Wein und mehr
| 30. April 2016
Reben mit Kapuzen
Von Thierry Joly
Im Land der aufgehenden Sonne, in der Region Kansai, versuchen einige Weingüter, eine einst prosperierende Weinproduktion wiederzubeleben.
Die Reben des Gutes Katashimo wachsen an Hügeln in Pergola-Erziehung. Sie thronen über der Stadt Kashiwara und über dem Tal des Flusses Yamato.
Am Hang gepflanzt als Pergola, stehen auf 85 Prozent dieser Parzellen Rebstöcke der Sorte Delaware (eine Hybride aus Vitis vinifera und Vitis labrusca). Der Rest setzt sich zusammen aus Sorten wie Muskat, Kyoho und Kamashino Koshu. Insgesamt erntet er 200 Tonnen pro Jahr. 30 Prozent seiner Produktion widmet er übrigens einem Tresterschnaps. „Ich habe vor, japanischen Wein mit japanischen Sorten zu erzeugen. Wenn der Ertrag 10 Tonnen je Hektar nicht übersteigt, kann man damit Qualität erreichen”, erklärt Toshihiro Takai.
Es ist schwierig, Arbeitskräfte zu finden
Dieser Erzeuger glaubt felsenfest an das
Weinbaupotenzial seiner Region. Vor vier Jahren hat er die Osaka Winery
Association gegründet, um, wie er erklärt, „stärker und bekannter zu
werden und die Produktion in der Region wiederzubeleben, wo es vor dem
Zweiten Weltkrieg 1000 Hektar Reben und 190 Weingüter gab”. Heute
gibt es nur noch sechs, wovon eines gerade mal zwei Jahre alt ist. 450
Hektar Reben werden bewirtschaftet. „Viele dieser Parzellen sind in den
Händen von Bauern, die älter als 65 sind. Sie laufen Gefahr, aufgegeben
zu werden, weil der Weinbau die Jungen nicht anzieht”, unterstreicht
Toshihiro Takai. Es ist schwierig, für den Weinbau Arbeitskräfte zu
finden.
Nördlich von Oskaka kennt das Weingut Tamba Wine die gleichen
Schwierigkeiten. Daher bewirtschaftet das Gut nur sechs Hektar Reben
selbst, während es 500000 Flaschen Wein pro Jahr produziert. „Wir
kaufen 90 Prozent der 400 Tonnen Trauben zu, aus denen wir Wein
erzeugen”, erklärt Mamoru Kuroi, dessen Vater das Weingut vor 35 Jahren
gegründet hat mit der Idee, Weine zu erzeugen, die zur lokalen Küche
passen. Vergütet mit 1,10 bis 3 Euro/kg, kommen die Trauben aus
japanischen und internationalen Sorten mitunter aus entfernten Gegenden,
wie Yamanashi und Yamagata, jedoch auch aus der Umgebung, wo die Rebe
in Schwemmlandebenen wächst, die von Bergen umgeben sind.
Tamba Wine führt zahlreiche Versuche durch, um die Sorten
herauszufiltern, die am besten an die Region angepasst sind. Das Klima
ist hier feucht. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse denkt die Önologin
Tamotsu Sueda daran, letztlich sechs oder sieben Sorten zu
berücksichtigen: Tannat – sehr erfolgversprechend, Spätburgunder und
Weißburgunder, Chardonnay, Sangiovese, Cabernet-Sauvignon und Merlot.
Über 1000 Millimeter Regen
Etwa 50 Kilometer südlich, nahe der Stadt
Kobe, testet auch die Kobe Winery Sorten. Gegründet 1984, produziert
dieses Weingut 300000 Flaschen pro Jahr. Ihm gehören selbst 2,15 Hektar
und es kauft Trauben von Winzern zu, von denen einige ihre Rebflächen in
der Küstenebene nahe Kobe haben. Für Norimasa Hamahara, dem
Kellermeister des Weinguts, sind „Tempranillo, Petit Manseng und Tannat
die aussichtsreichsten Rebsorten”. Alle diese Reben müssen regenreiches
Klima vertragen. Es fallen hier tatsächlich jährlich 1000 bis 1300
Millimeter Wasser vom Himmel, mit einer Spitze im Sommer. „Um gut
arbeiten zu können und wegen der Belüftung der Reben, pflanzen wir 2000
Rebstöcke pro Hektar”, erklärt Toshikazu Yasui von der Kobe Winery. Der Abstand der Pflanzen in der
Reihe fällt großzügig aus, weil die Reben wegen der natürlichen
Verhältnisse stark wüchsig sind. Die ältesten haben beeindruckend dicke
Stämme.
