Nachrichten | 30. August 2022

Führungswechsel

Von Petra Littner
Jonas Landerer ist seit Juli 2022 Vorsitzender des Vereins Hagelabwehr Südbaden der Bereiche Kaiserstuhl und Tuniberg. Das Flugzeug ist in Bremgarten stationiert, von wo aus in diesem Jahr bisher sieben Einsätze geflogen wurden.
Jonas Landerer (links), Vorsitzender des Vereins Hagelabwehr Südbaden der Bereiche Kaiserstuhl und Tuniberg, und sein Stellvertreter Günter Linser sind vom Nutzen der Hagelflieger-Einsätze überzeugt.
Der Nutzen des Hagelfliegers ist für Jonas Landerer aus Vogtsburg-Oberrotweil unumstritten. Deshalb engagiert sich der Winzer auch für den Hagelabwehr Südbaden-Verein in den Bereichen Kaiserstuhl und Tuniberg und hat kürzlich das Amt des Vorsitzenden von seinem Vorgänger Klemens Gugel übernommen. „Meine Aufgabe besteht vor allem darin, die Abläufe im Hintergrund zu koordinieren”, erklärt er. Dazu zähle auch, dass die Weinbauberater erforderliche Informationen erhalten. Beispielsweise die aktuellen Wetterdaten, die zweimal täglich durch das Deutsche Wetterinstitut gemeldet werden. „Wir stehen in engem Austausch mit dem Piloten Frank Kasparek”, erklärt Landerer weiter. Das Flugzeug ist in Bremgarten stationiert und jederzeit für die insgesamt rund 5000 Hektar beider Bereiche einsatzbereit, ergänzt Günter Linser aus Opfingen. Als Vertreter der Winzergenossenschaften vom Tuniberg wirkt er seit der Gründung im Jahr  2018 als stellvertretender Vorsitzender im Verein mit. Seit Beginn ist auch Weinguts-Inhaber Martin Bercher aus Vogtsburg-Burkheim im Team, neu dazugewählt wurden vom jeweils gleichnamigen Weingut Arndt Köbelin aus Eichstetten und Viktor Lang aus Freiburg-Munzingen. Um die Finanzen, Mitgliederverwaltung und alle anfallenden Büroarbeiten  kümmert sich Joachim Schilz.
Alle profitieren von der Prävention
Alle Winzergenossenschaften vom Kaiserstuhl und vom Tuniberg sind Mitglieder, von den privaten Weingütern haben sich bereits viele angeschlossen. Auch wer nicht mitmacht, profitiere von den durchschnittlich zehn Einsätzen pro Jahr. Für Landerer und Linser ist die Unterstützung eine Frage der Solidarität. Schließlich werden auch Zweifler vor schweren Hagelschäden bewahrt, wenn in 5500 bis 6000 Metern Höhe das Silberjodid-Aceton-Gemisch verbrannt und mit dem Gas die rund 1000 Meter tiefere Gewitterwolke geimpft wird. Anstelle großer Hagelkörner entstehen grießförmige Kristalle, die beim Eindringen in wärmere Luftschichten zu Regen werden.
Welche Flugbahnen er einschlägt, entscheidet der erfahrene Pilot Frank Kasparek unter anderem nach dem Wolkenbild. Besonders kritisch werde es, wenn ein Gewitter beispielsweise ins Münstertal oder Elztal ziehe und dann zurückkehre, weiß Günter Linser von vergangenen Unwettern. Er ist überzeugt, dass in den Jahren 2020 und 2021 schlimme Folgen abgewendet werden konnten, nachdem Kasparek den Gewitterverlauf auf dem Radar verfolgt hatte und nochmals zum Einsatz in das Gebiet geflogen war. Wenige Kilometer weiter habe heftiger Hagel das Markgräflerland, das über keinen Abwehrflieger verfüge, heimgesucht.
Alle Hagelflieger-Einsätze und Bereitschaftstage werden protokolliert und sollen ab kommendem Herbst auch auf der Internetseite des Badischen Weinbauverbands einsehbar sein. Derweil bemüht sich der Verein um mehr Unterstützung, beispielsweise von Obstbauern und seitens vor- und nachgelagerter Unternehmen. Mitglieder bezahlen 30 Euro je Hektar Jahresbeitrag. Dies lohne sich, sei aber keine hundertprozentige Absicherung gegen Hagelschäden, betonen Jonas Landerer und Günter Linser und raten den Winzerbetrieben zur zusätzlichen Hagelversicherung.