„Der Rückblick erfüllt mich mit gewissem Stolz”
Die Bezirkskellerei Markgräflerland hat sich in dieser Zeit doch prächtig entwickelt. Als ich 1971 kam, war die Genossenschaft beschränkt auf die obere Markgrafschaft. Damals jedoch auch schon mit über zwanzig Gemeinden und mit örtlichen Genossenschaften, die man dann aufgelöst und unter einem Dach vereint hat. Bei meinem Start waren es 180 Hektar Rebfläche, heute ist die Bezirkskellerei Markgräflerland bei 940 Hektar angelangt. Das wurde erreicht, indem sich uns Einzelwinzer anschlossen und sich über die Jahre andere Genossenschaften mit uns vereinigten. Darüber hinaus wurden auch Kooperationsverträge abgeschlossen mit verschiedenen Betrieben. All das hat uns die Entwicklung zum derzeitigen Unternehmen ermöglicht.
Zum einen schlanke Strukturen im Betrieb: Ich habe immer mit Argusaugen darauf geachtet, dass wir schlank bleiben, dass wir leistungsfähig sind. Wichtig war zum anderen, dass wir rechtzeitig beim Handel stark aufgetreten sind – und zwar auf breiter Front, vom Vollsortimenter bis zu den Discountern. Diese klare Ausrichtung, ohne dabei natürlich die Gastronomie und das ebenfalls sehr bedeutende Privatgeschäft zu vergessen, hat sich bisher als der richtige Weg erwiesen. Wir verfügen über gewachsene Verbindungen und die gilt es weiter zu pflegen – das ist bei den heutigen Marktstrukturen sehr wichtig. Wir haben damals, als ich angefangen habe, nur den Bedarf decken können, indem wir noch Weine von anderen Betrieben zugekauft haben. Das tun wir auch heute noch. Insofern, so glaube ich, haben wir die Weichen für die Zukunft richtig gestellt.
Ich glaube, dass ich zusammen mit unserer ganzen Mannschaft, unserem Team, meinen langjährigen Kollegen, mit einem gewissen Stolz auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zurückblicken darf. Das ist eine tolle Sache. Somit ist es für mich gar nicht allzu schwer, aufzuhören, zumal ich über das normale Rentenalter hinaus aktiv sein konnte.
Ich fühle mich Gott sei Dank gesund. Der Zeitpunkt ist richtig, um mich jetzt im dritten Abschnitt meines Lebens um andere Dinge zu kümmern. Darauf freue ich mich.
Wenn ich das schon alles wüsste. Wissen Sie, ich habe verschiedene Hobbys, denen ich mich jetzt gerne mehr widmen möchte, wie Jagd und Golfsport. Überhaupt möchte ich mehr für die Bewegung tun, um fit zu bleiben. Ich pflege auch einen sehr großen und netten Freundeskreis, und das ist mir sehr viel wert. Und dann möchte ich mir vielleicht auch mal Zeit nehmen, mal nichts zu tun. Und auch mal ein Buch vom Anfang bis zum Ende lesen. Das habe ich, offen gesagt, schon ewig nicht mehr gemacht. Und ich habe auch noch Familie: Frau, zwei Söhne, drei Enkelkinder. Also für Beschäftigung ist gesorgt.
Es macht mich stolz und ich bin glücklich, dass der Verwaltungsrat der Genossenschaft meinem Sohn das Vertrauen ausgesprochen hat. Aber eines kann ich Ihnen gleich sagen: Einmischung von meiner Seite wird es nicht geben. Sollte mein Sohn allerdings das Bedürfnis haben, mich etwas zu fragen, wäre es ja unklug, ihm nicht eine Antwort zu geben oder wenn notwendig eine Hilfe. Mein Sohn ist sehr gut ausgebildet und schon in verschiedenen Positionen tätig gewesen. Seit einem Dreivierteljahr ist er hier im Haus. Er hat ein sehr gutes Team mit vielen bewährten Kräften um sich. Insofern bin ich sehr, sehr zuversichtlich, dass meine Hilfe nicht oft gefragt sein wird. Aber wenn, warum denn nicht.
Die Herausforderungen sind groß und permanent da – klar. Aber ich sehe für den badischen Wein als Optimist von Grund auf keine Horrorszenarien in der Zukunft. Denn ich weiß, dass sich die Qualitäten des badischen Weines in allen Gebieten stark verbessert haben. Die Genossenschaften stellen sich den Strukturveränderungen und auch die Weingüter sind gut aufgestellt. Wir sollten nicht denen Glauben schenken, die von Weltuntergang berichten wollen – das wird nicht der Fall sein.