Weinbauverband
| 02. Oktober 2019
Die Konsequenzen kann keiner wollen
Von Petra Littner
Neben der Prognose für die Weinlese 2019 beherrschte das Volksbegehren Artenschutz das Herbstpressegespräch des Badischen Weinbauverbands in Ehrenkirchen. Landwirtschaftsminister Peter Hauk stellte sich dabei mit der Aussicht auf einen Gegenentwurf auf die Seite der Winzer.
Die fröhlichen Gesichter von Minister Peter Hauk, Bürgermeister Thomas Breig und den Geschäftsführern Hagen Rüdlin (Markgräfler Winzer eG) und Peter Wohlfarth (Badischer Weinbauverband, von links) täuschen ein wenig hinweg über den momentanen Ernst der Lage, bedingt durch das Volksbegehren Artenschutz.
Volksbegehren unterschlägt wichtige Faktoren
Auch zum „Volksbegehren
Artenschutz” nahm der Minister Stellung. „Wir haben das Thema nicht auf
die Agenda gesetzt”, bekräftigte er. Die Urheber – zwei Imker aus
Stuttgart – hätten seiner Meinung nach einige wichtige Punkte nicht
berücksichtigt: Zum Beispiel, dass zum Erhalt der Biodiversität auch
die Landbewirtschaftung beitrage, dass die regionale Fauna und Flora
keine Resistenzen gegenüber invasiven Schädlingen besitze, dass dem
Klimawandel entsprechend neue Maßnahmen erforderlich seien und dass beim
Niedergang der heimischen Landwirtschaft Lebensmittel aus Ländern
importiert werden müssten, wo für deren Erzeugung weniger strenge
Regeln gelten. „Die Konsequenzen des Volksbegehrens kann niemand
wollen”, betonte er. „Warum nicht die Piwis fördern?”, lautete sodann
eine Frage aus der Journalistenrunde. „Weil sie der Konsument nicht
kauft”, lautete die prägnante Antwort von Weinbauverbandspräsident
Kilian Schneider. Er verwies damit auch auf einen enthusiastischen Start
beim Anbau von Regenttrauben vor einigen Jahren. Der Konsument erwarte
das Geschmacksbild des Spätburgunders, pilzwiderstandsfähige Rebsorten
erzeugten jedoch ein anderes. Außerdem bedeute Piwi „widerstandsfähig”
und nicht „resistent” gegen Pilzbefall. Auch bereits etablierte
Rebsorten kämen nicht gänzlich ohne Pflanzenschutz aus. Ohne
Pflanzenschutz sei keine effiziente Bewirtschaftung möglich, attestierte
der Landwirtschaftsminister. Dies stehe aber nicht im Gegensatz zu
einer maßvollen Reduzierung der Mittel und einer gezielten Förderung der
Biodiversität. Das neue Gesetz pauschaliere und erfordere für jede
einzelne Spritzung eine Sondergenehmigung.
„Die Diskussion darf nicht
dazu führen, dass junge Winzer frustriert aufgeben”, fasste Kilian
Schneider zusammen. Schließlich seien vor allem die Anbauflächen am
Bodensee und Kaiserstuhl betroffen, die sich fast ausnahmslos in
Schutzgebieten befinden.
„Der Gesetzesentwurf ist nicht mehr verhandelbar, wir setzen darauf, dass dieser vom Landtag abgelehnt wird”, so Schneider weiter. Indessen arbeite man derzeit mit Hochdruck an einem Volksantrag. „Eine völlig neue Sache und große Herausforderung für den Weinbauverband”, erklärte der Präsident. „Darin werden wir verdeutlichen, wie viel wir bereits für den Artenschutz unternehmen.” Als Beispiel führte er die seit 15 Jahren flächendeckende Pheromon-Methode an.
„Der Gesetzesentwurf ist nicht mehr verhandelbar, wir setzen darauf, dass dieser vom Landtag abgelehnt wird”, so Schneider weiter. Indessen arbeite man derzeit mit Hochdruck an einem Volksantrag. „Eine völlig neue Sache und große Herausforderung für den Weinbauverband”, erklärte der Präsident. „Darin werden wir verdeutlichen, wie viel wir bereits für den Artenschutz unternehmen.” Als Beispiel führte er die seit 15 Jahren flächendeckende Pheromon-Methode an.
Regionaltypische Weine unterstrichen die Ziele
Sensorisch überzeugte abschließend Hagen Rüdlin, Geschäftsführer
der Markgräfler Winzer eG in Efringen-Kirchen, die Teilnehmer mit
ausgewählten Weinen, die sich im Glanz der Sonne über der Ölbergkapelle
bei Ehrenstetten vortrefflich präsentierten. Bürgermeister Thomas Breig
hielt dazu nicht mit seinem Stolz auf das wundervolle Fleckchen Erde
zurück, das im Mai 2019 gar zu Europas schönstem Briefmarkenmotiv gekürt
wurde.