei der WG Schliengen seine Karriere als Kellermeister.
„Das Gewöhnliche war ihm nie gut genug”, hatte bei der Verabschiedung in den Ruhestand 2002 Gerhard Rüdlin, damaliger Vizepräsident des Weinbauverbands, den Kellermeister für dessen Pioniergeist und Innovationsfähigkeit gelobt. Tröndlin  entwickelte neue Verfahrenstechniken und bewies, dass man mit der Sorte Gutedel hochwertige Weine keltern kann. Mit einem neuen Ausbaukonzept machte er den Mauchener Spätburgunder zum Aushängeschild der WG.
Er war zudem der erste Kellermeister in Deutschland, der 1990 einen Chardonnay-Sekt produzierte. 1998 brachte er eine Gutedel Trockenbeerenauslese mit 266 Oechsle hervor – ein so hohes Mostgewicht bei einem Gutedel gab es bis dahin weltweit nicht.
Als die WG Mitte der 90er-Jahre in eine wirtschaftliche Schieflage geriet, übernahm der Kellermeister für ein halbes Jahr zusätzlich Verantwortung als kommissarischer Geschäftsführer. „Ohne ihn gäbe es die WG nicht mehr”, wurden seine Verdienste bei der Verabschiedung gewürdigt.