Nachrichten | 02. Oktober 2019

Grüne Kreuze drücken Frust aus

Von der Redaktion
In Reaktion auf das Agrarpaket haben Agrarblogger dazu aufgerufen, grüne Kreuze aufzustellen. Auch in Südbaden, vor allem am Kaiserstuhl und am Bodensee, sind viele Winzer und Landwirte dem Aufruf gefolgt. Sie verstehen die Kreuze dort auch als Protest gegen das Volksbegehren.
Die Winzer Kevin Vogel, Christopher Schneider, Niklas Henninger und Joachim Bumen (von links) haben 100 Kreuzebei Endingen aufgestellt.
Angeregt hat die Aktion der als Bauer Willi bekannte Agrarblogger Willi Kremer-Schillings. Er gewinne so langsam den Eindruck, dass in Deutschland  die familiengeführte bäuerliche Landwirtschaft zu Grabe getragen werde, schreibt er zu der Aktion, die ein stiller Protest sein solle. Auslöser sei das Agrarpaket von Bundeslandwirtschafts- und Bundesumweltministerium gewesen. Die Kreuze als Symbol seien angreifbar, räumt er ein: „Manch einer wird den Bauern wieder Jammern vorwerfen, manch einem wird es wie ein verzweifelter Hilfeschrei vorkommen und vielleicht ist es das auch.” Für Kremer-Schillings lautet die Botschaft: „Wenn ihr, liebe Mitbürger, wollt, dass wesentliche Lebensmittel auch künftig  aus Deutschland kommen, müsst ihr uns helfen. Alleine schaffen wir das nicht.”
Die Bauern, die dabei seien, den Mut zu verlieren, sollten sich nach Kremer-Schillings Meinung  an Friedrich Wilhelm Raiffeisen und seinen Ausspruch erinnern: „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.” In den Weinbergen von Oberrotweil wurden  zahlreiche Kreuze aufgestellt, sie seien gedacht als Protest gegen die extremen Forderungen des Volksbegehrens Artenschutz in Baden-Württemberg, betonte Roland Leininger, Geschäftsführer des Winzervereins Oberrotweil. Die Aktion werde von den Genossenschaften mitgetragen. „Wir wollen die Bevölkerung aufklären, dass Winzer und  Obstbauern für den Schutz von Insekten und Bienen sind. Die Forderung des Volksbegehrens geht jedoch zu weit und gefährdet den ganzen Berufsstand  in seiner  Existenz”, sagte Leininger.
Derweil warf der Grünen-Agrarsprecher  im Bundestag, Friedrich Ostendorff, den Initiatoren der Aktion „destruktive Generalkritik” vor, die wenig zielführend sei. Die  Symbolik sei deutlich überzogen und Ausdruck von großem Selbstmitleid. Von diesem resignativen Ansatz gehe ein völlig falsches Signal aus, das der Bevölkerung vermittle, dass die Landwirtschaft nicht bereit sei für Veränderungen.