Fachliches | 02. Juli 2021

Genossenschaftsverbände treten aus

Von der Redaktion
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und die mit weinwirtschaftlichen Fragen befassten genossenschaftlichen Regionalverbände (Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband, Genossenschaftsverband – Verband der Regionen und Genossenschaftsverband Bayern) werden zum Jahresende aus dem Deutschen Weinbauverband (DWV) austreten. Zu allgemeinen berufsständischen Themen wird weiterhin die Zusammenarbeit mit dem DWV angestrebt, erklärten die Verbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
„In der Ausrichtung des DWV haben die genossenschaftlichen Positionen zuletzt nahezu keine Rolle mehr gespielt”, erläutert Dr. Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer des DRV. Der Entscheidung sei ein langer Meinungsbildungsprozess vorausgegangen. Die Genossenschaftsverbände wollen neue Wege gehen, um die Interessen ihrer Genossenschaften bestmöglich zu vertreten. Die Neustrukturierung der Interessenvertretung der genossenschaftlichen Weinwirtschaft biete die Chance für neue Allianzen und  strategische Partnerschaften innerhalb der Weinbranche.
Die genossenschaftliche Weinwirtschaft trägt rund ein Drittel zur gesamten deutschen Weinerzeugung in Deutschland bei. In den vier genossenschaftlichen Regionalverbänden sind insgesamt 148 Winzer- und Weingärtnergenossenschaften mit einem Jahresumsatz von  rund 800 Millionen Euro zusammengeschlossen.
Die Genossen sind nicht die einzigen, die den DWV verlassen: Auch der Fränkische Weinbauverband hat zum Jahresende seine Mitgliedschaft gekündigt. Sein Präsident Artur Steinmann erklärte dazu, dass der fränkische Verband nie richtig gehört worden sei und sich wie das fünfte Rad am Wagen vorgekommen sei. Auch eine eingesetzte Zukunftskommission habe keine Ergebnisse für die Weiterentwicklung des DWV gebracht. Man gehe aber nicht im Groll auseinander, erklärte Steinmann.
DWV-Präsident Klaus Schneider äußerte sein Bedauern über die Austritte der genossenschaftlichen Verbände: „Für die Weinbranche wird es durch die Spaltung sicherlich nicht einfacher, ihre Interessen gegenüber der Politik durchzusetzen. Die Entscheidung bedeutet eine Schwächung der Erzeuger. Der Deutsche Weinbauverband ist und bleibt dennoch die berufsständische Vertretung aller deutscher Winzer”, wird Schneider in einer Pressemitteilung zitiert.

Spitzengespräch brachte nichts
Den Vorwurf, dass die genossenschaftlichen Positionen zuletzt nahezu keine Rolle mehr in der Ausrichtung des Weinbauverbandes gespielt hätten, kann Klaus Schneider nicht verstehen: „Die genossenschaftliche Seite hat sich stets in den demokratischen Meinungsbildungsprozess beim DWV positiv eingebracht und hat an Positionen und den vielfach einstimmig gefassten Gremienbeschlüssen mitgearbeitet.”
Sein Bedauern äußerte Schneider auch  darüber, dass ein Spitzengespräch Anfang Juni  nicht zu einer Konkretisierung von Forderungen oder Kritikpunkten der Genossenschaftsseite an den Weinbauverband führte.
Man wolle nun nach vorne blicken, so DWV-Generalsekretär Christian Schwörer: „Es ist klar, dass in Zukunft weiterhin ein Austausch der Weinbauseite mit den Genossenschaften stattfinden muss.” Der Weinbauverband könne insbesondere aufgrund der bereits begonnenen personellen Neuaufstellung – auch durch den Generationswechsel – mit den geminderten Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen umgehen.