Nachrichten | 02. November 2023

Präziser durch lokale Messung

Von Petra Littner
Für Winzer und Landwirte ist oftmals entscheidend, ob mit Regen, Hitze oder Frost zu rechnen ist. Wie eine Wetterstation der Firma Meteosol Daten erfasst und wie diese verwertet werden, erläuterten Experten in Bad Krozingen-Schlatt.
Während der Installation der Meteosol-Anlage erklären die Experten deren Funktionen (v.l.): Weinbaupräsident Rainer Zeller, Fritz Waßmer, Hans-Ulrich Eppler, (kniend:) Thomas Haecker und Meteorologe Jörg Kachelmann.
Dass man’s beim Wetter nie allen recht machen kann, ist keine neue Weisheit. Allerdings kann gerade bei Sonderkulturen ein einziges Wetterereignis über Gedeih oder Verderb  entscheiden. So hatte am 24. Juli und erneut am 24. August dieses Jahres heftiger Hagel Winzer im Markgräflerland lokal um bis zu 80 Prozent ihrer Ernte gebracht.
Fritz Waßmer, der auf einem seiner Felder bei Bad Krozingen-Schlatt eine neue Wettermessstation installieren ließ, verspricht sich durch die Daten auch eine zuverlässigere Prognose für Frost, Starkregen, Sturm und Dürre. Und während Agraringenieur Thomas Haecker von der Firma Meteosol die letzte Schraube festzieht, erklärt Hans-Ullrich Eppler, Bezirksdirektor Baden-Württemberg der Vereinigten Hagelversicherung – des Mutterunternehmens der Meteosol –,  das ambitionierte Ziel: In Deutschland will man in Kooperation mit dem bekannten TV-Meteorologen Jörg Kachelmann das Prognosesystem mit den meisten Wetterstationen werden. Deutschlandweit sind inzwischen 1014 Meteosol-Wetterstationen in Betrieb, in Baden-Württemberg stehen 104, davon acht in Baden.  Lücken „füllt” Wetterexperte Kachelmann in eigener Initiative durch technisch einfachere Lösungen auf. Umso mehr freue man sich, wenn neue Betreiber dazukämen, die sich für eine der technisch ausgereiften Versionen entscheiden, betont Eppler.
Modulares System
Je kleinräumiger die Messung, umso präziser die Prognose, lautet die simple Erklärung. Denn je weiter die einzelnen Messstationen auseinander liegen, umso stärker können Temperatur, Niederschlagsmenge und Windstärke voneinander abweichen. Nach dem „1 mal 1 Kilometer-Prinzip” soll ein engmaschiges Netzwerk entstehen. Das modulare System kann nach den individuellen Bedürfnissen und dem Standort entsprechend von der Grundausstattung bis zur High-End-Lösung in vier Varianten bestückt werden. Fritz Waßmer hat sich für die Vollversion entschieden, bei der im Boden und fünf Zentimeter darüber die Feuchtigkeit und die bodennahe Temperatur ermittelt werden, in zwei Metern Höhe die Lufttemperatur und an der Spitze des zehn Meter hohen Masts die Windstärke.  Außerdem werden Luftfeuchtigkeit und Luftdruck sowie die Globalstrahlung gemessen und in einem  Becher daneben die Niederschlagsmenge registriert. Rund 2.400 Euro hat der Winzer und Landwirt dafür investiert und ist nun auch der Eigentümer. Sein großflächiger Acker bei Schlatt, ohne Bäume und Gebäude in der Nähe, bietet ideale Voraussetzungen, erläutert der Monteur. Und Kachelmann ergänzt, dass es mitten in einer Stadt oder auf einem Balkon natürlich weniger Sinn mache, Wetterdaten zu erheben, die der Landwirtschaft nützlich seien.  
Messdaten per App
Per App können auf dem mobilen Endgerät aktuelle Messdaten der Meteosol-Wetterstation sowie eine datenbasierte Vorschau abgerufen werden.
Die Messdaten können per App auf dem Smartphone abgerufen werden. Es gibt auch eine Alarmfunktion, die zum Beispiel bei Überschreitung einer voreingestellten Temperatur oder Niederschlagsmenge warnt. Der Vereinigten Hagel dienen die Daten bei einer Schadensregulierung, während sie dem Meteorologen für seine Vorhersagen nutzen. Die permanent aktualisierten Informationen  werden vom Team um Jörg Kachelmann in dessen Firma in der Schweiz ausgewertet und helfen, die Wetterprognosen zu verbessern.  
Die Vereinigte Hagelversicherung, die alles versichere, was draußen wächst, wie Eppler es zusammenfasste, habe in erster Linie Interesse an den Messdaten und biete das Meteosol-Baukastensystem deshalb quasi zum Selbstkostenpreis an. Bei der Auswahl des Standorts und der benötigten Module berät das Serviceteam, das auch den Aufbau übernimmt und sich bei Bedarf um die Wartung der autarken Stationen kümmert. Die Funktionstüchtigkeit wird fernüberwacht und nach einigen Jahren oder bei technischen Neuerungen ein Update angeboten. Eine Messstation kann auch von mehreren Interessenten gemeinsam finanziert und betrieben werden. Die App steht für bis zu zehn Personen zur Verfügung.
Der Agrarwetterservice kann auch im Weinbau nützlich sein. Jörg Kachelmann greift beispielsweise aktuell auf Daten vom Ihringer Winklerberg und beim Weingut Schätzle in Vogtsburg zu. Winzern sei jedoch in erster Linie zu einer Mehrgefahrenversicherung geraten, wie sie von der Vereinigten Hagel angeboten und in Baden-Württemberg mit bis zu 50% der Versicherungsprämie gefördert wird. „Wir begrüßen jede Methode, die es uns ermöglicht, eine Vorschau besser zu beurteilen”, erklärte der Präsident des Badischen Weinbauverbands, Rainer Zeller. 
Interessenten können sich  bei Meteosol per E-Mail unter info@meteosol.de melden. Weitere Infos unter meteosol.de.