Auf den Punkt getroffen
Ganz klar schon mal die Lage. Dieses Fest rund um das historische Münster ist schon einmalig. Das prägt natürlich die Atmosphäre. Man fühlt sich durch das Münster mittendrin, nicht verloren auf einem Riesengelände. Man flaniert, wechselt die Weinbereiche, die um das Münster angeordnet sind, kommt immer wieder in eine neue Situation. Früher gab es diese Holzbuden. Das war irgendwann nicht mehr zeitgemäß. Danach kamen diese weißen Zelte, mit sehr hochgestochener, fast ausschließlich Sterne-Gastronomie. Dann ist man davon auch wieder weg, weil das viel zu aufwendig war für die Gastronomen, die teilweise von weither kamen. Und jetzt gibt es Gastronomiebetriebe wie uns, die mit Sitzplätzen und Service Speisen zum Wein anbieten. Und es gibt Verkaufsstände, an denen man sich etwas Einfaches holen kann, es gibt die Weinbuden. Es ist eine gute Mischung mit Charme, kein Einheitsbrei. An dieser Vielfalt sollte man, so meine ich, nicht zu sehr rütteln. Denn wir haben es geschafft, extrem viele junge Leute anzusprechen, das fiel auf dem Fest wieder deutlich auf. Ich glaube, das ist die beste Bestätigung, dass man auf dem richtigen Weg ist, ohne die ältere Generation zu vernachlässigen.
Die Beleuchtungsverhältnisse nach Einbruch der Dunkelheit müssten noch verbessert werden, fällt mir spontan ein. Aber ansonsten ist das jetzt schwierig zu beantworten. Es gibt unter den Teilnehmern immer wieder kritische Stimmen, die sagen, dies oder jenes müsste man doch anders machen, besser machen. Aber ich wäre da jetzt echt vorsichtig. Man kann natürlich immer wieder etwas finden, was nicht so schön ist. Da ist vielleicht noch der eine oder andere Stand, der eventuell doch zu rustikal ist, wo man vielleicht darauf hinarbeiten müsste, dass der sich ein bisschen ansprechender präsentiert.
Ansonsten haben wir in den letzten Jahren viel Feinjustierung betrieben und auch darauf geachtet, dass die Einzelstände in einem guten Zustand sind. Mir fällt im Moment ehrlich gesagt gar nichts Bedeutendes ein, das man verbessern könnte. Ich möchte auch davor warnen. Ich glaube, dieses Jahr sollte eine Bestätigung dafür sein, dass man eigentlich das konservieren sollte, was man hat, und wenig verändern sollte. Die aktuelle Mischung trifft die Bedürfnisse der Festbesucher auf den Punkt.
Als einzige richtige Schwäche des Festes kann sich tatsächlich künftig das Datum erweisen. Und zwar sind wir durch die Aufstockung der Fußball-Europameisterschaft auf mehr Mannschaften in der Situation, dass wir alle zwei Jahre ein Fußball-Großereignis zu verkraften haben. Bisher dauerte die EM nur drei Wochen. Sie ist eigentlich fast so gut wie nie in das Fest hineingefallen. Schon dieses Jahr wäre das Weinfest ohne EM noch besser ausgefallen. Wir hatten beim Halbfinale mit Deutschland und beim Finale trotz gutem Wetter erhebliche Umsatzeinbußen.
Ja gut, das ist in der Diskussion – inwieweit das Sinn macht, inwieweit das möglich ist. Ganz einfach ist es nicht. Rückt man nach hinten, kommt man in die Sommerferien, da will man auf keinen Fall hin. Und man muss auch beachten, dass auf dem Platz noch andere Feste stattfinden, die in den nächsten Jahren bereits anvisiert sind. Vielleicht wartet man auch mal ab, wie sich die UEFA entscheidet, ob sie dieses Turnier bei der Größe lässt oder zurückfährt. Aber wenn tatsächlich alle zwei Jahre im Wechsel mal die Fußball-Europameisterschaft und mal die Weltmeisterschaft mit dem Weinfest kollidieren sollte, haben wir zum Wetterrisiko noch ein weiteres großes Risiko.