Weinbauverband
| 12. Oktober 2017
Frost sorgt für neidischen Herbst
Von Barbara Sester
Die Herausforderungen im Wein- und Obstbau werden in den nächsten Jahren zunehmen, waren sich die Teilnehmer bei der diesjährigen Erntepressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes in Kippenheim-Schmieheim einig.
Ziel der Landesregierung sei es, die Existenz des heimischen Weinbaus trotz der Änderungen des Klimas langfristig zu sichern, sagte der baden-württembergische Agrarminister Peter Hauk vor Journalisten im Schmieheimer Weingut Schwörer. Als Möglichkeiten nannte er neben Liquiditätshilfen und einem Risikofonds auch die staatliche Förderung einer Mehrgefahrenversicherung, wie sie in manchen Ländern schon existiere.
Hinzu kommen technische Vermeidungsstrategien, dazu gehören Hagelschutznetze, Frostberegnung oder Luftmassenverwirbelung durch Hubschraubereinsätze. „Im Winter wird es dazu eine Arbeitsgruppe mit Betroffenen und Beteiligten geben, um eine optimale Lösung zu finden”, so der Minister.
Bis Ende Oktober können Wein- und Obstbaubetriebe einen
Antrag auf Frostbeihilfe stellen. Das Land rechne mit einem
Auszahlungsbetrag zwischen 40 und 60 Millionen Euro. Die Beihilfe
beträgt maximal 50 Prozent vom Ertragsausfall und greift erst ab einer
Schädigung von mindestens 30 Prozent.
Prävention noch wichtiger
Vizepräsident Franz Benz bedankte sich für die schnelle
Hilfszusage. Er betonte: „Für uns ist Prävention noch wichtiger als
Nothilfe, denn unser Fokus muss auf dem Markt liegen. Wenn Marktanteile
durch Unwetterschäden erst weggebrochen sind, ist es schwer, diese
wieder zurückzugewinnen.”
Verbandsgeschäftsführer Peter Wohlfarth ging
auf den Witterungsverlauf im Weinjahr 2017 ein, das geprägt war von den
verheerenden Frostnächten vom 19. bis 21. April. Der letzte Frost dieses
Ausmaßes datiert auf das Jahr 1953.
Die Reben entwickelten sich durch einen warmen Boden im
Frühjahr sehr schnell, so dass der Frost stellenweise bis hin zum
Totalausfall zuschlagen konnte. Danach sei die Witterung jedoch für die
Rebenentwicklung optimal verlaufen und die Reben trieben neu aus.
Gleichwohl war die Kulturführung durch die Nachfrostaustriebe
anspruchsvoll und zeitintensiv.
Große Unterschiede
„Die Unterschiede im Ertrag reichen
vom Totalausfall bis zu einem normalen Herbst mit sehr guten
Mostgewichten und Qualitäten. Manche sprechen deshalb von einem
neidischen Herbst”, so Wohlfarth. Der Niederschlag der vergangenen
Wochen mache auch die Lese wieder sehr herausfordernd für die Winzer.
Von Vorteil seien die kühlen Nächte, damit sich die Essigfäule in
Grenzen hält.
Bis zur ersten Oktoberwoche werde der Herbst zu 90 Prozent
eingebracht sein. Die Ernteschätzungen gehen derzeit von einem
Ernteschnitt von 70 hl/ha für Gesamtbaden aus. 2016 wurden 83,5 hl/ha
erreicht. Der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre lag bei 77,5
hl/ha.