Fachliches | 06. Dezember 2021

Rebchirugie bei Esca-Befall

Von René Fuchs, WBI
Eine dreistündige Demonstration zum Thema Rebchirugie bei escabefallenen Reben hat das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI) am 25. Oktober durchgeführt.
Rebe nach dem chirurgischen Eingriff
Ziel der Veranstaltung war es, den zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Grundlagen der Rebchirugie näherzubringen, welche sich aus der genauen Inspektion
des Stammes, der korrekten Schnittführung zur Entfernung des befallenen Gewebes sowie den nötigen Maßnahmen zur Arbeitssicherheit zusammensetzten.
Bevor Tommy Schirmer vom WBI einen Einblick in das Innere der Rebe gab, erklärte Dr. René Fuchs zunächst den Verlauf der Esca-Krankheit. Sie wird durch unterschiedliche holzbesiedelnde und holzzerstörende Pilze hervorgerufen. Die Pilze dringen dabei vornehmlich über Schnittwunden am Kopf des Stammes ein und breiten sich im Rebstamm Richtung Wurzel aus.
Die Folgen dieser Besiedlung werden erst nach mehreren Jahren äußerlich sichtbar, wenn die typischen Blattsymptome, die sogenannten Tigerstreifen, sowie Welke- und Absterbeerscheinungen auftreten. Im inneren des Rebstammes sind die ersten Krankheitssymptome an der Braunfärbung des Holzes sowie der Weißfäule schon früher erkennbar. Die Weißfäule wird hierbei durch den Mittelmeer-Feuerschwamm, einen holzzerstörenden Pilz, hervorgerufen.
Krankes Holz entfernen
Um die Rebe von infiziertem Holz so gut wie möglich zu befreien, bietet sich unter anderem die Methode der Rebchirugie an. Das ist ein Verfahren, bei dem mit einer kleinen Motorsäge der Rebstamm geöffnet und befallenes Rebholz vorsichtig entfernt wird. Durch diesen Eingriff wird die Rebe entlastet und ihre Lebenszeit verlängert.
Je nach Stärke des Befalls dauert die Behandlung eines Rebstammes zwischen zehn und 45 Minuten. Die Erfolgsquote dieser Methode liegt nach dem Eingriff auch über mehrere Jahre betrachtet bei rund 75 %.
Neben der Rebchirugie wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch weitere Methoden zur Bekämpfung der Esca-Krankheit kurz präsentiert. Hierzu gehörte die Reset-Methode, bei der der befallene Teil des Rebstammes vollständig abgeschnitten und ein neuer Trieb von unten hochgezogen wird. Außerdem wurden die beiden zugelassenen Pflanzenschutzmittel Tessior von BASF und Vintec von Belchim vorgestellt, mit denen die Wunden nach dem Rebschnitt behandelt werden können, was ein Eindringen der Esca-Erreger in den Stamm verhindern soll. 
Unterstützung
Tommy Schirmer (rechts) vom WBI erklärte den Winzerinnen und Winzern die Grundlagen der Rebchirugie.
Die Demonstrationsveranstaltung fand statt im Rahmen eines durch die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit” (EIP-AGRI) geförderten Projekts „Entwicklung effektiver Strategien zum Schutz der Weinrebe vor Esca und zur Sanierung bereits befallener Weinbergsflächen” und wurde von den Mitgliedern der operationellen Arbeitsgruppe zur Charakterisierung von Strategien bei Esca (A.C.S.E.) durchgeführt. Veranstaltungsort war eine etwa 20 Jahre alte Gutedelanlage des Staatsweinguts Freiburg, die in der Nähe des Weinbauinstituts liegt und einen starken Esca-Befall aufweist.
Sobald Corona wieder Veranstaltungen zulässt, sind weitere Demonstrationstermine der Rebchirugie geplant. Interessenten können sich bereits jetzt melden bei Tommy Schirmer unter tommy.schirmer@wbi.bwl.de.