Weinbauverband | 01. Dezember 2020

Der Blick ist nach vorne gerichtet

Von BWV/Klein
Zum ersten Mal eröffnete der neue Präsident des Badischen Weinbauverbandes, Rainer Zeller, am 5. November die Mitgliederversammlung in Offenburg. Sie fand unter dem Einfluss der Corona-Beschränkungen ausschließlich online statt – eine Premiere in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Verbandes.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk spricht in Offenburg anlässlich der Mitgliederversammlung des Badischen Weinbauverbandes. Ebenfalls auf dem Podium (von links): Weinbaupräsident Rainer Zeller, Peter Wohlfarth, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, und Vizepräsident Thomas Walz
Trotz oder gerade wegen der widrigen Umstände zu Corona-Zeiten hat es sich Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) nicht nehmen lassen, die rund 100 Online-Teilnehmer der Mitgliederversammlung des Badischen Weinbauverbandes zuhause an den Computern zu begrüßen. Hauk ging unter anderem auf Förderprogramme der Landesregierung ein, die die Winzer in Baden unterstützen, etwa die Förderung von Prämien zur Mehrgefahrenversicherung. Hauk stellte die Bedeutung der innerbetrieblichen Risikoabsicherung vor dem Hintergrund zunehmender Witterungsextreme, hervorgerufen durch Klimaveränderungen, heraus.
Er betonte, dass die Folgen des menschengemachten Klimawandels, die in besonderem Maß Landwirtschaft und Weinbau träfen, von der Gesellschaft finanziell getragen werden müssten. Unterstützung des Landes erfahre die Branche unter anderem durch das elf Millionen Euro umfassende Investitions- und Strukturprogramm sowie durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen wie „Natürlich von daheim” oder „Wir versorgen unser Land”. Diese sollen die Bedeutung regionaler Lebens- und Genussmittel in den Fokus der Verbraucher rücken.
Artenschutz und Biodiversität
Auch auf Artenschutz und Biodiversität ging Minister Hauk ein. Er begrüßte, dass in der Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Verbänden in Baden-Württemberg ein Interessenausgleich zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz hergestellt werden konnte, und betonte in diesem Zusammenhang, dass die Umsetzung der Forderungen der Initiative Pro Biene das „sichere Aus” für die heimische Landwirtschaft bedeutet hätte. Umso wichtiger sei es, in einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung die gemeinsamen Ziele Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sowie Förderung von Biodiversität und ökologischer Produktion zu erreichen.
Des Weiteren sprach er die Folgen der Corona-Pandemie an, die sich auch deutlich auf die Weinbaubetriebe ausgewirkt hätten. Hauk erwähnte in diesem Zusammenhang Absatzeinbrüche in der Gastronomie und erschwerte Bedingungen im Einsatz von Saisonarbeitskräften. Zugleich lobte er die Winzer für das konsequente Einhalten von Hygienevorschriften, was dazu geführt habe, dass es keine Infektionsfälle unter Saison- und Aushilfsarbeitskräften im Weinbau gegeben habe.
Verbandspräsident Rainer Zeller bedankte sich für die Unterstützung seitens des Ministeriums und sagte seinerseits eine offene und konstruktive Zusammenarbeit in den wichtigen bevorstehenden Themen seitens des Verbandes zu.
Interessensausgleich gelungen
Die Existenzbedrohung der Winzer durch die Pandemie thematisierten auch die beiden Landtagsabgeordneten Sabine Wölfle (SPD) und Volker Schebesta (CDU) in ihren Grußworten. Beide erkannten an, dass mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz ein Ausgleich unterschiedlichster Interessen gelungen sei. Auch wenn, so Wölfle, der Prozess genau beobachtet werden und bei Bedarf nachgesteuert werden müsse.
Das Zustandekommen des Biodiversitätsstärkungsgesetzes beleuchtete dann auch Geschäftsführer Peter Wohlfarth in seinen Ausführungen zum Tätigkeitsbericht für das Jahr 2019. Dabei schilderte er die Entwicklung, die mit der radikalen Initiative ProBiene einen irrlichternden Anfang nahm, aber dank des gemeinschaftlichen Engagements der landwirtschaftlichen Verbände schließlich zu einer Art Gesellschaftsvertrag geführt habe. „Wir Verbände”, so Wohlfarth, „haben bewiesen, wie groß der Zusammenhalt innerhalb der Landwirtschaft sein kann. Gemeinsam haben wir den Volksantrag ‚Rettet die Bienen‘ auf den Weg gebracht und damit nicht nur 90.000 Menschen mobilisiert, sondern auch Möglichkeiten aufgezeigt, die Artenvielfalt in unseren weinbaulich geprägten Landschaften zu erhalten und zu fördern.”
Explizit bedankte sich Wohlfarth beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband, den anderen beteiligten Verbänden sowie bei den Unterstützern und Spendern aus der Weinbranche für die kollegiale Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung und Umsetzung des Volksantrages.
 
