Fachliches
| 05. Mai 2022
Erfindungen, die weiterbringen
Von der Redaktion
Der Deutsche Weinbauverband (DWV) hat bei seinem Innovationspreis 2022 zweimal Gold vergeben: für einen autonom fahrenden Agrarroboter sowie für eine Neuheit, die in der Weinproduktion für den biologischen Säureabbau sorgt. Dazu kamen drei Silbermedaillen. Beworben hatten sich 29 Unternehmen.
In der Kategorie Anbau- und Erntetechnologie ging Gold an die französische Firma NAIO Technologies für den autonom fahrenden TED Agrarroboter mit elektrischem Antrieb zur Beikrautregulierung. Die Jury bewertet diese Neuentwicklung als eine entscheidende Verbesserung des aktuellen Standards der Bodenbearbeitung im Weinbau.
Mit dem Roboter wird das Potenzial gezeigt, wie zukünftig effektiv und präzise die mechanische Beikrautbekämpfung im Bereich der Spezialkulturen erfolgen kann. Der Agroroboter ist GNSS-gesteuert und mit mehreren Sensoren ausgestattet, die ein hohes Maß an Navigations- und Arbeitssicherheit für die angebauten Kulturen und für den Menschen ermöglichen. Auch in den Punkten Reduzierung der Emission von Stickoxiden, der CO2-Bilanz, Lärmbelästigung und Bodenverdichtung besitzt der leichte autonome Geräteträger wesentliche Vorteile gegenüber konventionellen Bewirtschaftungsformen. Zusätzlich werden kontinuierlich Daten der angebauten Kultur erfasst und ausgewertet.
Nach Ansicht der Jury ist der Landwirtschaftsroboter eine innovative Lösung, um den Einsatz von Herbiziden zu reduzieren und dem Arbeitskräftemangel zu begegnen.
Bakterium mit Gold ausgezeichnet
Hinter dem Produktnamen ML Prime verbirgt sich das
Bakterium Lactobacillus plantarum, das in der Weinproduktion für den biologischen Abbau von Säure sorgt.
Hinter dem Produktnamen ML Prime verbirgt sich das Bakterium Lactobacillus plantarum, das in der Weinproduktion für den biologischen Säureabbau sorgt. Laut Hersteller zeichnet es sich durch eine hohe malolaktische Enzymaktivität aus. Das heißt, dass die Äpfelsäure nach einer kurzen Lag-Phase schnell und sicher zur Milchsäure abgebaut wird.
Als
herausragende Eigenschaft wird genannt, dass ML Prime auch bei sehr
geringen pH-Werten, wie sie im Jahrgang 2021 vorlagen, einwandfrei
funktioniert. Es eignet sich für den Einsatz in Weiß- und Rotwein, ist
sehr einfach in der Handhabung im Keller, hinterlässt weder Diacetyl im
Wein, noch resultiert ein erhöhter SO2-Bedarf nach der Anwendung. Am
Ende spart es sogar Energie und Kosten im Keller, da das Anwärmen zum
Start des biologischen Säureabbaus entfällt.
Drei Silbermedaillen
Der Entlauber VITIpulse Combi der Firma ERO ermöglicht zwei Entblätterungsverfahren in einem Arbeitsgang.
In der Kategorie Anbau- und Erntetechnologie wurde entsprechend die Firma Ero aus Simmern ausgezeichnet: Mit dem Entlauber VITIpulse Combi werden zwei Entlaubungstechniken in einem Gerät kombiniert. Eri vereint die beiden weltmarktführenden Entlaubungssysteme in einem Arbeitskopf und ermöglicht zwei Entblätterungsverfahren in einem Arbeitsgang. Die Kombination ermöglicht eine höhere Fahrgeschwindigkeit als bei getrennter Anwendung der Entblätterungssysteme, somit wird die Gesamtarbeitszeit um mehr als die Hälfte reduziert.
Während des Einsatzes ist der Rollenentlauber dem Druckluftentlauber vorgeschaltet. Da die äußeren Blätter bereits entfernt sind, kann das zweite Entlaubungssystem mit einem geringen Luftdruck arbeiten. Besonders hervorzuheben ist, dass die Systeme Rollen- und Druckluftentlauber sowie rechte und linke Arbeitsseite unabhängig voneinander gesteuert werden können. Dies bewertete die Jury als wesentliche Verbesserung des aktuellen Standards der Entblätterungstechnik.
In der Kategorie Anbau- und Erntetechnologie wurde das Lösungskonzept „Revolutionäres Schutzsystem gegen Spätfrostschäden im Weinbau – HELIOS Wine” der Firma Helmut Hofstätter aus Österreich als wesentliche Verbesserung des aktuellen Standards im Weinbau und damit mit Silber bewertet. Das Verfahren gegen Spätfrostschäden ist ein neues energieeffizientes Schutzsystem aus Kombination des Heizkabels befestigt am Biegedraht und einer zusätzlichen Isolierhülle, die die freiwerdende Wärmeenergie im Innenbereich der Hülle hält. Bei drohender Frostgefahr wird die zweiteilige Hülle im Weinberg entrollt, über die Reben gelegt und mit dem integrierten Klettverschluss verbunden.
Das an der Außenseite
reflektierende Material sorgt dafür, dass die Reben bzw. die Triebe bei Sonneneinstrahlung nicht überhitzen und die Hülle über mehrere Tage an
der Rebzeile angebracht sein kann. Die vier wesentlichen Komponenten des
Systems Heizkabel, Verteiler, Isolierhülle und Stromversorgung sind
modular aufgebaut und können den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.
Das System selbst benötigt im Betrieb nur wenig Energie und verbraucht
in einer durchschnittlichen Frostnacht rund 27 kWh pro Hektar.
Traktor für die Steillage
In
der Kategorie Anbau- und Erntetechnologie erzielte der Spezialschlepper
Viroc 80 der WM Agri Technics GmbH Silber. Er verfügt über eine
Vielzahl von technologischen Neuerungen, die die Arbeiten im Bereich des
Steillagenweinbaus wesentlich verbessern. Besonders hervorzuheben ist
die klimatisierte ROPS-geprüfte CAT 4 Kabine, die den Fahrer beim
Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln vor Sprühnebel oder bei Unfällen
schützt und damit maßgeblich zum Arbeitsschutz beiträgt.
Trotz der sehr
kompakten Abmessungen und enormen Wendigkeit setzt der Spezialschlepper
mit seinen 75 PS bei nur 1270 kg Gesamtgewicht neue Maßstäbe bei
landwirtschaftlichen Traktoren. Dies ermöglicht den Einsatz von
schlagkräftigen Zusatzgeräten selbst in Steilhängen.