Weinbauverband
| 04. November 2019
Für Artenschutz mit den Landnutzern
Von Gerhard Bernauer
Die Präsidenten von vier Verbänden rührten bei einer Pressekonferenz im Oktober die Werbetrommel
für den Volksantrag zum Artenschutz.
Vier baden-württembergische Bauern- und Weinbaupräsidenten argumentieren für den Volksantrag (von links): Werner Räpple (BLHV), Joachim Rukwied (LBV), Kilian Schneider (Badischer Weinbauverband) und Franz Josef Müller (LVEO).
BLHV-Präsident Werner Räpple und LBV-Präsident Joachim Rukwied zeigten sich davon überzeugt, dass mehr Artenschutz nur mit einer regional verwurzelten Landwirtschaft und nicht gegen sie machbar ist. Das proBiene-Volksbegehren setze die Bauernfamilien in Baden-Württemberg zu sehr mit Verboten unter Druck und raube ihnen ihre Zukunftsperspektiven.
Seine Bereitschaft zu verbessertem Artenschutz bekundete auch Badens Weinbaupräsident Kilian Schneider. „Jedoch nicht mit der Pistole an der Schläfe”, lautete seine Botschaft. Der Weinbau zähle mit seinen 15.000 ha in Baden und 13.000 ha in Württemberg mit seinen landschaftsprägenden Gebieten und Touristenmagneten zu den Kernmarken des Landes.
Musterländle
Die Hälfte der badischen Rebflächen liege in Schutzgebieten. Hier
würden Einschränkungen in der Bewirtschaftung durch Gesetze, die nicht
umsetzbar seien, einen großen Vertrauensverlust bedeuten, bekundete
Schneider.
Als „Musterländle” bezeichnete Rukwied das
Land im agrarischen Bereich, was den Natur- und Artenschutz anbelangt: mit rund 600.000 Hektar naturverträglicher Bewirtschaftung
einschließlich des ökologischen Landbaus und zusätzlich Zigtausenden
Hektar an freiwillig angelegten Blühwiesen und Blühstreifen. Es werden
von Seiten der Landwirtschaft durchaus Möglichkeiten gesehen, den
Pflanzenschutz weiter zu reduzieren. Zugleich betonte Rukwied: „Wir
brauchen auch zukünftig Pflanzenschutz, um Ernten und Qualitäten sichern
zu können.” Er begrüße deshalb die gleichlautende öffentliche Äußerung
von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Als basisdemokratisches Instrument, das die Landesverfassung vorsieht, beschreibt BLHV-Präsident Werner Räpple den erstmals im Land gestellten Volksantrag. Im Gegensatz zum Volksbegehren sei der Volksantrag keine Gesetzesvorlage, sondern eine Initiative, die den Landtag auffordert, sich mit den zehn Antragspunkten zu befassen.
Als basisdemokratisches Instrument, das die Landesverfassung vorsieht, beschreibt BLHV-Präsident Werner Räpple den erstmals im Land gestellten Volksantrag. Im Gegensatz zum Volksbegehren sei der Volksantrag keine Gesetzesvorlage, sondern eine Initiative, die den Landtag auffordert, sich mit den zehn Antragspunkten zu befassen.
Gut gemeint, aber schlecht gemacht
Das „gut gemeinte, aber schlecht gemachte Volksbegehren”
richte sich einseitig gegen die Landwirtschaft, warnte Räpple. Das
totale Pflanzenschutzverbot in Schutzgebieten würde ein Drittel der
landwirtschaftlich genutzten Flächen in Baden-Württemberg (450.000 ha)
betreffen. Der Volksantrag solle als Diskussionsgrundlage für das
Landesparlament und die Bevölkerung dienen.
Die Gründe für den Artenverlust seien vielfältig, verdeutlichte Räpple. Sie reichten vom Flächenverlust (7,9 ha pro Tag im Land) über die Lichtbeeinflussung bis zur Landwirtschaft. Als Hauptnutzer der Flächen empfänden die Landwirte eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt.
Eine Festlegung auf 50 % Ökolandbau bis zum Jahr 2035 sei nicht möglich. Der Markt für Ökoprodukte müsse sich mit der Ausweitung des Ökolandbaus entwickeln.
Falls das Volksbegehren unverändert übernommen würde, wäre der Obstbau in Baden-Württemberg mit 3500 Hektar betroffen, auf denen keine Produktion von Beeren und Obst mehr möglich wäre, berichtete LVEO-Präsident Franz Josef Müller. Eine Produktion mit weniger Pflanzenschutz brauche mehr Forschung. „Die Pflanze kann nur gute, gesunde, aroma- und vitaminreiche Früchte hervorbringen, wenn sie gesund ist”, sagte Müller zum notwendigen Pflanzenschutz.
Die Gründe für den Artenverlust seien vielfältig, verdeutlichte Räpple. Sie reichten vom Flächenverlust (7,9 ha pro Tag im Land) über die Lichtbeeinflussung bis zur Landwirtschaft. Als Hauptnutzer der Flächen empfänden die Landwirte eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt.
