Nach sechs Jahren Zusammenarbeit in Logistik und Abfüllung sind die Winzergenossenschaften Kappelrodeck und Oberkirch per 1. März zu einem Unternehmen verschmolzen.
Geschäftsführer Markus Ell sieht durch die Fusion Vorteile am Markt.
Seit Ende November wurden Daten und Arbeitsabläufe abgeglichen, nun müssen Kunden- und Artikeldaten überarbeitet werden. „Das ist ein deutlicher Mehraufwand zum normalen Tagesgeschäft”, bilanziert Markus Ell, der bislang allein die Oberkircher WG führte und nun auch für die Geschicke der Kappelrodecker Mitarbeiter und die Winzer der Hex vom Dasenstein verantwortlich ist.
Um den Zusammenschluss umzusetzen, werden Abüllung, Spedition, Postversand und der kaufmännische Bereich in Oberkirch integriert, während etwa der Sektbereich in Kappelrodeck bleibt. Die EDV könne nicht von null auf hundert umgestellt werden, das könne noch bis zu zwei Jahre dauern.
Durch die Fusion sollen einmal bis zu zehn Stellen eingespart werden. Ein Anfang ist gemacht: Drei Mitarbeiter haben die WG Kappelrodeck verlassen, im Juni gibt es dort eine weitere freie Stelle, die nicht mehr besetzt werde. Der Arbeitsplatzabbau betreffe aber Oberkirch gleichermaßen, wo zwei Stellen in der Logistik und im kaufmännischen Bereich nicht mehr besetzt wurden.
Keine Neueinstellungen gebe es zudem, wenn im Lauf des Jahres zwei Mitarbeiter aus Oberkirch in Ruhestand gehen. „Die Optimierung wird auf beiden Seiten vollzogen”, stellt Ell klar.
In Klausur
Durch die Fusion ergeben sich Vorteile am Markt: „Als Unternehmen sind
wir eins, aber in den Marken zwei.” Im Verkauf erhalten die vier
Außendienstmitarbeiter so eine große Spielwiese an Produkten und
Argumenten.
Um die neue Philosophie in den Köpfen zu
verankern, zogen sich Vorstände und Aufsichtsräte nebst der beiden
Kellermeistern und dem Qualitätsmanager im Februar für zwei Tage ins
Neusatzer Kloster zurück. Externe Fachleute gaben Tipps, eine Weinprobe
mit allen Sorten zeigte Stärken und Schwächen auf.
Das Ergebnis
dieser Tagung wurde Jungwinzern und Mitgliedern vermittelt: „Wir dürfen
nicht zweiteilig denken, wir sind ein Unternehmen”, sagt Ell, den
besonders die Einstellung der Mitarbeiter beeindruckt: „Die
identifizieren sich und geben richtig Gas.”
Befürchtungen, die Fusion
könne zu Lasten der Kappelrodecker Winzer gehen, teilt der Geschäftsführer nicht. Er ist künftig dienstags und donnerstags in
Kappelrodeck anzutreffen. Vielmehr habe er größten Respekt für die
Verbundenheit der Kappelrodecker Winzer zu ihrer Marke, deren Name
Bestand hat. Auch auf dem Rückenetikett steht nirgends das Wort
Oberkirch.
Marke nicht zu nutzen, wäre töricht
Die Hex vom
Dasenstein habe eine extreme Bekanntheit und hohe Bedeutung. „Es wäre
töricht, diese Marke nicht zu nutzen”, sagt Ell. Wichtig sei es nun, die
Marke der Hex in ihrer Ausprägung neu zu definieren.
Keine Änderungen
gebe es für die Kunden vor Ort, die je nach Standort in die Philosophie
des Betriebes entführt werden. Ohnehin sorge der vor Ort verantwortliche
Kellermeister durch seine Handschrift für die gewohnten Qualitäten.
„Es
gibt keine Mitglieder zweiter Klasse”, betont Ell. Im Vertrag stehe,
dass die Auszahlung des Traubengeldes in den nächsten zwei Jahren
angeglichen werde, im dritten Jahr gebe es dann eine Auszahlung auf
einer Ebene.
Die Fusion in Zahlen
Das neue Unternehmen betreut 750 Mitglieder (510 aus Oberkirch und 245 aus Kappelrodeck), die gemeinsam rund 670 Hektar Rebfläche (485 in Oberkirch und 185 in Kappelrodeck) bewirtschaften.
Zuletzt erwirtschafteten die Oberkircher 12,5 Millionen Euro Umsatz und die Kappelrodecker 5,6 Millionen Euro. Weiter getrennt erfasst werden die Trauben an den jeweiligen Standorten, wo auch der individuelle Ausbau durch die Kellermeister Alexander Spinner (Kappelrodeck) und Martin Bäuerle (Oberkirch) erfolgt.