Kilian Schneider gewürdigt
Auch hob er den aufopferungsvollen Einsatz des früheren Präsidenten Kilian Schneider hervor, der sich in zahlreichen Diskussionsrunden für die Belange der Winzer eingesetzt habe. Von der Politik forderte der Geschäftsführer des Weinbauverbandes insbesondere praktikable Lösungen. „Jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft muss in die Lage versetzt werden, seinen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt leisten zu können”, forderte Wohlfarth. „Die badischen Winzer sind dazu bereit, ihren Teil beizutragen, und bauen dabei auf die volle Unterstützung durch Politik und Verbraucher. Die Regelungen, auf die man sich in Baden-Württemberg verständigt hat, können auch als Blaupause für den Bund dienen”, zeigte sich Wohlfarth überzeugt.
Entwicklungen in Folge der Corona-Pandemie hätten gezeigt, dass heimische Produkte in der Verbrauchergunst gestiegen sind. Diesen Trend gelte es zu stärken, um die kleinteiligen Strukturen, die Baden auszeichnen und die ein Garant für Vielfalt sind, für die kommenden Generationen zu erhalten.
Wohlfarth ging auch auf die Arbeit der Schutzgemeinschaft der geschützten Ursprungsbezeichnung Baden ein und gab einen Ausblick auf die Weingesetzänderung, die unmittelbar bevorsteht. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch einen Visionsprozess, der bereits 2019 in Baden angestoßen wurde. 
„Vision Baden”
„Die ‚Vision Baden‘ wird zur weiteren Profilierung Badens im Wettbewerb der Regionen beitragen”, so Wohlfarth. „Wir haben in Baden viel zu bieten und Herkunft ist ein Wert, der nicht austauschbar ist.” In den Visionsprozess seien touristische Institutionen ebenso eingebunden wie Hotellerie und Gastronomie und natürlich die Weinwerbeorganisationen. Den Fortbestand der Gebietsweinwerbung Badischer Wein GmbH bezeichnet Wohlfarth als weiteren wichtigen Schritt zur Profilierung der Marke „Baden”. Er begrüßte, dass die 2019 vollzogene Neuorganisation der Weinwerbung die Fortführung dieser Aufgabe gesichert habe.
In seinen Schlussworten dankte Vizepräsident Thomas Walz den Weinhoheiten für ihr Engagement, das sie während der Pandemie um ein weiteres Jahr verlängert haben. Walz konstatierte, dass der Weinbauverband die vielfältigen Herausforderungen vom Artenschutz über den Klimawandel bis hin zur Marktsituation positiv annehme und die Chancen, die sich unter anderem durch die Weingesetzänderung ergäben, nutze. Dafür sprach er seinen Kollegen im Präsidium, den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle und der Geschäftsführung seinen Dank aus.