Erschrocken am Stock, gelassen im Keller
Die Weine liegen im Moment (Stand 21. Dezember 2017) noch auf der Feinhefe, um wertvolle Bukett- und Aromastoffe einzubinden. Sie zeigen sich sehr gut.
Nein – alle Weine liegen komplett noch auf der Feinhefe. Der erste Wein wird Mitte Januar gefüllt – es ist unser frisch-fruchtiger Frühlingsbote Müller-Thurgau.
Der Frost wirkte sich bei uns schon stark aus – wir haben dadurch insgesamt 30 Prozent eingebüßt, bezogen auf die Gesamtmenge. Am stärksten betroffen waren Müller-Thurgau-Anlagen, da war auch noch Hagel mit dabei. Es gab Rebstücke mit Müller-Thurgau, die brachten nur 30 kg/Ar. Im Durchschnitt liegen wir sonst bei 85 kg/Ar. Wir haben die kleinste Ernte bei Müller-Thurgau gehabt, seit wir Aufzeichnungen betreiben. Die Burgundersorten waren nicht ganz so stark betroffen. Natürlich gab es vereinzelt wegen der Strahlenfröste auch dort Stücke mit wenig Ertrag. Aber wir liegen bei Burgundern schätzungsweise zwischen 90 und 95 kg/Ar.
30 Prozent Verlust bezogen auf eine Normalernte sind ja schon happig …
Ja – man hat das erst gar nicht so stark eingeschätzt vor dem Herbst. Aber die Leute sind geradezu erschrocken, als sie geerntet haben: Es war oft wenig im Bottich drin und die Trauben vom Müller- Thurgau hatten auch kein Gewicht.
Das war bei uns genauso. Anfang September starteten wir mit der Lese, drei Wochen später war das meiste vom Stock. Wegen der geringen Erträge und der frühen Reife mussten wir handeln. Die geringere Menge hat die Lese zusätzlich beschleunigt. Natürlich haben wir auch noch versucht, Lesezeitpunkte hinauszuzögern, um die optimale Reife zu nutzen. Es kamen ja kühle Nächte, die das begünstigten.
Es war sehr pflegeleicht. Wir hatten fast ausnahmslos gesunde, vollreife Trauben eingebracht. Damit war der Gärverlauf sehr gleichmäßig – ohne Probleme. So präsentieren sich auch die Jungweine.
Das hört sich nach wunschgemäß an ...
Genauso ist es.
Die Weißweine zeigen sich sehr sortentypisch, fruchtbetont, dicht, elegant, frisch, mit guten Extrakt- und Säurewerten, was auf eine lange Haltbarkeit schließen lässt. Die Rotweine sind sehr farbintensiv mit vielen Fruchtaromen, kräftigem Körper, extraktreich, mit angenehmem Tannin. Die Weine, denke ich, zeigen viel mehr Frucht und Dichte als die beiden Jahre zuvor. Die Weinfreunde können sich auf Top-Qualitäten in allen Stufen freuen – vom Qualitätswein bis zur Beerenauslese.