Weinbauverband | 02. März 2023

Vom Weinberg bis zur Klassifikation

Von Holger Klein
Das Vortragsprogramm anlässlich der Gütertagung des Badischen Weinbauverbands beinhaltete Themen wie Kennzeichnungspflicht, Nachhaltigkeit und Piwi-Neuzüchtungen.
Matthias Dempfle (DWV) führte in die EU-Kennzeichnungspflichten für Wein ein.
Nach zwei „digitalen Jahren” fand die Gütertagung des Badischen Weinbauverbandes am 8. Februar wieder in Präsenz statt. Thomas Walz, Gütersprecher und Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands, begrüßte dazu rund 40 Teilnehmer im Weingut Klumpp in Bruchsal. Weitere knapp 40 Zuhörer nutzten das Angebot der digitalen Übertragung.
Nach einer Einführung in die aktuellen Entwicklungen in der  Weinbaupolitik ging Geschäftsführer Holger Klein auch auf die Problematik der Flächenmeldung im Pheromonverfahren ein. Das Thema wurde heftig diskutiert, weil die Umstellung auf die digitale Erfassung einen erheblichen Mehraufwand für die Verantwortlichen bedeutet. In diesem Punkt wünschten sich Praktiker mehr Unterstützung seitens der Verwaltung.
Auf die Diskussion über Verbandsthemen folgten die Fachbeiträge. Den Anfang machte Rechtsanwalt Matthias Dempfle vom Deutschen Weinbauverband, der eine Einführung in die bevorstehende Kennzeichnungspflicht für Nährwerte, Inhaltsstoffe und Zutaten gab. Diese tritt schon am 8. Dezember 2023 in Kraft. Noch seien allerdings längst nicht alle offenen Fragen geklärt, sprach Dempfle kritisch an. Die Verbände seien gerade dabei, einen geeigneten Anbieter für eine E-Label-Lösung mittels QR-Code zu identifizieren, um für die Betriebe eine zeitnahe Umsetzung sicherzustellen.
Tool, das nachhaltiges Wirtschaften aufzeigt
Der Nachhaltigkeit widmeten sich die Beiträge von Frederik Klodt und Professor Ramon Heidinger, beide vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg. Klodt stellte ein EIP-Projekt vor, das unter anderem vom Badischen Weinbauverband begleitet wird. Ein Ergebnis dieses Projektes soll ein Selbsteinschätzungs-Tool für Weinbaubetriebe sein, welches aufzeigen soll, in welchen Bereichen bereits nachhaltig gearbeitet wird und wo Optimierungspotenzial besteht. „Wir wollen damit möglichst vielen Betrieben Hilfestellung beim Einstieg in nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen”, resümierte Klein.
Ein weiterer Fokus des Projektes liegt auf den Piwis. Mit der oenologischen Herangehensweise an insbesondere rote Neuzüchtungen befasste sich Professor Heidinger. Dabei stellte er einige der in Freiburg gezüchteten Sorten und deren Eigenschaften vor.
Österreichischer Ansatz
Nach einer Pause, in der sich die Teilnehmer vor Ort auch  mit selbstgebackenen Kuchen aus dem Hause Klumpp stärken konnten, stellte Michael Moosbrugger vom Weingut Schloss Gobelsburg in Langenlois, Österreich, den Klassifikationsansatz der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW) vor. Dies gab Impulse für die Diskussionen um die Lagenklassifikation, die auch hierzulande innerhalb der regionalen Schutzgemeinschaften diskutiert wird.
Lösungsansätze für die aktuellen Probleme Energiekrise, Lieferengpässe und daraus resultierend steigenden Kosten lieferte Professor Dominik Durner vom Dualen Studiengang Weinbau und Oenologie am Weincampus Neustadt. Er konzentrierte sich dabei insbesondere auf Einsparpotenziale beim Einsatz von Kühltechnik und auf Möglichkeiten der Energiegewinnung und -speicherung.
Nach der Zusammenfassung durch Thomas Walz lud Ulrich Klumpp die Teilnehmer zu einer Führung durch seinen Betrieb mit anschließender Weinprobe ein. Die Vorträge der Gütertagung stehen im PDF-Format auf der Informationsplattform des Weinbauverbandes (Intrakommuna, Gruppe BWV-Mitgliedsbetreibe) zur Verfügung.