Der letzte Weinzuber vor Torschluss
Für die Meersburger war dieses historische Ereignis auch ein Grund zum Feiern. Geschäftsführer Martin Frank moderierte die Aktion, die von zahlreichen Winzern mit ihren geschmückten Traktoren – angeführt vom Vorsitzenden Georg Dreher – begleitet wurde.
Kellermeister Valentin Wagner verfolgte die Prozedur mit ein wenig Wehmut, aber auch mit einer guten Portion Vorfreude. „Gerade in diesem Herbst ist es so, dass ich bei meiner täglichen Arbeit denke, was alles anders und besser wird”, erklärt er. Fehlen werde ihm jedoch das einzigartige Flair der Meersburger Unterstadt, ergänzt der Kellermeister.
Mit der Ernte in diesem Jahr ist Valentin Wagner hoch zufrieden. Wegen der Menge habe man sogar eine Zwangspause einlegen müssen. „Wir hatten in den ersten acht Tagen so viel Trauben wie 2021 in der kompletten Lese, da kamen wir tatsächlich an unsere Kapazitätsgrenzen und konnten drei Tage nichts annehmen.”
Der Ansturm war unter anderem dem perfekten Lesewetter geschuldet. Und nach 20 Tagen war bereits alles geschafft. Möglicherweise werde man in diesem Jahr die bisherige Marke von einer halben Million Litern Wein knacken, stellte Wagner in Aussicht.
Geschäftsführer Martin Frank wurde die historische Bedeutung des Tages erst später so richtig bewusst: „Ich war organisatorisch derart eingebunden und bin aktuell so im Neubau integriert, dass mir das ganze Ausmaß in der Situation gar nicht so klar war”, erklärt er. Als er die ersten Bilder sah, war er völlig überrascht, wie viele Leute dem Spektakel beigewohnt hatten. Der Weinverkauf und der Ausschank des Winzervereins werden definitiv in der Unterstadt bleiben, betonte er. Das Keltergebäude hingegen werde in den kommenden Jahren zu einem Gastronomie- und Hotelbetrieb umgestaltet, der sich auch für Veranstaltungen des Winzervereins Meersburg eigne. Wo das traditionelle Winzerfest im Sommer künftig stattfinde, sei noch unklar. Im kommenden Jahr soll es aber voraussichtlich noch einmal in der Unterstadt stattfinden, erklärt der Geschäftsführer.