Nachrichten | 31. Juli 2023

Erfolgreiche Partnersuche

Von Michael Fritz
Die Weinmanufaktur Weingarten hat sich 2015 der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim angeschlossen. Die Fusion bringt beiden Seiten Vorteile, die Weingartner erhielten sich weitgehend die Selbstständigkeit.
Weingarten im Bereich Kraichgau-Stromberg liegt idyllisch eingebettet in der Rebenlandschaft.
Die Herausforderungen in der Weinbranche bringen kleinere Betriebe schon mal an ihre existenziellen Grenzen. „Daher hat die Winzergenossenschaft Weingarten bereits früh mögliche Optionen geprüft”, erläutert Frank Gauss, seit mehr als 20 Jahren Mitglied der Genossenschaft und seit 15 Jahren deren Aufsichtsratsvorsitzender. Die Mitgliederzahl sei zunehmend zurückgegangen – auch altersbedingt –, die bewirtschaftete Rebfläche habe sich auf 90 Hektar nahezu halbiert. Hinzu kamen Auflagen und der Fachkräftemangel. Mit der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim wurde ein Partner gefunden, der Synergieeffekte ermöglichte.
Bereits 2015 firmierten die Weingartner um in „Weinmanufaktur Weingarten” und fusionierten mit Schliengen, zu der bereits die Winzer vom Silberberg aus Bahlingen am Kaiserstuhl gehörten. Weingarten wollte eine weitgehende Eigenständigkeit erhalten, unter anderem mit seiner individuellen Marke. Zudem blieb der Weinausbau in Weingarten. „So musste Schliengen nicht in eine Kellereierweiterung investieren”, erklärt Heiko Schapitz, Geschäftsführer der Ersten Markgräfler.
Durch die Fusion gestärkt
In der Vinothek bei Frank Gauss ist das Sortiment der Weinmanufaktur Weingarten erhältlich
Natürlich geht eine Fusion nicht gänzlich ohne Probleme über die Bühne. Außerdem ging die Rebfläche in Weingarten weiter zurück, stabilisierte sich aber nun bei 60 Hektar. „Inzwischen haben wir sogar neue Mitglieder aus Jöhlingen und den Bruchsaler Stadtteilen Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach gewinnen können”, diese erfreuliche Entwicklung führt Gauss auf verbesserte Strukturen und ein erhöhtes Traubengeld zurück. Durch verstärkte Kooperationen in der IT, Buchhaltung und im  nationalen Vertrieb unter Beteiligung weiterer externer Partner können Aufgaben effektiver erledigt und Kosten stabilisiert werden.
In den Weingartner Hauptlagen Katzenberg und Petersberg, die sich geografisch auf der Höhe von Reims befinden, gedeihen hauptsächlich Burgundersorten und Schwarzriesling, die Nähe zum Elsass brachte den Auxerrois nach Baden. Seit zwei Jahren ist auch Crémant – ausgebaut im Champagner-Verfahren – im Sortiment.
Kellermeister Volker Hartmann ist für den Ausbau der Weine verantwortlich.
Für den Ausbau des Weines zeichnet Kellermeister Volker Hartmann verantwortlich, der seine berufliche Laufbahn vor 40 Jahren bei der WG Weingarten begann. „Wir haben hier eine hervorragende technische Ausstattung und eine Lagerkapazität von rund 1,4 Millionen Litern”, erläutert Hartmann. Erst wenn der Kellermeister zufrieden ist, geht der Wein abfüllfertig nach Schliengen. Von den rund 1,7 Millionen Liter Wein der Gesamtgesellschaft steuern die Weingartner Lagen ein knappes Viertel bei. Durch die drei Weinanbaugebiete Kraichgau, Markgräflerland und Kaiserstuhl ergeben sich interessante Vertriebsmöglichkeiten. Die meisten Weingartner Weine werden jedoch in einem Umkreis von rund 25 Kilometern um Weingarten herum vermarktet. „Qualität und Absatz bestätigen den eingeschlagenen Weg”, freut sich Frank Gauss. „Im letzten Jahr ist uns sogar der Wein des ertragsschwachen 2021er Jahrgangs ausgegangen.”
Gelegenheit, den Weingartner Wein zu verkosten, bietet sich jeden Donnerstag auf der Sonnenterrasse der Weinmanufaktur, wenn bei herrlicher Aussicht über den Ort und die Rheinebene zur „Winezeit” geladen wird.