Bei Tamba Wine und bei der Kobe Winery sind die Reben im Spalier
erzogen. Wegen der Regenmenge sind Echter und Falscher Mehltau sowie
Schwarzer Brenner eine ständige Bedrohung. Die Erzeuger spritzen daher
acht- bis zehnmal pro Jahr.
Um die Anzahl der Überfahrten zu verringern, decken einige Winzer die Reihen mit transparenten Folien ab, die wie eine Kapuze das Blattwerk überspannen. „Auf diese Art kann man mit fünf Überfahrten auskommen, aber es ist eine teure Lösung”, unterstreicht Mamoru Kuroi, die dieses Verfahren für die empfindlichsten Sorten reserviert, wie Semillon und Spätburgunder. Für letztere platziert er auch Reflexionsfolien zwischen den Pflanzreihen, um die Trauben zu erwärmen und mehr Farbe zu erhalten. Zudem sind die Zeilen begrünt, wie überall in diesem Weinbaubereich, um die Wasseraufnahme zu beschleunigen.
Angesichts dieser klimatischen Bedingungen stimmen die drei Güter darüber überein, dass ihre Region für Weißwein besser passt als für Rotwein. Dennoch wachsen bei der Kobe Winery 40 Prozent Trauben für Rotwein, bei Katashimo sind es 50 Prozent und bei Tamba Wine 60 Prozent.
Die Preise reichen von 7,40 Euro bis 40 Euro pro Flasche. Nur die teuersten Weine kommen ins Holzfass, weil die Güter über die Kosten wachen, um konkurrenzfähig zu bleiben gegenüber Importweinen und anderen als japanisch geführten Weinen, die jedoch nur mit fünf Prozent heimischen Trauben erzeugt wurden. „Glücklicherweise wird das Gesetz, das solchen Weinen diese Bezeichnung erlaubt, 2017 abgeschafft”, freut sich Reona Asano, Önologin bei Tamba Wine. Die echten japanischen Weine von Kansai erfahren so eine Wertsteigerung.
In diesem Weingut erhalten die sensibelsten Rebsorten aufgrund des feuchten Klimas ein Plastikdach. Ein teures Verfahren, mit dem die Zahl der Spritzungen vermindert wird. Bei Spätburgunder wird zudem Reflexionsfolie zwischen die Rebzeilen gelegt – für mehr Wärme und Farbe für die Trauben.
Um die Anzahl der Überfahrten zu verringern, decken einige Winzer die Reihen mit transparenten Folien ab, die wie eine Kapuze das Blattwerk überspannen. „Auf diese Art kann man mit fünf Überfahrten auskommen, aber es ist eine teure Lösung”, unterstreicht Mamoru Kuroi, die dieses Verfahren für die empfindlichsten Sorten reserviert, wie Semillon und Spätburgunder. Für letztere platziert er auch Reflexionsfolien zwischen den Pflanzreihen, um die Trauben zu erwärmen und mehr Farbe zu erhalten. Zudem sind die Zeilen begrünt, wie überall in diesem Weinbaubereich, um die Wasseraufnahme zu beschleunigen.
Angesichts dieser klimatischen Bedingungen stimmen die drei Güter darüber überein, dass ihre Region für Weißwein besser passt als für Rotwein. Dennoch wachsen bei der Kobe Winery 40 Prozent Trauben für Rotwein, bei Katashimo sind es 50 Prozent und bei Tamba Wine 60 Prozent.
Die Preise reichen von 7,40 Euro bis 40 Euro pro Flasche. Nur die teuersten Weine kommen ins Holzfass, weil die Güter über die Kosten wachen, um konkurrenzfähig zu bleiben gegenüber Importweinen und anderen als japanisch geführten Weinen, die jedoch nur mit fünf Prozent heimischen Trauben erzeugt wurden. „Glücklicherweise wird das Gesetz, das solchen Weinen diese Bezeichnung erlaubt, 2017 abgeschafft”, freut sich Reona Asano, Önologin bei Tamba Wine. Die echten japanischen Weine von Kansai erfahren so eine Wertsteigerung.