Weinbauverband
| 05. April 2018
Verbraucher mitnehmen
Von Walter Eberenz
Interview mit Martin Lang
Michael Lang (31) aus Efringen-Kirchen bewirtschaftet zusammen mit der Familie einen Gemischtbetrieb mit zehn Hektar Reben, sieben Hektar Obst und Gemüse und 40 Hektar Ackerbau. Die Trauben gehen an die Bezirkskellerei Markgräflerland. Andere Erzeugnisse werden unter anderem im eigenen Hofladen und auf Wochenmärkten verkauft. Im Badischen Weinbauverband ist Michael Lang stellvertretender Vorsitzender des Bereichs Markgräflerland.
Draußen kommt so langsam wieder Leben in die Reben. Wie hat sich denn bei Ihnen in den vergangenen rund 14 Jahren, in denen Sie bisher als Winzer aktiv waren, der Weinbau entwickelt oder verändert?
Wenn ich so reflektiere, gab es die größte Veränderung und Unruhe mit dem Auftreten der Kirschessigfliege. Weil es bisher keinerlei Erkenntnisse der Forschung und auch keinerlei Erfahrungen der älteren Winzer gab, auf die man zurückgreifen konnte. Was uns jedoch seit geraumer Zeit besonders beschäftigt, ist der immense Kostendruck, mit dem wir es auch im Weinbau zu tun haben.
Wenn ich so reflektiere, gab es die größte Veränderung und Unruhe mit dem Auftreten der Kirschessigfliege. Weil es bisher keinerlei Erkenntnisse der Forschung und auch keinerlei Erfahrungen der älteren Winzer gab, auf die man zurückgreifen konnte. Was uns jedoch seit geraumer Zeit besonders beschäftigt, ist der immense Kostendruck, mit dem wir es auch im Weinbau zu tun haben.
Wie wollen Sie dem Druck begegnen – weiter vergrößern, weiter technisieren, mechanisieren?
Von allem etwas: So stocken wir unsere Flächen seit Jahren konsequent um, um moderne Anlagen zu haben, in denen wir arbeitswirtschaftlich sehr gut klarkommen. Dann schauen wir darauf, dass wir die Mechanisierung weiter vorantreiben, wo das möglich ist. Und wenn man dann besser organisiert und schlagkräftiger ist, hat man auch die Möglichkeit, die Rebfläche zu erweitern. Hier sehen wir in unserem Betrieb schon noch Potenzial.
Die Pflanzenschutzsaison steht vor der Tür. Wen oder was nutzen Sie hier, neben den eigenen Kenntnissen und Erfahrungen?
Auch hier ist es ein Mix: Sehr gut ist bei uns seit Jahrzehnten die amtliche Beratung mit dem hier Zuständigen Hansjörg Stücklin. Zudem arbeite ich seit Jahren im Hintergrund mit Hilfsmitteln wie dem Prognosemodell Vitimeteo, um mich zu informieren, wie es speziell bei uns aussieht. Und dann zählt natürlich die Erfahrung, wie sich besonders im extremen Pflanzenschutzjahr 2016 gezeigt hat.
Auch hier ist es ein Mix: Sehr gut ist bei uns seit Jahrzehnten die amtliche Beratung mit dem hier Zuständigen Hansjörg Stücklin. Zudem arbeite ich seit Jahren im Hintergrund mit Hilfsmitteln wie dem Prognosemodell Vitimeteo, um mich zu informieren, wie es speziell bei uns aussieht. Und dann zählt natürlich die Erfahrung, wie sich besonders im extremen Pflanzenschutzjahr 2016 gezeigt hat.
Wo geht es Ihrer Ansicht nach hin mit dem Pflanzenschutz im Weinbau, besonders vor dem Hintergrund zunehmender öffentlicher Kritik am chemischen Pflanzenschutz an sich und an einzelnen Mitteln wie Glyphosat?
Grundsätzlich können wir uns im Weinbau einer öffentlichen Diskussion nicht verschließen oder uns davon abkoppeln. Auch der Debatte um Glyphosat werden wir uns stellen müssen. Das ist ja gerade für den Steillagenweinbau eine ganz große Herausforderung. Uns werden in Zukunft sicher auch Mittel wegfallen. Wobei wir im Weinbau bei der Mittelpalette momentan noch in einer erträglichen Lage sind. Trotzdem wird es eine große Herausforderung sein, in Zukunft mit weniger Wirkstoffen auskommen. Wir machen heute schon kulturtechnisch einiges: Wir setzen auf breitere Gassenabstände, die eine bessere Abtrocknung ermöglichen. Wir entlauben gezielt. Dadurch schaffen wir einen verhältnismäßig niedrigen Mitteleinsatz. Also ich denke, die Herausforderungen, die da kommen, werden wir annehmen können.
Grundsätzlich können wir uns im Weinbau einer öffentlichen Diskussion nicht verschließen oder uns davon abkoppeln. Auch der Debatte um Glyphosat werden wir uns stellen müssen. Das ist ja gerade für den Steillagenweinbau eine ganz große Herausforderung. Uns werden in Zukunft sicher auch Mittel wegfallen. Wobei wir im Weinbau bei der Mittelpalette momentan noch in einer erträglichen Lage sind. Trotzdem wird es eine große Herausforderung sein, in Zukunft mit weniger Wirkstoffen auskommen. Wir machen heute schon kulturtechnisch einiges: Wir setzen auf breitere Gassenabstände, die eine bessere Abtrocknung ermöglichen. Wir entlauben gezielt. Dadurch schaffen wir einen verhältnismäßig niedrigen Mitteleinsatz. Also ich denke, die Herausforderungen, die da kommen, werden wir annehmen können.
