Nachrichten | 05. April 2016

Es gab eigentlich nur dieses Ziel

Von Walter Eberenz
Johannes Werner ist seit 1. März der neue Weinbauberater am Landratsamt Ortenaukreis in Offenburg. In Nachfolge von Bernhard Ganter, der in den Ruhestand ging, betreut er die südliche Ortenau und den nördlichen Breisgau. Wir haben mit ihm gesprochen.
Johannes Werner
Was hat Sie gereizt, sich als Weinbauberater im Ortenaukreis zu bewerben?

Ganz klar die Zusammenarbeit mit den Winzern in der Region, aus der ich stamme. Meine Ausbildung als Winzer fand teilweise in der Ortenau statt. Mein Herzblut fließt in der Ortenau. Ich hatte zuvor schon öfter Kontakt zur Weinbauberatung, zu meinem Vorgänger Bernhard Ganter und zu Steffen Renz in Emmendingen. Als ich dann die Stellenausschreibung im Badischen Winzer entdeckt habe, gab es für mich eigentlich nur dieses Ziel …

Wie, glauben Sie, haben Sie beim Bewerbungsgespräch die Entscheider für sich gewonnen – wer war denn dabei?

Da waren Amtsleiter Dr. Rainer Moritz, Bernhard Ganter und jemand vom  Personalamt dabei. Ich kann hier nur spekulieren, aber ich denke, es war zum einen mein praktischer und theoretischer Ausbildungsweg – von der Pike auf, mit der Hand am Rebstock bis zum Studienabschluss. Vorwissen in der Verwaltung, was ich von mehrmonatigen Stationen am Regierungspräsidium Freiburg und am Landratsamt in Emmendingen mitbrachte, hat sicher auch mitgezählt. Zu guter Letzt bin ich ein Einheimischer. Ich gehe mal davon aus, dass mir das den Kontakt zu den Winzern erleichtert.
 
Welche Stationen gab es auf dem Weg, der Sie jetzt ins Landratsamt Ortenaukreis führte?

Für die Entscheidung Winzerlehre nach der mittleren Reife gab den Ausschlag, dass mein Vater selbst gelernter Winzer ist, auch wenn er nur nebenberuflich im Weinberg tätig ist. Er hat mich aber schon auf Schloss Staufenberg mitgenommen, als ich noch ein kleiner Stöpsel war. Schließlich machte ich meine Ausbildung als Winzer in Salem und auf Staufenberg bei den markgräflich badischen Weingütern, inklusive zweier Gesellenjahre am Bodensee nach der Bundeswehrzeit. Nachdem das Gefühl stärker wurde, dass ich noch was draufsetzen will, holte ich auf dem kaufmännischen Berufskolleg in Offenburg die Fachhochschulreife nach, habe nebenher die staatliche Prüfung zum Wirtschaftsassistenten abgelegt und auch bei Heinrich Männle in Durbach gearbeitet. Schließlich ging es nach Geisenheim zum Studium Internationale Weinwirtschaft. Ein Praktikum führte mich dabei nach Österreich ins Kamptal.
 
Sie kennen Ihre Region, für die Sie zuständig sind, ja schon wie die berühmte Westentasche. Wo sehen Sie die Pluspunkte, wo noch Luft nach oben?

Ein Pluspunkt der Ortenau ist sicher die Vielfalt, die sie bietet. Wir sind bekannt für Rotwein und für Riesling gleichermaßen. Pluspunkte sind sicher auch zahlreiche bekannte Betriebe, von denen es einige zu Weltruf gebracht haben. Auch die großen Vermarktungsbetriebe arbeiten eng miteinander. Minuspunkte sehe ich  noch in der Wirtschaftlichkeit der Flächen durch vielfach kleine Strukturen und kleine Parzellierung. Mancherorts gibt es nur wenige Lagen, die direktzugfähig sind. Da müsste man mit Umstrukturierungen und Flurbereinigungen noch etwas tun.
 
Wie stellen Sie sich  vor dem Hintergrund der genannten Charaktereigenschaften der Region Ihre Beratungstätigkeit vor?

Ich möchte sehr nah am Winzer arbeiten. Dadurch, dass ich nicht das Alter für viel Erfahrung mitbringe, geht es auch darum, von den erfahrenen Winzern zu profitieren, im Zwiegespräch Probleme festzustellen und diese dann gemeinsam anzugehen. Da wir einen sehr hohen Anteil Nebenerwerbswinzer haben, ist natürlich auch die Zusammenarbeit mit den Vermarktungsbetrieben wichtig in Fragen des Qualitätsmanagements. 
 
Welche Ziele haben Sie für sich, für das Gebiet?

Das ist in der zweiten Woche noch nicht so einfach zu benennen. Mir liegt auf jeden Fall an zukunftssicheren Betrieben, damit meine ich die Nebenerwerbswinzer und die Vollerwerbswinzer, die Vermarktungsbetriebe und die Weingüter. Zunächst möchte ich mich jetzt aber erst mal überall vorstellen, die Betriebe und die Leute kennenlernen und dann natürlich den Winzern eine gute Dienstleistung bieten.
 
Sie spielen  Handball, sind vorzeitig mit der zweiten Mannschaft des SV Ohlsbach Meister geworden. Als weiteres Hobby nennen Sie Angeln. Brauchen Sie die Gegensätzlichkeit zwischen dem schnellen kampfbetonten Mannschaftssport und der beschaulichen Ruhe in der Natur oder ist das Zufall?

Das ist eigentlich Zufall. Aber ich sage mal, um sich auszupowern, ist Handball mit zwei- bis dreimal Training in der Woche perfekt. Da kann man sich mal Luft verschaffen. Und  am Wochenende darf es dann ruhig zugehen – da passt Angeln sehr gut. Man kann ja  durchaus Querverbindungen zum neuen Beruf finden. Manchmal muss man sich einfach erst mal zurücklehnen, muss die Sache ruhig angehen. Bei speziellen Themen ist andererseits dann wieder Schnelligkeit gefragt. So zum Beispiel bei Fragen zum Pflanzenschutz. Hier kann es schon darum gehen, Erkenntnisse in Zusammenarbeit mit Stellen wie dem Staatlichen Weinbauinstitut schnell an den Mann oder die Frau zu bringen.
Zur Person
Johannes Werner (27) ist gelernter Winzer und Absolvent des Geisenheimer Studiengangs Internationale Weinwirtschaft. Er stammt aus Ohlsbach und lebt auch in dem Weinort im Kinzigtal.