Eine Festlegung auf 50 % Ökolandbau bis zum Jahr 2035 sei nicht möglich. Der Markt für Ökoprodukte müsse sich mit der Ausweitung des Ökolandbaus entwickeln.
Falls das Volksbegehren unverändert übernommen würde, wäre der Obstbau in Baden-Württemberg mit 3500 Hektar betroffen, auf denen keine Produktion von Beeren und Obst mehr möglich wäre, berichtete LVEO-Präsident Franz Josef Müller. Eine Produktion mit weniger Pflanzenschutz brauche mehr Forschung. „Die Pflanze kann nur gute, gesunde, aroma- und vitaminreiche Früchte hervorbringen, wenn sie gesund ist”, sagte Müller zum notwendigen Pflanzenschutz.
Was die Weinsberger Runde will
Zehn Verbände haben Eckpunkte für mehr Artenschutz in Baden-Württemberg
vorgelegt, die landwirtschaftliche Interessen mit denen des
Naturschutzes vereinen sollen. Die Forderungen ihres Eckpunktepapiers stützen den Inhalt des Volksantrages „Gemeinsam unsere Umwelt schützen”
in wesentlichen Punkten. Unter dem Titel „Weinsberger Runde” treffen
sich die zehn Verbände seit Sommer 2019 in Weinsberg, um über konkrete
Lösungsansätze für mehr Artenschutz in Baden-Württemberg zu diskutieren.
Zur Weinsberger Runde gehören folgende Verbände:
Zur Weinsberger Runde gehören folgende Verbände:
- Badischer Weinbauverband
- Weinbauverband Württemberg
- Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband
(BLHV)
- Berufsimker Bundesverband AG Süd
- Bioland Landesverband
Baden-Württemberg
- Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV)
- Landesverband Badischer Imker
- Landesverband Württembergischer Imker
(LVWI)
- Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg (LVEO)
- Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV)
Die Ursachen für den
Insektenschwund und den Artenrückgang seien vielfältig:
Klimaveränderungen, Lebensraumverlust, Flächenversiegelung,
Lichtverschmutzung, naturferne Gärten, aber auch die
landwirtschaftliche Bewirtschaftung spielten eine Rolle. Das
Volksbegehren „Rettet die Bienen” adressiere nur einen Teil dieser
Ursachen, monieren die zehn Verbände der Weinsberger Runde.
„Die
Acker-, Obst- und Weinbauern brauchen praktikable, ökonomisch umsetzbare
und wirkungsvolle Alternativen, um den Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren”, betont BLHV-Präsident Werner
Räpple. Wenn sich die Branche mit der Wissenschaft und staatlicher
Beratung an der Seite sowie der gebotenen Unterstützung der Politik auf
den Weg macht, kann Baden-Württemberg auch hier Vorbild werden, sind
sich Imker, Naturschützer und Bauernvertreter einig.
Das Bündnis unterstützt eine fachlich fundierte Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie. Dafür sollen Potenziale ermittelt und verwirklicht werden. „Die gemeinsame Forderung, den Pflanzenschutzmitteleinsatz nachweisbar zu reduzieren, ist ein richtiger und wichtiger Schritt zur Förderung der Artenvielfalt im Land”, erklärt Dr. Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes (LNV). Das Bündnis fordert die Landesregierung auf, hierbei die Landwirte entschlossen zu unterstützen.
Die Verbände unterstützen das Ziel, den Ökolandbau in Baden-Württemberg bis 2030 auf 30 Prozent der Fläche auszudehnen. Preisstabilität und Absatzsicherheit seien entscheidende Faktoren, die den Familienbetrieben wichtig sind.
„Wir fordern die Landesregierung auf, die durch das Volksbegehren ,Rettet die Bienen‘ ausgelösten Sorgen der Landwirtschaft ernst zu nehmen, unsere Vorschläge aufzugreifen und im Sinne eines Gesellschaftsvertrages für eine breite Akzeptanz bei unseren Mitbürgern im Land zu werben”, so die Weinsberger Runde. els
Das Bündnis unterstützt eine fachlich fundierte Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie. Dafür sollen Potenziale ermittelt und verwirklicht werden. „Die gemeinsame Forderung, den Pflanzenschutzmitteleinsatz nachweisbar zu reduzieren, ist ein richtiger und wichtiger Schritt zur Förderung der Artenvielfalt im Land”, erklärt Dr. Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes (LNV). Das Bündnis fordert die Landesregierung auf, hierbei die Landwirte entschlossen zu unterstützen.
Die Verbände unterstützen das Ziel, den Ökolandbau in Baden-Württemberg bis 2030 auf 30 Prozent der Fläche auszudehnen. Preisstabilität und Absatzsicherheit seien entscheidende Faktoren, die den Familienbetrieben wichtig sind.
„Wir fordern die Landesregierung auf, die durch das Volksbegehren ,Rettet die Bienen‘ ausgelösten Sorgen der Landwirtschaft ernst zu nehmen, unsere Vorschläge aufzugreifen und im Sinne eines Gesellschaftsvertrages für eine breite Akzeptanz bei unseren Mitbürgern im Land zu werben”, so die Weinsberger Runde. els