Baden braucht die Großen und die Kleinen
Wir hatten jetzt doch an dem ein oder anderen Ort mit sehr trockenen Weinbergen zu tun und daher auch Trockenstress. Das hat dazu geführt, dass hier und da etwas aus der Selektion herausgenommen werden musste. Zwischendurch hat es auch wieder geregnet, so dass wir wieder etwas auffangen konnten. Sonnenbrand gab es insbesondere beim Riesling. Riesling wird es dieses Jahr deswegen weniger geben. Stand heute, 26. August, gehen wir insgesamt von einem Durchschnittsherbst aus, gemessen an den vergangenen Jahren. Diesen fulminanten Herbst, wie wir ihn im Vorjahr hatten, wird es bei uns also dieses Jahr nicht geben.
Insbesondere meine ich dabei die Menge. Bei der Qualität gehen wir in eine ähnliche Richtung wie im Vorjahr; wenngleich wir dieses Jahr etwas mehr Frische haben werden.
Die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden. Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit, die Geschäfte zu führen, alles am Laufen zu halten und nebenher die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen – Abfüllung – zu begleiten. Das ist doch ein erheblicher Aufwand und eine große Herausforderung für uns. Die Arbeit wird mir somit die nächsten zwei Jahre nicht ausgehen.
Nein. Dass die Herausforderung eine große ist, das war mir klar. Aber man unterschätzt doch manches am Anfang. Ich hätte auf der anderen Seite auch Wahrsager sein müssen, um das alles vorab quantifizieren zu können. Aber ich fühle mich frisch genug und ich fühle mich der Sache gewachsen. Ich bin jemand, der stets mit seinen Herausforderungen gewachsen ist. Offensichtlich muss ich im Moment dann doch noch mal eine Schippe drauflegen, aber ja – warum nicht?
Wir sind hier regional sehr stark verknüpft und verankert. Das heißt, wir haben die Möglichkeit, dass wir uns vor Ort auch noch eindeutiger platzieren können. Wir können unser Profil vor Ort noch stärker schärfen. Das wird nicht mit einer Hauruck-Aktion vorangehen, sondern das ist ein stetiges daran Arbeiten. Darüber hinaus werden wir uns auch überregional deutlich engagieren, was wir in der Vergangenheit sehr wenig betrieben haben. Da haben wir auch noch deutlich Luft nach oben. Das kann auch ein Stück weit Zukunftsperspektive sein.
Wir haben natürlich im Bereich der Außenwirkung und des Marketings noch eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Die Umfirmierung von „Winzerkeller Wiesloch” in „Winzer von Baden” ist zwar realisiert. Aber bis das schlussendlich überall angekommen und mit Leben erfüllt ist, gibt es noch einiges zu tun. Das geht auch nicht in ein bis zwei Jahren, sondern ist ein mittelfristiges Projekt.
Wir haben tolle Qualitäten, aber wir haben noch nicht vermocht, das dem Verbraucher so rüberzubringen, dass er das gebührend wertschätzt. Daran muss man arbeiten. Das gilt für uns und Baden insgesamt.
Über uns schwebt ja im Moment das Damoklesschwert der Umbenennung im Weinbezeichnungsrecht. Wir müssen das für uns so steuern, dass wir unsere Identität in dem vorgegebenen Rahmen nach wie vor sehen und ausdrücken können auf dem Etikett. Das wird das Wichtigste sein. Der politische Wille ist das eine. Aber Politiker sind unsere gewählten Volksvertreter. Und denen müssen wir am Ende des Tages dann auch übermitteln, was wir für richtig halten. In diesem Prozess sind wir drin, da sind wir gefordert.
Grundsätzlich braucht die Weinwirtschaft Badens die großen Unternehmen und es braucht zahlreiche kleine, die Nischen besetzen – das ist auch gut so. Für den Lebensmitteleinzelhandel braucht es Ansprechpartner, die etwas größer sind. Da geht es auch um Lieferfähigkeit, um Verlässlichkeit. Der eine oder andere Große wird sicher noch größer und mancher Kleine etwas wachsen oder neu entstehen. Aber noch einmal: Es braucht Kleine und es braucht Große.
Bei uns ist es momentan so: Wenn ein kleiner Hobbywinzer, Wochenend-Winzer, ein Winzer, der ein Rentnerstückle hatte, aufhört, will in der Regel im Ort ein Junger die Fläche übernehmen, weil es für ihn so passt. Das passt so auch für uns.