Sie haben ja intensiven Kontakt zu Konsumenten durch Ihre Direktvermarkter-Aktivitäten. Häufen sich da kritische Bemerkungen zum Thema Pflanzenschutz oder werden Sie auch mal von Spaziergängern direkt bei der Arbeit kritisch angesprochen oder vielleicht sogar „angemacht”?
Ja, gerade wenn man in den Reben am Ausbringen ist, wird man angesprochen – das passiert. Wir haben auch Rebflächen mit hohem Besucherzuspruch, was ja schön ist. Man präsentiert sich ja gerne. Die Leute sind leider überwiegend sehr unwissend und voreingenommen zugleich. Alles, was aus einem Pflanzenschutzgerät heraustritt, ist ein „Pestizid”, ist gefährlich für alles und jeden.
Ja, gerade wenn man in den Reben am Ausbringen ist, wird man angesprochen – das passiert. Wir haben auch Rebflächen mit hohem Besucherzuspruch, was ja schön ist. Man präsentiert sich ja gerne. Die Leute sind leider überwiegend sehr unwissend und voreingenommen zugleich. Alles, was aus einem Pflanzenschutzgerät heraustritt, ist ein „Pestizid”, ist gefährlich für alles und jeden.
Wie reagieren Sie darauf?
Wir stellen uns eigentlich, wenn wir direkt angesprochen werden, sofort der Diskussion. Dabei versuchen wir die Leute, die uns ansprechen, so gut es geht, aufzuklären oder „mitzunehmen” auf dem Weg, den wir gehen. Wir erklären, dass wir ganz gezielten Einsatz betreiben, dass wir in Deutschland ein funktionierendes Kontrollsystem haben – von der Zulassung der Mittel über die Ausbringtechnik bis zur Kontrolle der Erzeugnisse.
Ähnliches passiert im Hofladen und am Wochenmarktstand. Es kommen Leute, die fragen: „Sind die Sachen gespritzt?” Wir behandeln nicht jedes Produkt. Produkte, die im Folientunnel angebaut werden, erfahren keinerlei Pflanzenschutz. Da sagen wir „Nein, die sind nicht gespritzt”. Bei anderen sagen wir ganz klar, „Ja, es wurde Pflanzenschutz betrieben”. Und da merkt man dann auch, dass man das ganz vorsichtig dosieren muss. Man muss sich die Zeit nehmen und die Sache erklären. Zum Beispiel, mit welchen zugelassenen Mitteln gegen was gespritzt wurde und wann die letzte Spritzung stattfand. Dahingehend schulen wir auch unsere Verkäuferinnen. Es ist wichtig, dass man den Verbraucher ein Stück weit mitnimmt. Womit wir uns schwertun aufgrund der Unwissenheit der Verbraucher, ist die öffentliche Debatte. Insofern ist eine gezielte Image- und Öffentlichkeitsarbeit gerade im Bezug auf den Pflanzenschutzmitteleinsatz eine wichtige Aufgabe unserer Berufsverbände. Ich glaube, wir brauchen uns mit unserer Anbauweise speziell auch im Pflanzenschutz ganz und gar nicht zu verstecken, sondern gegenüber anderen Ländern ist das eher ein Pluspunkt.
Wir stellen uns eigentlich, wenn wir direkt angesprochen werden, sofort der Diskussion. Dabei versuchen wir die Leute, die uns ansprechen, so gut es geht, aufzuklären oder „mitzunehmen” auf dem Weg, den wir gehen. Wir erklären, dass wir ganz gezielten Einsatz betreiben, dass wir in Deutschland ein funktionierendes Kontrollsystem haben – von der Zulassung der Mittel über die Ausbringtechnik bis zur Kontrolle der Erzeugnisse.
Ähnliches passiert im Hofladen und am Wochenmarktstand. Es kommen Leute, die fragen: „Sind die Sachen gespritzt?” Wir behandeln nicht jedes Produkt. Produkte, die im Folientunnel angebaut werden, erfahren keinerlei Pflanzenschutz. Da sagen wir „Nein, die sind nicht gespritzt”. Bei anderen sagen wir ganz klar, „Ja, es wurde Pflanzenschutz betrieben”. Und da merkt man dann auch, dass man das ganz vorsichtig dosieren muss. Man muss sich die Zeit nehmen und die Sache erklären. Zum Beispiel, mit welchen zugelassenen Mitteln gegen was gespritzt wurde und wann die letzte Spritzung stattfand. Dahingehend schulen wir auch unsere Verkäuferinnen. Es ist wichtig, dass man den Verbraucher ein Stück weit mitnimmt. Womit wir uns schwertun aufgrund der Unwissenheit der Verbraucher, ist die öffentliche Debatte. Insofern ist eine gezielte Image- und Öffentlichkeitsarbeit gerade im Bezug auf den Pflanzenschutzmitteleinsatz eine wichtige Aufgabe unserer Berufsverbände. Ich glaube, wir brauchen uns mit unserer Anbauweise speziell auch im Pflanzenschutz ganz und gar nicht zu verstecken, sondern gegenüber anderen Ländern ist das eher ein Pluspunkt.