Ein Feuer in der Nacht zum Dienstag, 12. September, hat rund ein Drittel des Weinbestands sowie die Lagerhalle der Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim vernichtet. Der Betrieb geht über einige Monate mit provisorischen Lösungen weiter, erklärt Geschäftsführer Heiko Schapitz.
Der Großbrand zerstörte die Lagerhalle der WG Schliengen-Müllheim und damit die Vorräte an abgefüllten Weinen.
Gegen 2 Uhr nachts wurde Heiko Schapitz aus dem Schlaf geklingelt. „Was will der Kellermeister um diese Zeit von mir?”, dachte er, die Nachricht war sodann alarmierend: Feuer in der WG. Anwohner hatten Flammen gemeldet, die aus dem Dachstuhl der Lagerhalle schlugen. Was zunächst als kleines Feuerchen eingeschätzt wurde, sollte mehr als 100 Einsatzkräfte über Stunden in Atem halten. Die auf dem Dach montierte Solaranlage stellte bei den Löscharbeiten ein zusätzliches Hindernis dar. Zwei Personen seien aus dem Gebäude gebracht worden – glücklicherweise unverletzt, erklärte Kreisbrandmeister Uwe Häubner aus Lörrach am darauffolgenden Tag gegenüber dem
SWR. Der Qualm war bis nach Müllheim sowie in den Umlandgemeinden Auggen. Heitersheim und Bad Krozingen wahrnehmbar gewesen.
Umgehend wurden Ermittlungen eingeleitet und inzwischen eine „Ursache mit technischem Hintergrund” bestätigt, berichtet Schapitz. Das tatsächliche Ausmaß kann er zum Zeitpunkt der beginnenden Aufräumarbeiten noch nicht exakt benennen. Vollkommen zerstört wurden jedoch sämtliche Weine, die bereits abgefüllt in der Halle lagerten. Von rund 500 000 Litern ist die Rede, was etwa einem Drittel der gesamten Lagermenge der
Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim entspricht.
Immenser Verlust
Zum Verlust der Vorräte kommen ein immenser Sachschaden
sowie die sogenannte Betriebsunterbrechung hinzu. Insgesamt geht es um
mehrere Millionen Euro. Glücklicherweise verfüge die
WG
Schliengen-Müllheim über eine umfassende Versicherung, so der
Geschäftsführer. Erleichtert zeigt sich Schapitz außerdem, dass das
Feuer der Kelter nichts anhaben konnte. Diese wurde im vergangenen Jahr
nach aktueller Brandschutzverordnung neu gebaut und funktionierte auch
sehr schnell wieder – allerdings mit einem Aggregat, denn die
Stromversorgung war in der WG komplett ausgefallen.
So konnten die
angelieferten Trauben wenigstens vor Ort abgepresst werden, für die
Weiterverarbeitung des Safts hat der
Badische Winzerkeller in Breisach
sofort Tanks und
Unterstützung bereitgestellt. Auch zur
Weinmanufaktur Weingarten im Kraichgau, die der WG Schliengen-Müllheim
seit 2015 angeschlossen ist, wurde aus dem Markgräflerland Saft
gefahren, damit dieser dort zu Wein vergärt.
Nicht betroffen ist
das Barriquelager. Jede einzelne Partie müsse dennoch geprüft werden, um
Beeinträchtigungen auszuschließen. Im Hinblick auf
Lieferverpflichtungen stellen die hochwertigen Weine jedoch einen
geringeren Anteil dar. Umgehend werde man nun Offenwein aus der
Weinmanufaktur Weingarten abfüllen, die dann kurzfristig verfügbar
sind, und Weine aus der aktuellen Lese sollen bereits Anfang 2024 in
den Verkauf kommen.
Vorübergehend nicht lieferfähig
Viele
Großkunden hätten Verständnis gezeigt und würden geduldig warten, bis
die WG den Liefervereinbarungen wieder nachkommen kann. „Wir haben in
letzter Zeit eine sehr gute Vetriebsarbeit geleistet”, ist Heiko
Schapitz überzeugt. Allerdings rechnet er auch damit, dass Weine der WG
Schliengen-Müllheim nun in manchen Regalen durch andere Produkte
ersetzt werden.
Im Winzerkeller in Schliengen wurde derweil mit den Aufräumarbeiten begonnen. Genehmigungen, auf die man sonst mehrere
Monate warten müsse, habe man umgehend erhalten, lobt Heiko Schapitz die
Hilfsbereitschaft der jeweiligen Behörden. Zunächst werden alle
Edelstahltanks von einer Spezialfirma ausgebaut und zur vollständigen
Sanierung nach Bietigheim-Bissingen gebracht, wo das Material geprüft
und sorgfältig aufbereitet wird. Das werde gut vier bis fünf Wochen
dauern, dann seien die Tanks wie neu, erklärt Schapitz.
Gleichzeitig
müsse man sich mit der Sanierung der Lagerhalle beschäftigen, die der
Geschäftsführer als rein technisches Funktionsgebäude sieht. „Wir werden
kein architektonisches Denkmal errichten”, betont er. Dass es
vorangeht, stimme auch die 200 Mitgliedswinzer zuversichtlich. Zwei
Wochen nach dem katastrophalen Ereignis hat die Verwaltung schon mal ein
Containerdorf bezogen und konnte zu einem relativ normalen Alltag
übergehen. „Wir haben stabile Provisorien geschaffen”, erklärt Heiko
Schapitz.