Weinbauverband | 06. Juni 2019

Hagelflieger für Südbaden einsatzbereit

Von Gernot Raiser
Winzer am Kaiserstuhl und Tuniberg haben sich zum Verein „Hagelabwehr Südbaden” zusammengetan. Wenn jetzt das Hagelrisiko wieder wächst, steht ein Pilot mit seinem Kleinflugzeug bereit, um Gewitterwolken durch die Ausbringung von Silberjodid zu entschärfen.
Franz Benz im Interview mit einer Journalistin vom SWR-Fernsehen.
Rund 80 bis 90 Prozent der Weinbauflächen am Kaiserstuhl und Tuniberg hat der Verein „Hagelabwehr Südbaden” inzwischen unter seinen Fittichen. Der vom Verein angeheuerte Pilot Franz Kasparek berichtet: „Von Anfang Mai bis Mitte Oktober bin ich mit meinem Kleinflugzeug in Bereitschaft. 100 bis 150 Einsätze fliege ich durchschnittlich pro jahr in Süddeutschland und der Schweiz.”
Dabei dringe er mit dem Flieger nicht in die Gewitterwolke ein, sondern agiere in Bewegungsrichtung der Gewitterzelle vor derselben. Dort gebe es einen starken Aufwindkanal, in den hinein bei passenden Bedingungen die Verbrennungsgase der rund 40 Liter Silberjodid-Aceton-Gemisch sowie mehrerer pyrotechnischer Fackeln entlassen werden. Die Abgaspartikel fungieren als Kristallisationskeime für Wasserdampf. Das angelagerte Wasser gefriert zu Hagel, sobald die Teilchen mit den starken Luftströmungen in kalte Regionen der Gewitterwolke hochgerissen werden, wo Temperaturen unter null Grad Celsius herrschen.
Wirkungsweise
Der Grundgedanke bei der Silberjodid-Impfung lautet: Je mehr Kristallisationskeime es in der Gewitterwolke gibt, desto kleiner bleiben und desto weniger gefährlich sind die darin entstehenden Hagelkörner. Man geht davon aus, dass in der Regel zu wenige der natürlich in einer Gewitterwolke vorkommenden Kristallisationskeime vorhanden sind, beispielsweise Staub oder Abgasteilchen.
Franz Benz, Vorsitzender des Vereins Hagelabwehr Ortenau und Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes, stellt klar: „Bevor wir Geld in die Hand genommen haben, haben wir uns kritisch informiert. Ein Hagelflieger ist natürlich keine Vollkaskoversicherung, jedes Gewitter entwickelt sich anders und die Abläufe sind viel zu wenig kalkulierbar. Aber Berufskollegen, die schon jahrelang Hagelflieger einsetzen, rechnen mit 40 bis 50 Prozent Schadensminderung.
Gestützt werden solche Aussagen auch von aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen, beispielsweise in den USA oder von Professor Thomas Oppenländer an der Hochschule Furtwangen. Im Vergleich zu einer gängigen Hagelversicherung sind 30 Euro pro Hektar bei Sonderkulturen ein moderater Preis, der aber viel bringt.”